Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832.

Bild:
<< vorherige Seite

zusammen drückt, und wenn diese Compression zu bedeutend wird,
seitwärts gedrängt wird.

Auch die Farbe des Funkens ist ungleich, indem sich mit dem
weißen Lichte bald mehr ein violettes, bald mehr ein röthliches,
bald ein dunkelblaues Licht verbindet. Pfaffs Bemerkung, daß
der vom positiv geladenen Leiter hervorgehende Funke in der größern
und ersten Hälfte seiner Bahn mehr röthlich violett, im letzten
Theile der Bahn mehr blau sei, scheint mir den meisten Erfah-
rungen entsprechend; aber auch hier zeigen sich viele Ungleichheiten,
unter denen mir die, daß bei minder trockener Luft die Funken
mehr dunkelblau sind, ziemlich constant scheint. Auch die Materie
der Körper, aus welchen der Funke hervorgeht, hat Einfluß auf
die Farbe, und es ist dies um so weniger zu verwundern, da die
Versuche mit der voltäischen Säule im Verbrennen der Metall-
blättchen die bestimmte Abhängigkeit der Farbe des Funkens von
der Materie, die beim Uebergange getroffen wird, zeigen.

Der Funke der Flaschen ist kürzer, als der des bloßen Leiters,
weil die von den Belegungen abwärts, gegen den Knopf der
Flasche hin, wirkende Kraft der Electricität so sehr geringe ist;
aber der Funke ist zugleich viel glänzender, wie es der großen
Menge electrischer Materie angemessen ist, die hier in einem Au-
genblicke übergeht. Bei starken Schlägen nähert sich dieses, dann
überaus glänzende, Licht sehr dem Weißen, bei kleinen Flaschen ist
der Funke zuweilen violett, zuweilen kupferfarben.

Da an jeder Unterbrechung der Leitung ein Funke über-
schlägt, so hat dies zu mancherlei unterhaltenden Anwendungen,
wo die überschlagenden Funken bestimmte Figuren, Buchstaben
u. s. w. bilden, Gelegenheit gegeben. Durch dieses fast zahllose
Ueberschlagen von Funken kann man im dunkeln Raume eine
ziemlich erhebliche Erhellung hervorbringen.

Electrisches Licht im luftleeren Raume.

Wenn man die Luft verdünnt, so hört die Isolirung, welche
die Luft gewährte, auf, und die Electricität strömt von dem gelade-
nen Leiter leichter nach allen Seiten aus. Schon Hawksbee hat
1709 über diesen Gegenstand viele Versuche angestellt. Er brachte
einen luftleeren Glascylinder in einen zweiten mit Luft gefüllten

zuſammen druͤckt, und wenn dieſe Compreſſion zu bedeutend wird,
ſeitwaͤrts gedraͤngt wird.

Auch die Farbe des Funkens iſt ungleich, indem ſich mit dem
weißen Lichte bald mehr ein violettes, bald mehr ein roͤthliches,
bald ein dunkelblaues Licht verbindet. Pfaffs Bemerkung, daß
der vom poſitiv geladenen Leiter hervorgehende Funke in der groͤßern
und erſten Haͤlfte ſeiner Bahn mehr roͤthlich violett, im letzten
Theile der Bahn mehr blau ſei, ſcheint mir den meiſten Erfah-
rungen entſprechend; aber auch hier zeigen ſich viele Ungleichheiten,
unter denen mir die, daß bei minder trockener Luft die Funken
mehr dunkelblau ſind, ziemlich conſtant ſcheint. Auch die Materie
der Koͤrper, aus welchen der Funke hervorgeht, hat Einfluß auf
die Farbe, und es iſt dies um ſo weniger zu verwundern, da die
Verſuche mit der voltaͤiſchen Saͤule im Verbrennen der Metall-
blaͤttchen die beſtimmte Abhaͤngigkeit der Farbe des Funkens von
der Materie, die beim Uebergange getroffen wird, zeigen.

Der Funke der Flaſchen iſt kuͤrzer, als der des bloßen Leiters,
weil die von den Belegungen abwaͤrts, gegen den Knopf der
Flaſche hin, wirkende Kraft der Electricitaͤt ſo ſehr geringe iſt;
aber der Funke iſt zugleich viel glaͤnzender, wie es der großen
Menge electriſcher Materie angemeſſen iſt, die hier in einem Au-
genblicke uͤbergeht. Bei ſtarken Schlaͤgen naͤhert ſich dieſes, dann
uͤberaus glaͤnzende, Licht ſehr dem Weißen, bei kleinen Flaſchen iſt
der Funke zuweilen violett, zuweilen kupferfarben.

Da an jeder Unterbrechung der Leitung ein Funke uͤber-
ſchlaͤgt, ſo hat dies zu mancherlei unterhaltenden Anwendungen,
wo die uͤberſchlagenden Funken beſtimmte Figuren, Buchſtaben
u. ſ. w. bilden, Gelegenheit gegeben. Durch dieſes faſt zahlloſe
Ueberſchlagen von Funken kann man im dunkeln Raume eine
ziemlich erhebliche Erhellung hervorbringen.

Electriſches Licht im luftleeren Raume.

Wenn man die Luft verduͤnnt, ſo hoͤrt die Iſolirung, welche
die Luft gewaͤhrte, auf, und die Electricitaͤt ſtroͤmt von dem gelade-
nen Leiter leichter nach allen Seiten aus. Schon Hawksbee hat
1709 uͤber dieſen Gegenſtand viele Verſuche angeſtellt. Er brachte
einen luftleeren Glascylinder in einen zweiten mit Luft gefuͤllten

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0308" n="294"/>
zu&#x017F;ammen dru&#x0364;ckt, und wenn die&#x017F;e Compre&#x017F;&#x017F;ion zu bedeutend wird,<lb/>
&#x017F;eitwa&#x0364;rts gedra&#x0364;ngt wird.</p><lb/>
          <p>Auch die Farbe des Funkens i&#x017F;t ungleich, indem &#x017F;ich mit dem<lb/>
weißen Lichte bald mehr ein violettes, bald mehr ein ro&#x0364;thliches,<lb/>
bald ein dunkelblaues Licht verbindet. <hi rendition="#g">Pfaffs</hi> Bemerkung, daß<lb/>
der vom po&#x017F;itiv geladenen Leiter hervorgehende Funke in der gro&#x0364;ßern<lb/>
und er&#x017F;ten Ha&#x0364;lfte &#x017F;einer Bahn mehr ro&#x0364;thlich violett, im letzten<lb/>
Theile der Bahn mehr blau &#x017F;ei, &#x017F;cheint mir den mei&#x017F;ten Erfah-<lb/>
rungen ent&#x017F;prechend; aber auch hier zeigen &#x017F;ich viele Ungleichheiten,<lb/>
unter denen mir die, daß bei minder trockener Luft die Funken<lb/>
mehr dunkelblau &#x017F;ind, ziemlich con&#x017F;tant &#x017F;cheint. Auch die Materie<lb/>
der Ko&#x0364;rper, aus welchen der Funke hervorgeht, hat Einfluß auf<lb/>
die Farbe, und es i&#x017F;t dies um &#x017F;o weniger zu verwundern, da die<lb/>
Ver&#x017F;uche mit der volta&#x0364;i&#x017F;chen Sa&#x0364;ule im Verbrennen der Metall-<lb/>
bla&#x0364;ttchen die be&#x017F;timmte Abha&#x0364;ngigkeit der Farbe des Funkens von<lb/>
der Materie, die beim Uebergange getroffen wird, zeigen.</p><lb/>
          <p>Der Funke der Fla&#x017F;chen i&#x017F;t ku&#x0364;rzer, als der des bloßen Leiters,<lb/>
weil die von den Belegungen abwa&#x0364;rts, gegen den Knopf der<lb/>
Fla&#x017F;che hin, wirkende Kraft der Electricita&#x0364;t &#x017F;o &#x017F;ehr geringe i&#x017F;t;<lb/>
aber der Funke i&#x017F;t zugleich viel gla&#x0364;nzender, wie es der großen<lb/>
Menge electri&#x017F;cher Materie angeme&#x017F;&#x017F;en i&#x017F;t, die hier in einem Au-<lb/>
genblicke u&#x0364;bergeht. Bei &#x017F;tarken Schla&#x0364;gen na&#x0364;hert &#x017F;ich die&#x017F;es, dann<lb/>
u&#x0364;beraus gla&#x0364;nzende, Licht &#x017F;ehr dem Weißen, bei kleinen Fla&#x017F;chen i&#x017F;t<lb/>
der Funke zuweilen violett, zuweilen kupferfarben.</p><lb/>
          <p>Da an jeder Unterbrechung der Leitung ein Funke u&#x0364;ber-<lb/>
&#x017F;chla&#x0364;gt, &#x017F;o hat dies zu mancherlei unterhaltenden Anwendungen,<lb/>
wo die u&#x0364;ber&#x017F;chlagenden Funken be&#x017F;timmte Figuren, Buch&#x017F;taben<lb/>
u. &#x017F;. w. bilden, Gelegenheit gegeben. Durch die&#x017F;es fa&#x017F;t zahllo&#x017F;e<lb/>
Ueber&#x017F;chlagen von Funken kann man im dunkeln Raume eine<lb/>
ziemlich erhebliche Erhellung hervorbringen.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#g">Electri&#x017F;ches Licht im luftleeren Raume</hi>.</head><lb/>
          <p>Wenn man die Luft verdu&#x0364;nnt, &#x017F;o ho&#x0364;rt die I&#x017F;olirung, welche<lb/>
die Luft gewa&#x0364;hrte, auf, und die Electricita&#x0364;t &#x017F;tro&#x0364;mt von dem gelade-<lb/>
nen Leiter leichter nach allen Seiten aus. Schon <hi rendition="#g">Hawksbee</hi> hat<lb/>
1709 u&#x0364;ber die&#x017F;en Gegen&#x017F;tand viele Ver&#x017F;uche ange&#x017F;tellt. Er brachte<lb/>
einen luftleeren Glascylinder in einen zweiten mit Luft gefu&#x0364;llten<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[294/0308] zuſammen druͤckt, und wenn dieſe Compreſſion zu bedeutend wird, ſeitwaͤrts gedraͤngt wird. Auch die Farbe des Funkens iſt ungleich, indem ſich mit dem weißen Lichte bald mehr ein violettes, bald mehr ein roͤthliches, bald ein dunkelblaues Licht verbindet. Pfaffs Bemerkung, daß der vom poſitiv geladenen Leiter hervorgehende Funke in der groͤßern und erſten Haͤlfte ſeiner Bahn mehr roͤthlich violett, im letzten Theile der Bahn mehr blau ſei, ſcheint mir den meiſten Erfah- rungen entſprechend; aber auch hier zeigen ſich viele Ungleichheiten, unter denen mir die, daß bei minder trockener Luft die Funken mehr dunkelblau ſind, ziemlich conſtant ſcheint. Auch die Materie der Koͤrper, aus welchen der Funke hervorgeht, hat Einfluß auf die Farbe, und es iſt dies um ſo weniger zu verwundern, da die Verſuche mit der voltaͤiſchen Saͤule im Verbrennen der Metall- blaͤttchen die beſtimmte Abhaͤngigkeit der Farbe des Funkens von der Materie, die beim Uebergange getroffen wird, zeigen. Der Funke der Flaſchen iſt kuͤrzer, als der des bloßen Leiters, weil die von den Belegungen abwaͤrts, gegen den Knopf der Flaſche hin, wirkende Kraft der Electricitaͤt ſo ſehr geringe iſt; aber der Funke iſt zugleich viel glaͤnzender, wie es der großen Menge electriſcher Materie angemeſſen iſt, die hier in einem Au- genblicke uͤbergeht. Bei ſtarken Schlaͤgen naͤhert ſich dieſes, dann uͤberaus glaͤnzende, Licht ſehr dem Weißen, bei kleinen Flaſchen iſt der Funke zuweilen violett, zuweilen kupferfarben. Da an jeder Unterbrechung der Leitung ein Funke uͤber- ſchlaͤgt, ſo hat dies zu mancherlei unterhaltenden Anwendungen, wo die uͤberſchlagenden Funken beſtimmte Figuren, Buchſtaben u. ſ. w. bilden, Gelegenheit gegeben. Durch dieſes faſt zahlloſe Ueberſchlagen von Funken kann man im dunkeln Raume eine ziemlich erhebliche Erhellung hervorbringen. Electriſches Licht im luftleeren Raume. Wenn man die Luft verduͤnnt, ſo hoͤrt die Iſolirung, welche die Luft gewaͤhrte, auf, und die Electricitaͤt ſtroͤmt von dem gelade- nen Leiter leichter nach allen Seiten aus. Schon Hawksbee hat 1709 uͤber dieſen Gegenſtand viele Verſuche angeſtellt. Er brachte einen luftleeren Glascylinder in einen zweiten mit Luft gefuͤllten

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre03_1832
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre03_1832/308
Zitationshilfe: Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832, S. 294. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre03_1832/308>, abgerufen am 13.11.2024.