95° Cent. Wärme hat, und daß kochendes Wasser hineingetröpfelt sich abgekühlt, das ist, nicht mehr die Kochhitze erreichend, gefunden habe *).
Perkins führt zu Unterstützung der Behauptung, daß die erhitzten Körper stark abstoßend auf Flüssigkeiten wirken, noch fol- gende Erfahrung an. Der in hohem Hitzegrade erhaltene Dampf drang durch eine Röhre von 1/8 Zoll Durchmesser nicht hervor, und ein Riß im Dampfkessel, der den wenig erhitzten Dampf stark durchließ, hielt bei starker Erhitzung den Dampf zurück. Nach Perkins Ansicht war es die vom Metalle ab treibende Kraft der Hitze, die hier das Hervordringen des Dampfes hinderte. Muncke's Versuche machen es indeß zweifelhaft, ob so große Oeffnungen selbst im Glühen kein Wasser durchlassen; aber sie bestätigen, daß kleine Oeffnungen allerdings dem Wasser keinen Ausfluß gestatten, wenn das Gefäß glüht.
Ungleiche Leitung der Wärme.
Ich knüpfe hieran noch einige andre noch nicht erklärte Er- scheinungen, die eine unter gewissen Umständen sehr verschiedene Wärmeleitung zu verrathen scheinen. Wenn man einen am Stiele mit der Hand gehaltenen silbernen Löffel über einer Lichtflamme erhitzt, bis die Hand den Stiel mäßig warm fühlt, dann aber den Löffel von der Flamme entfernt, so steigt die Hitze des Stiels schnel- ler, als wenn man fortwährend die Flamme hätte einwirken lassen. Man sollte eher das Gegentheil erwarten, da die abkühlende Luft einen Aufwand an Wärme zu fordern scheint. Fischer, der auf diese Sonderbarkeit aufmerksam macht, theilt noch andre Versuche mit, die ebenfalls auffallend sind. Wenn man gleiche Stückchen von Silber und Platin durch eine mäßige Wärme, zum Beispiel des kochenden Wassers, erhitzt, so scheinen sie die Wärme ziemlich gleich gut zu leiten, ein Wachs-Ueberzug wird am einen nicht viel weiter als am andern weggeschmolzen; bringt man aber die Enden in eine Flamme, so leitet Silber die Wärme viel weiter als Platin, ob- gleich das letztere glühend wird; und erst, wenn man das glü-
*)Frorieps Notizen. XXVIII. Nro. 16.
95° Cent. Waͤrme hat, und daß kochendes Waſſer hineingetroͤpfelt ſich abgekuͤhlt, das iſt, nicht mehr die Kochhitze erreichend, gefunden habe *).
Perkins fuͤhrt zu Unterſtuͤtzung der Behauptung, daß die erhitzten Koͤrper ſtark abſtoßend auf Fluͤſſigkeiten wirken, noch fol- gende Erfahrung an. Der in hohem Hitzegrade erhaltene Dampf drang durch eine Roͤhre von ⅛ Zoll Durchmeſſer nicht hervor, und ein Riß im Dampfkeſſel, der den wenig erhitzten Dampf ſtark durchließ, hielt bei ſtarker Erhitzung den Dampf zuruͤck. Nach Perkins Anſicht war es die vom Metalle ab treibende Kraft der Hitze, die hier das Hervordringen des Dampfes hinderte. Muncke's Verſuche machen es indeß zweifelhaft, ob ſo große Oeffnungen ſelbſt im Gluͤhen kein Waſſer durchlaſſen; aber ſie beſtaͤtigen, daß kleine Oeffnungen allerdings dem Waſſer keinen Ausfluß geſtatten, wenn das Gefaͤß gluͤht.
Ungleiche Leitung der Waͤrme.
Ich knuͤpfe hieran noch einige andre noch nicht erklaͤrte Er- ſcheinungen, die eine unter gewiſſen Umſtaͤnden ſehr verſchiedene Waͤrmeleitung zu verrathen ſcheinen. Wenn man einen am Stiele mit der Hand gehaltenen ſilbernen Loͤffel uͤber einer Lichtflamme erhitzt, bis die Hand den Stiel maͤßig warm fuͤhlt, dann aber den Loͤffel von der Flamme entfernt, ſo ſteigt die Hitze des Stiels ſchnel- ler, als wenn man fortwaͤhrend die Flamme haͤtte einwirken laſſen. Man ſollte eher das Gegentheil erwarten, da die abkuͤhlende Luft einen Aufwand an Waͤrme zu fordern ſcheint. Fiſcher, der auf dieſe Sonderbarkeit aufmerkſam macht, theilt noch andre Verſuche mit, die ebenfalls auffallend ſind. Wenn man gleiche Stuͤckchen von Silber und Platin durch eine maͤßige Waͤrme, zum Beiſpiel des kochenden Waſſers, erhitzt, ſo ſcheinen ſie die Waͤrme ziemlich gleich gut zu leiten, ein Wachs-Ueberzug wird am einen nicht viel weiter als am andern weggeſchmolzen; bringt man aber die Enden in eine Flamme, ſo leitet Silber die Waͤrme viel weiter als Platin, ob- gleich das letztere gluͤhend wird; und erſt, wenn man das gluͤ-
*)Frorieps Notizen. XXVIII. Nro. 16.
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95° Cent. Waͤrme hat, und daß kochendes Waſſer hineingetroͤpfelt
ſich abgekuͤhlt, das iſt, nicht mehr die Kochhitze erreichend, gefunden
habe *).
Perkins fuͤhrt zu Unterſtuͤtzung der Behauptung, daß die
erhitzten Koͤrper ſtark abſtoßend auf Fluͤſſigkeiten wirken, noch fol-
gende Erfahrung an. Der in hohem Hitzegrade erhaltene Dampf
drang durch eine Roͤhre von ⅛ Zoll Durchmeſſer nicht hervor, und
ein Riß im Dampfkeſſel, der den wenig erhitzten Dampf ſtark
durchließ, hielt bei ſtarker Erhitzung den Dampf zuruͤck. Nach
Perkins Anſicht war es die vom Metalle ab treibende Kraft
der Hitze, die hier das Hervordringen des Dampfes hinderte.
Muncke's Verſuche machen es indeß zweifelhaft, ob ſo große
Oeffnungen ſelbſt im Gluͤhen kein Waſſer durchlaſſen; aber ſie
beſtaͤtigen, daß kleine Oeffnungen allerdings dem Waſſer keinen
Ausfluß geſtatten, wenn das Gefaͤß gluͤht.
Ungleiche Leitung der Waͤrme.
Ich knuͤpfe hieran noch einige andre noch nicht erklaͤrte Er-
ſcheinungen, die eine unter gewiſſen Umſtaͤnden ſehr verſchiedene
Waͤrmeleitung zu verrathen ſcheinen. Wenn man einen am Stiele
mit der Hand gehaltenen ſilbernen Loͤffel uͤber einer Lichtflamme
erhitzt, bis die Hand den Stiel maͤßig warm fuͤhlt, dann aber den
Loͤffel von der Flamme entfernt, ſo ſteigt die Hitze des Stiels ſchnel-
ler, als wenn man fortwaͤhrend die Flamme haͤtte einwirken laſſen.
Man ſollte eher das Gegentheil erwarten, da die abkuͤhlende Luft einen
Aufwand an Waͤrme zu fordern ſcheint. Fiſcher, der auf dieſe
Sonderbarkeit aufmerkſam macht, theilt noch andre Verſuche mit,
die ebenfalls auffallend ſind. Wenn man gleiche Stuͤckchen von
Silber und Platin durch eine maͤßige Waͤrme, zum Beiſpiel des
kochenden Waſſers, erhitzt, ſo ſcheinen ſie die Waͤrme ziemlich gleich
gut zu leiten, ein Wachs-Ueberzug wird am einen nicht viel weiter
als am andern weggeſchmolzen; bringt man aber die Enden in eine
Flamme, ſo leitet Silber die Waͤrme viel weiter als Platin, ob-
gleich das letztere gluͤhend wird; und erſt, wenn man das gluͤ-
*) Frorieps Notizen. XXVIII. Nro. 16.
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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832, S. 172. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre03_1832/186>, abgerufen am 13.11.2024.
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