auf ihm reichlich vorhandene positive Electricität nur dann sich über den ganzen Deckel und bis zum Electrometer hin verbreitet, wenn er sich nicht in der Wirkungssphäre der negativen Electri- cität auf der Harzplatte befindet. Entladet man den Deckel, wenn er hoch gehoben ist, und nähert ihn dann isolirt der Harzplatte, so steigt das Electrometer und zwar nun mit negativer Electricität; hebt man ihn aber wieder, ohne ihn zu berühren, so zeigt sich keine Electricität mehr. Bei allen diesen Versuchen muß der Deckel so gehoben werden, daß er der Harzplatte parallel bleibt; giebt man ihm eine geneigte Stellung, so geht die Electricität zu sehr auf eine Seite des Deckels über und strömt leichter aus.
Erfindung des Electrophors. Anwendung. -- Elec- trische Lampe.
Doch ich habe wohl hinreichend den ganzen Gang der Er- scheinungen erklärt, und fürchte, daß alle diese Einzelheiten Ihnen nur als Wiederholungen erscheinen. Ich füge daher nur noch kurz die Bemerkung hinzu, daß schon Wilke 1762 Wirkungen wie die, welche das Electrophor zeigt, an beweglichen Belegungen einer Glasplatte dargestellt hatte, daß aber Volta 1775 durch Erfindung des Electrophors in seiner jetzigen bequemen Form und durch eine vollständigere Erklärung der damit angestellten Versuche sich ein bedeutendes Verdienst um die Erweiterung der Lehre von der Vertheilungs-Electricität erwarb. Lichtenberg stellte kurz nachher Versuche mit einem Electrophor von 6 Fuß Durchmesser an, bei welchem die Verbindung des Deckels mit der Form einen so empfindlichen Funken hervorbrachte, daß man ihn ungern oft durch die Hand hervorgehen ließ.
Daß man mit den aus dem aufgehobenen Deckel gezogenen Funken electrische Flaschen laden und den Deckel zu allen den Ver- suchen gebrauchen kann, wozu der Leiter der Electrisirmaschine dient, versteht sich von selbst; aber es scheint seltsam, daß man durch eine am Electrophor selbst geladene Flasche jenen wieder noch mehr verstärken kann. Um dies zu thun, muß man den oft nach ein- ander gehobenen Deckel seine positiven Funken auf das Innere der Flasche schlagen lassen, und die so geladene Flasche auf die Harz- fläche setzen, wo sie dann isolirt steht. Berührt man hierauf die
III. T
auf ihm reichlich vorhandene poſitive Electricitaͤt nur dann ſich uͤber den ganzen Deckel und bis zum Electrometer hin verbreitet, wenn er ſich nicht in der Wirkungsſphaͤre der negativen Electri- citaͤt auf der Harzplatte befindet. Entladet man den Deckel, wenn er hoch gehoben iſt, und naͤhert ihn dann iſolirt der Harzplatte, ſo ſteigt das Electrometer und zwar nun mit negativer Electricitaͤt; hebt man ihn aber wieder, ohne ihn zu beruͤhren, ſo zeigt ſich keine Electricitaͤt mehr. Bei allen dieſen Verſuchen muß der Deckel ſo gehoben werden, daß er der Harzplatte parallel bleibt; giebt man ihm eine geneigte Stellung, ſo geht die Electricitaͤt zu ſehr auf eine Seite des Deckels uͤber und ſtroͤmt leichter aus.
Erfindung des Electrophors. Anwendung. — Elec- triſche Lampe.
Doch ich habe wohl hinreichend den ganzen Gang der Er- ſcheinungen erklaͤrt, und fuͤrchte, daß alle dieſe Einzelheiten Ihnen nur als Wiederholungen erſcheinen. Ich fuͤge daher nur noch kurz die Bemerkung hinzu, daß ſchon Wilke 1762 Wirkungen wie die, welche das Electrophor zeigt, an beweglichen Belegungen einer Glasplatte dargeſtellt hatte, daß aber Volta 1775 durch Erfindung des Electrophors in ſeiner jetzigen bequemen Form und durch eine vollſtaͤndigere Erklaͤrung der damit angeſtellten Verſuche ſich ein bedeutendes Verdienſt um die Erweiterung der Lehre von der Vertheilungs-Electricitaͤt erwarb. Lichtenberg ſtellte kurz nachher Verſuche mit einem Electrophor von 6 Fuß Durchmeſſer an, bei welchem die Verbindung des Deckels mit der Form einen ſo empfindlichen Funken hervorbrachte, daß man ihn ungern oft durch die Hand hervorgehen ließ.
Daß man mit den aus dem aufgehobenen Deckel gezogenen Funken electriſche Flaſchen laden und den Deckel zu allen den Ver- ſuchen gebrauchen kann, wozu der Leiter der Electriſirmaſchine dient, verſteht ſich von ſelbſt; aber es ſcheint ſeltſam, daß man durch eine am Electrophor ſelbſt geladene Flaſche jenen wieder noch mehr verſtaͤrken kann. Um dies zu thun, muß man den oft nach ein- ander gehobenen Deckel ſeine poſitiven Funken auf das Innere der Flaſche ſchlagen laſſen, und die ſo geladene Flaſche auf die Harz- flaͤche ſetzen, wo ſie dann iſolirt ſteht. Beruͤhrt man hierauf die
III. T
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0303"n="289"/>
auf ihm reichlich vorhandene poſitive Electricitaͤt nur dann ſich<lb/>
uͤber den ganzen Deckel und bis zum Electrometer hin verbreitet,<lb/>
wenn er ſich nicht in der Wirkungsſphaͤre der negativen Electri-<lb/>
citaͤt auf der Harzplatte befindet. Entladet man den Deckel, wenn<lb/>
er hoch gehoben iſt, und naͤhert ihn dann iſolirt der Harzplatte, ſo<lb/>ſteigt das Electrometer und zwar nun mit negativer Electricitaͤt;<lb/>
hebt man ihn aber wieder, ohne ihn zu beruͤhren, ſo zeigt ſich keine<lb/>
Electricitaͤt mehr. Bei allen dieſen Verſuchen muß der Deckel ſo<lb/>
gehoben werden, daß er der Harzplatte parallel bleibt; giebt man<lb/>
ihm eine geneigte Stellung, ſo geht die Electricitaͤt zu ſehr auf<lb/>
eine Seite des Deckels uͤber und ſtroͤmt leichter aus.</p></div><lb/><divn="2"><head><hirendition="#g">Erfindung des Electrophors</hi>. <hirendition="#g">Anwendung</hi>. —<hirendition="#g">Elec-<lb/>
triſche Lampe</hi>.</head><lb/><p>Doch ich habe wohl hinreichend den ganzen Gang der Er-<lb/>ſcheinungen erklaͤrt, und fuͤrchte, daß alle dieſe Einzelheiten Ihnen<lb/>
nur als Wiederholungen erſcheinen. Ich fuͤge daher nur noch<lb/>
kurz die Bemerkung hinzu, daß ſchon <hirendition="#g">Wilke</hi> 1762 Wirkungen<lb/>
wie die, welche das Electrophor zeigt, an beweglichen Belegungen<lb/>
einer Glasplatte dargeſtellt hatte, daß aber <hirendition="#g">Volta</hi> 1775 durch<lb/>
Erfindung des Electrophors in ſeiner jetzigen bequemen Form und<lb/>
durch eine vollſtaͤndigere Erklaͤrung der damit angeſtellten Verſuche<lb/>ſich ein bedeutendes Verdienſt um die Erweiterung der Lehre von<lb/>
der Vertheilungs-Electricitaͤt erwarb. <hirendition="#g">Lichtenberg</hi>ſtellte kurz<lb/>
nachher Verſuche mit einem Electrophor von 6 Fuß Durchmeſſer<lb/>
an, bei welchem die Verbindung des Deckels mit der Form einen<lb/>ſo empfindlichen Funken hervorbrachte, daß man ihn ungern oft<lb/>
durch die Hand hervorgehen ließ.</p><lb/><p>Daß man mit den aus dem aufgehobenen Deckel gezogenen<lb/>
Funken electriſche Flaſchen laden und den Deckel zu allen den Ver-<lb/>ſuchen gebrauchen kann, wozu der Leiter der Electriſirmaſchine dient,<lb/>
verſteht ſich von ſelbſt; aber es ſcheint ſeltſam, daß man durch<lb/>
eine am Electrophor ſelbſt geladene Flaſche jenen wieder noch mehr<lb/>
verſtaͤrken kann. Um dies zu thun, muß man den oft nach ein-<lb/>
ander gehobenen Deckel ſeine poſitiven Funken auf das Innere der<lb/>
Flaſche ſchlagen laſſen, und die ſo geladene Flaſche auf die Harz-<lb/>
flaͤche ſetzen, wo ſie dann iſolirt ſteht. Beruͤhrt man hierauf die<lb/><fwplace="bottom"type="sig"><hirendition="#aq"><hirendition="#b">III.</hi></hi> T</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[289/0303]
auf ihm reichlich vorhandene poſitive Electricitaͤt nur dann ſich
uͤber den ganzen Deckel und bis zum Electrometer hin verbreitet,
wenn er ſich nicht in der Wirkungsſphaͤre der negativen Electri-
citaͤt auf der Harzplatte befindet. Entladet man den Deckel, wenn
er hoch gehoben iſt, und naͤhert ihn dann iſolirt der Harzplatte, ſo
ſteigt das Electrometer und zwar nun mit negativer Electricitaͤt;
hebt man ihn aber wieder, ohne ihn zu beruͤhren, ſo zeigt ſich keine
Electricitaͤt mehr. Bei allen dieſen Verſuchen muß der Deckel ſo
gehoben werden, daß er der Harzplatte parallel bleibt; giebt man
ihm eine geneigte Stellung, ſo geht die Electricitaͤt zu ſehr auf
eine Seite des Deckels uͤber und ſtroͤmt leichter aus.
Erfindung des Electrophors. Anwendung. — Elec-
triſche Lampe.
Doch ich habe wohl hinreichend den ganzen Gang der Er-
ſcheinungen erklaͤrt, und fuͤrchte, daß alle dieſe Einzelheiten Ihnen
nur als Wiederholungen erſcheinen. Ich fuͤge daher nur noch
kurz die Bemerkung hinzu, daß ſchon Wilke 1762 Wirkungen
wie die, welche das Electrophor zeigt, an beweglichen Belegungen
einer Glasplatte dargeſtellt hatte, daß aber Volta 1775 durch
Erfindung des Electrophors in ſeiner jetzigen bequemen Form und
durch eine vollſtaͤndigere Erklaͤrung der damit angeſtellten Verſuche
ſich ein bedeutendes Verdienſt um die Erweiterung der Lehre von
der Vertheilungs-Electricitaͤt erwarb. Lichtenberg ſtellte kurz
nachher Verſuche mit einem Electrophor von 6 Fuß Durchmeſſer
an, bei welchem die Verbindung des Deckels mit der Form einen
ſo empfindlichen Funken hervorbrachte, daß man ihn ungern oft
durch die Hand hervorgehen ließ.
Daß man mit den aus dem aufgehobenen Deckel gezogenen
Funken electriſche Flaſchen laden und den Deckel zu allen den Ver-
ſuchen gebrauchen kann, wozu der Leiter der Electriſirmaſchine dient,
verſteht ſich von ſelbſt; aber es ſcheint ſeltſam, daß man durch
eine am Electrophor ſelbſt geladene Flaſche jenen wieder noch mehr
verſtaͤrken kann. Um dies zu thun, muß man den oft nach ein-
ander gehobenen Deckel ſeine poſitiven Funken auf das Innere der
Flaſche ſchlagen laſſen, und die ſo geladene Flaſche auf die Harz-
flaͤche ſetzen, wo ſie dann iſolirt ſteht. Beruͤhrt man hierauf die
III. T
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832, S. 289. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre03_1832/303>, abgerufen am 13.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.