jeder Splitter des Turmalins zeigt dieselben Eigenschaften, indem er auf Glas liegend erhitzt sich entweder (wie Brewster an- giebt) fest an das Glas anhängt, oder doch deutliche Anziehung auf kleine Körper äußert.
Der Boracit, dessen Crystallform der Würfel mit abgestumpf- ten Ecken ist, wird ebenfalls während der Zunahme und wäh- rend der Abnahme der Wärme electrisch, und auch bei ihm ver- tauschen sich die Pole, wenn statt der Wärmezunahme die Abküh- lung eintritt. Er hat vier electrische Axen, die mit den vier Dia- gonalen des Würfels übereinstimmen, und das eine Ende jeder solchen Axe ist positiv, das andre negativ. Köhler bemerkt, daß immer am einen Ende jeder Axe eine glatte Octaederfläche die Abstumpfung der Würfel-Ecke macht, und daß diese am andern Ende der Axe ganz fehlt oder doch rauh und unvollkommen ist. Bei zunehmender Erwärmung ist jene negativ, diese positiv, und das Entgegengesetzte findet bei der Abkühlung statt.
Die bisher angeführten Entdeckungen, die größten Theils schon vor dem Jahre 1790 gemacht waren, schienen beinahe alles das, was die Electricität an merkwürdigen Erscheinungen darbot, erschöpft zu haben, als eine zufällig bemerkte, ziemlich unbedeu- tend scheinende, Beobachtung die Veranlassung zu den unerwar- tetsten neuen Entdeckungen gab.
Jene zufällig beobachtete Erscheinung bestand nämlich darin, daß bei dem Präpariren von Froschschenkeln in Galvani's Zim- mer bemerkt wurde, daß diese bei der Berührung des Cruralner- ven mit einem Metalle zuckten, wenn aus einer entfernt stehen- den Electrisirmaschine Funken gezogen wurden. Genau betrachtet enthält diese Erfahrung nichts, was uns so sehr unerwartet erschei-
jeder Splitter des Turmalins zeigt dieſelben Eigenſchaften, indem er auf Glas liegend erhitzt ſich entweder (wie Brewſter an- giebt) feſt an das Glas anhaͤngt, oder doch deutliche Anziehung auf kleine Koͤrper aͤußert.
Der Boracit, deſſen Cryſtallform der Wuͤrfel mit abgeſtumpf- ten Ecken iſt, wird ebenfalls waͤhrend der Zunahme und waͤh- rend der Abnahme der Waͤrme electriſch, und auch bei ihm ver- tauſchen ſich die Pole, wenn ſtatt der Waͤrmezunahme die Abkuͤh- lung eintritt. Er hat vier electriſche Axen, die mit den vier Dia- gonalen des Wuͤrfels uͤbereinſtimmen, und das eine Ende jeder ſolchen Axe iſt poſitiv, das andre negativ. Koͤhler bemerkt, daß immer am einen Ende jeder Axe eine glatte Octaederflaͤche die Abſtumpfung der Wuͤrfel-Ecke macht, und daß dieſe am andern Ende der Axe ganz fehlt oder doch rauh und unvollkommen iſt. Bei zunehmender Erwaͤrmung iſt jene negativ, dieſe poſitiv, und das Entgegengeſetzte findet bei der Abkuͤhlung ſtatt.
Die bisher angefuͤhrten Entdeckungen, die groͤßten Theils ſchon vor dem Jahre 1790 gemacht waren, ſchienen beinahe alles das, was die Electricitaͤt an merkwuͤrdigen Erſcheinungen darbot, erſchoͤpft zu haben, als eine zufaͤllig bemerkte, ziemlich unbedeu- tend ſcheinende, Beobachtung die Veranlaſſung zu den unerwar- tetſten neuen Entdeckungen gab.
Jene zufaͤllig beobachtete Erſcheinung beſtand naͤmlich darin, daß bei dem Praͤpariren von Froſchſchenkeln in Galvani's Zim- mer bemerkt wurde, daß dieſe bei der Beruͤhrung des Cruralner- ven mit einem Metalle zuckten, wenn aus einer entfernt ſtehen- den Electriſirmaſchine Funken gezogen wurden. Genau betrachtet enthaͤlt dieſe Erfahrung nichts, was uns ſo ſehr unerwartet erſchei-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0340"n="326"/>
jeder Splitter des Turmalins zeigt dieſelben Eigenſchaften, indem<lb/>
er auf Glas liegend erhitzt ſich entweder (wie <hirendition="#g">Brewſter</hi> an-<lb/>
giebt) feſt an das Glas anhaͤngt, oder doch deutliche Anziehung<lb/>
auf kleine Koͤrper aͤußert.</p><lb/><p>Der Boracit, deſſen Cryſtallform der Wuͤrfel mit abgeſtumpf-<lb/>
ten Ecken iſt, wird ebenfalls waͤhrend der Zunahme und waͤh-<lb/>
rend der Abnahme der Waͤrme electriſch, und auch bei ihm ver-<lb/>
tauſchen ſich die Pole, wenn ſtatt der Waͤrmezunahme die Abkuͤh-<lb/>
lung eintritt. Er hat vier electriſche Axen, die mit den vier Dia-<lb/>
gonalen des Wuͤrfels uͤbereinſtimmen, und das eine Ende jeder<lb/>ſolchen Axe iſt poſitiv, das andre negativ. <hirendition="#g">Koͤhler</hi> bemerkt, daß<lb/>
immer am einen Ende jeder Axe eine glatte Octaederflaͤche die<lb/>
Abſtumpfung der Wuͤrfel-Ecke macht, und daß dieſe am andern<lb/>
Ende der Axe ganz fehlt oder doch rauh und unvollkommen iſt.<lb/>
Bei zunehmender Erwaͤrmung iſt jene negativ, dieſe poſitiv, und<lb/>
das Entgegengeſetzte findet bei der Abkuͤhlung ſtatt.</p></div></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><divn="1"><head><hirendition="#g"><hirendition="#b">Zwanzigſte Vorleſung</hi></hi>.</head><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><divn="2"><head><hirendition="#g">Galvani's Entdeckung neuer electriſcher Erſcheinungen</hi>.</head><lb/><p>Die bisher angefuͤhrten Entdeckungen, die groͤßten Theils<lb/>ſchon vor dem Jahre 1790 gemacht waren, ſchienen beinahe alles<lb/>
das, was die Electricitaͤt an merkwuͤrdigen Erſcheinungen darbot,<lb/>
erſchoͤpft zu haben, als eine zufaͤllig bemerkte, ziemlich unbedeu-<lb/>
tend ſcheinende, Beobachtung die Veranlaſſung zu den unerwar-<lb/>
tetſten neuen Entdeckungen gab.</p><lb/><p>Jene zufaͤllig beobachtete Erſcheinung beſtand naͤmlich darin,<lb/>
daß bei dem Praͤpariren von Froſchſchenkeln in <hirendition="#g">Galvani's</hi> Zim-<lb/>
mer bemerkt wurde, daß dieſe bei der Beruͤhrung des Cruralner-<lb/>
ven mit einem Metalle zuckten, wenn aus einer entfernt ſtehen-<lb/>
den Electriſirmaſchine Funken gezogen wurden. Genau betrachtet<lb/>
enthaͤlt dieſe Erfahrung nichts, was uns ſo ſehr unerwartet erſchei-<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[326/0340]
jeder Splitter des Turmalins zeigt dieſelben Eigenſchaften, indem
er auf Glas liegend erhitzt ſich entweder (wie Brewſter an-
giebt) feſt an das Glas anhaͤngt, oder doch deutliche Anziehung
auf kleine Koͤrper aͤußert.
Der Boracit, deſſen Cryſtallform der Wuͤrfel mit abgeſtumpf-
ten Ecken iſt, wird ebenfalls waͤhrend der Zunahme und waͤh-
rend der Abnahme der Waͤrme electriſch, und auch bei ihm ver-
tauſchen ſich die Pole, wenn ſtatt der Waͤrmezunahme die Abkuͤh-
lung eintritt. Er hat vier electriſche Axen, die mit den vier Dia-
gonalen des Wuͤrfels uͤbereinſtimmen, und das eine Ende jeder
ſolchen Axe iſt poſitiv, das andre negativ. Koͤhler bemerkt, daß
immer am einen Ende jeder Axe eine glatte Octaederflaͤche die
Abſtumpfung der Wuͤrfel-Ecke macht, und daß dieſe am andern
Ende der Axe ganz fehlt oder doch rauh und unvollkommen iſt.
Bei zunehmender Erwaͤrmung iſt jene negativ, dieſe poſitiv, und
das Entgegengeſetzte findet bei der Abkuͤhlung ſtatt.
Zwanzigſte Vorleſung.
Galvani's Entdeckung neuer electriſcher Erſcheinungen.
Die bisher angefuͤhrten Entdeckungen, die groͤßten Theils
ſchon vor dem Jahre 1790 gemacht waren, ſchienen beinahe alles
das, was die Electricitaͤt an merkwuͤrdigen Erſcheinungen darbot,
erſchoͤpft zu haben, als eine zufaͤllig bemerkte, ziemlich unbedeu-
tend ſcheinende, Beobachtung die Veranlaſſung zu den unerwar-
tetſten neuen Entdeckungen gab.
Jene zufaͤllig beobachtete Erſcheinung beſtand naͤmlich darin,
daß bei dem Praͤpariren von Froſchſchenkeln in Galvani's Zim-
mer bemerkt wurde, daß dieſe bei der Beruͤhrung des Cruralner-
ven mit einem Metalle zuckten, wenn aus einer entfernt ſtehen-
den Electriſirmaſchine Funken gezogen wurden. Genau betrachtet
enthaͤlt dieſe Erfahrung nichts, was uns ſo ſehr unerwartet erſchei-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832, S. 326. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre03_1832/340>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.