ten Graden hebt, so kann man die genau halbe Ladung beobachten, wenn man jene Kugel mit einer ganz gleichen ungeladenen in Berührung bringt, und sie dann trennt, das genaue Viertel der Ladung, wenn man diesen Versuch wiederholt u. s. w.
Wirkung der Spitzen.
Die Spitzen haben, wie ich schon oft erwähnt habe, die Eigenschaft, die Electricität in die Luft zu zerstreuen, und deshalb darf ein Leiter sich nirgends in Spitzen oder auch nur mit scharfen Kanten endigen. Diese Eigenschaft wird jetzt vollkommen erklärlich. Drängt nämlich auf Leitern die als Ladung ihnen mitgetheilte Elec- tricität sich desto mehr nach dem Ende hin, je schmaler dieses ist, wird schon auf dem Sphäroide, dessen Axe zehnmal so lang ist als der Durchmesser des größesten runden Querschnittes, die Schichte der Electricität zehnmal und der Druck gegen die Luft hundertmal so stark am Ende der Axe als an der Oberfläche jenes runden Querschnittes, so ist es leicht zu übersehen, daß bei sehr spitzig endigenden Leitern der Druck gegen die Luft zu groß werden und den Widerstand der Luft überwinden muß. In diesem Falle strömt die Electricität aus und es ist keine bedeutende Ladung mehr möglich. Man fühlt einen von der Spitze ausgehenden Wind, wenn man ihr die Hand gegenüber hält, und im Dunkeln zeigt sich ein Leuchten an der Spitze. Bei stärkern Ladungen des Lei- ters zeigen sich eben diese Erscheinungen nicht bloß an Spitzen, sondern schon an kleinen, und bei sehr starken Ladungen auch an größern Kugeln. Hiebei bemerkt man nun eine merkwürdige Ver- schiedenheit, je nachdem die Ladung positiv oder negativ ist, indem die Spitze an dem positiv geladenen Leiter einen nach allen Seiten sich ausbreitenden Lichtbüschel, eine Menge divergirender Licht- strahlen, hervorbringt, dagegen eine Spitze an dem negativen Leiter nur einen glänzenden Punct darstellt, der jedoch bei sehr starken Ladungen auch schwache, nach allen Seiten gehende Strahlen zeigen soll. Diese Verschiedenheit ist eines der characteristischen Merkmale beider Electricitäten, die man auch als Beweis für die Franklinische Theorie gebraucht hat, indem man das deutliche Ausströmen der positiv-electrischen Materie als das wahre Ausströmen der ange- häuften Electricität ansah, den glänzenden Punct an negativen
ten Graden hebt, ſo kann man die genau halbe Ladung beobachten, wenn man jene Kugel mit einer ganz gleichen ungeladenen in Beruͤhrung bringt, und ſie dann trennt, das genaue Viertel der Ladung, wenn man dieſen Verſuch wiederholt u. ſ. w.
Wirkung der Spitzen.
Die Spitzen haben, wie ich ſchon oft erwaͤhnt habe, die Eigenſchaft, die Electricitaͤt in die Luft zu zerſtreuen, und deshalb darf ein Leiter ſich nirgends in Spitzen oder auch nur mit ſcharfen Kanten endigen. Dieſe Eigenſchaft wird jetzt vollkommen erklaͤrlich. Draͤngt naͤmlich auf Leitern die als Ladung ihnen mitgetheilte Elec- tricitaͤt ſich deſto mehr nach dem Ende hin, je ſchmaler dieſes iſt, wird ſchon auf dem Sphaͤroide, deſſen Axe zehnmal ſo lang iſt als der Durchmeſſer des groͤßeſten runden Querſchnittes, die Schichte der Electricitaͤt zehnmal und der Druck gegen die Luft hundertmal ſo ſtark am Ende der Axe als an der Oberflaͤche jenes runden Querſchnittes, ſo iſt es leicht zu uͤberſehen, daß bei ſehr ſpitzig endigenden Leitern der Druck gegen die Luft zu groß werden und den Widerſtand der Luft uͤberwinden muß. In dieſem Falle ſtroͤmt die Electricitaͤt aus und es iſt keine bedeutende Ladung mehr moͤglich. Man fuͤhlt einen von der Spitze ausgehenden Wind, wenn man ihr die Hand gegenuͤber haͤlt, und im Dunkeln zeigt ſich ein Leuchten an der Spitze. Bei ſtaͤrkern Ladungen des Lei- ters zeigen ſich eben dieſe Erſcheinungen nicht bloß an Spitzen, ſondern ſchon an kleinen, und bei ſehr ſtarken Ladungen auch an groͤßern Kugeln. Hiebei bemerkt man nun eine merkwuͤrdige Ver- ſchiedenheit, je nachdem die Ladung poſitiv oder negativ iſt, indem die Spitze an dem poſitiv geladenen Leiter einen nach allen Seiten ſich ausbreitenden Lichtbuͤſchel, eine Menge divergirender Licht- ſtrahlen, hervorbringt, dagegen eine Spitze an dem negativen Leiter nur einen glaͤnzenden Punct darſtellt, der jedoch bei ſehr ſtarken Ladungen auch ſchwache, nach allen Seiten gehende Strahlen zeigen ſoll. Dieſe Verſchiedenheit iſt eines der characteriſtiſchen Merkmale beider Electricitaͤten, die man auch als Beweis fuͤr die Frankliniſche Theorie gebraucht hat, indem man das deutliche Ausſtroͤmen der poſitiv-electriſchen Materie als das wahre Ausſtroͤmen der ange- haͤuften Electricitaͤt anſah, den glaͤnzenden Punct an negativen
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ten Graden hebt, ſo kann man die genau halbe Ladung beobachten,
wenn man jene Kugel mit einer ganz gleichen ungeladenen in
Beruͤhrung bringt, und ſie dann trennt, das genaue Viertel der
Ladung, wenn man dieſen Verſuch wiederholt u. ſ. w.
Wirkung der Spitzen.
Die Spitzen haben, wie ich ſchon oft erwaͤhnt habe, die
Eigenſchaft, die Electricitaͤt in die Luft zu zerſtreuen, und deshalb
darf ein Leiter ſich nirgends in Spitzen oder auch nur mit ſcharfen
Kanten endigen. Dieſe Eigenſchaft wird jetzt vollkommen erklaͤrlich.
Draͤngt naͤmlich auf Leitern die als Ladung ihnen mitgetheilte Elec-
tricitaͤt ſich deſto mehr nach dem Ende hin, je ſchmaler dieſes iſt,
wird ſchon auf dem Sphaͤroide, deſſen Axe zehnmal ſo lang iſt
als der Durchmeſſer des groͤßeſten runden Querſchnittes, die Schichte
der Electricitaͤt zehnmal und der Druck gegen die Luft hundertmal
ſo ſtark am Ende der Axe als an der Oberflaͤche jenes runden
Querſchnittes, ſo iſt es leicht zu uͤberſehen, daß bei ſehr ſpitzig
endigenden Leitern der Druck gegen die Luft zu groß werden und
den Widerſtand der Luft uͤberwinden muß. In dieſem Falle ſtroͤmt
die Electricitaͤt aus und es iſt keine bedeutende Ladung mehr
moͤglich. Man fuͤhlt einen von der Spitze ausgehenden Wind,
wenn man ihr die Hand gegenuͤber haͤlt, und im Dunkeln zeigt
ſich ein Leuchten an der Spitze. Bei ſtaͤrkern Ladungen des Lei-
ters zeigen ſich eben dieſe Erſcheinungen nicht bloß an Spitzen,
ſondern ſchon an kleinen, und bei ſehr ſtarken Ladungen auch an
groͤßern Kugeln. Hiebei bemerkt man nun eine merkwuͤrdige Ver-
ſchiedenheit, je nachdem die Ladung poſitiv oder negativ iſt, indem
die Spitze an dem poſitiv geladenen Leiter einen nach allen Seiten
ſich ausbreitenden Lichtbuͤſchel, eine Menge divergirender Licht-
ſtrahlen, hervorbringt, dagegen eine Spitze an dem negativen Leiter
nur einen glaͤnzenden Punct darſtellt, der jedoch bei ſehr ſtarken
Ladungen auch ſchwache, nach allen Seiten gehende Strahlen zeigen
ſoll. Dieſe Verſchiedenheit iſt eines der characteriſtiſchen Merkmale
beider Electricitaͤten, die man auch als Beweis fuͤr die Frankliniſche
Theorie gebraucht hat, indem man das deutliche Ausſtroͤmen der
poſitiv-electriſchen Materie als das wahre Ausſtroͤmen der ange-
haͤuften Electricitaͤt anſah, den glaͤnzenden Punct an negativen
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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832, S. 260. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre03_1832/274>, abgerufen am 21.11.2024.
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