Was die einfachen Körper betrifft, so sind wir genöthigt, ma- terielle Einwirkungen auch da einzuräumen, wo wir keine wägbare Substanzen als wirkend antreffen. Licht, Wärme und Electricität, obgleich sie sich nicht durch Schwere als Materie zeigen, obgleich wir nur ihre Wirkungen wahrnehmen und ihre Materialität nicht mit den Mitteln, wie bei andern Stoffen, nachweisen können, zeigen sich doch so einwirkend auf die Körper, daß wir sie nicht anders als für Materie ansehen können. Die Chemie spricht am häufigsten vom Wärmestoff als Bestandtheil der Körper, und ob- gleich ich später auch von der Einwirkung des Lichtes und der Electricität werde reden müssen, so wird die Gelegenheit, sie zu erwähnen, sich hier doch noch nicht gerade darbieten.
Ponderable einfache Körper.
Die Eintheilung der wägbaren einfachen Körper hat bei den jetzt sehr erweiterten und tiefer gehenden chemischen Kenntnissen große Schwierigkeit, und wenn gleich von der einen Seite die große Reihe metallischer Körper sich ziemlich leicht als eine Hauptclasse darstellt, so ist es doch dagegen gar nicht leicht, bei den übrigen als einfach erkannten Körpern gewisse gleiche Eigenthümlichkeiten anzu- geben, oder bequeme Merkmale, nach welchen sie wieder eingetheilt werden könnten, nachzuweisen. Gmelins Bemerkung, daß bei jeder Verbindung zweier Stoffe der eine mehr als chemisch for- mendes Princip, der andere mehr als chemisch geform- tes Princip angesehen werden könne, und daß die nicht metalli- schen Stoffe den Character des formenden Princips vorzugsweise besitzen, scheint die Eintheilung noch am meisten ins Licht zu stellen; doch da ich hier nicht in den ganzen Umfang dieser Unter- suchung einzugehen wagen darf, so will ich mich mehr bemühen, von einigen bekanntern und wichtigern, mit andern Zweigen der Physik in näherer Beziehung stehenden Stoffen etwas zu sagen, als mich über alle zu verbreiten.
Sauerstoff.
Manche Stoffe kennen wir nur in luftförmiger Gestalt und nehmen, aus Gründen, die in der Lehre von der Wärme vor-
Imponderable Stoffe.
Was die einfachen Koͤrper betrifft, ſo ſind wir genoͤthigt, ma- terielle Einwirkungen auch da einzuraͤumen, wo wir keine waͤgbare Subſtanzen als wirkend antreffen. Licht, Waͤrme und Electricitaͤt, obgleich ſie ſich nicht durch Schwere als Materie zeigen, obgleich wir nur ihre Wirkungen wahrnehmen und ihre Materialitaͤt nicht mit den Mitteln, wie bei andern Stoffen, nachweiſen koͤnnen, zeigen ſich doch ſo einwirkend auf die Koͤrper, daß wir ſie nicht anders als fuͤr Materie anſehen koͤnnen. Die Chemie ſpricht am haͤufigſten vom Waͤrmeſtoff als Beſtandtheil der Koͤrper, und ob- gleich ich ſpaͤter auch von der Einwirkung des Lichtes und der Electricitaͤt werde reden muͤſſen, ſo wird die Gelegenheit, ſie zu erwaͤhnen, ſich hier doch noch nicht gerade darbieten.
Ponderable einfache Koͤrper.
Die Eintheilung der waͤgbaren einfachen Koͤrper hat bei den jetzt ſehr erweiterten und tiefer gehenden chemiſchen Kenntniſſen große Schwierigkeit, und wenn gleich von der einen Seite die große Reihe metalliſcher Koͤrper ſich ziemlich leicht als eine Hauptclaſſe darſtellt, ſo iſt es doch dagegen gar nicht leicht, bei den uͤbrigen als einfach erkannten Koͤrpern gewiſſe gleiche Eigenthuͤmlichkeiten anzu- geben, oder bequeme Merkmale, nach welchen ſie wieder eingetheilt werden koͤnnten, nachzuweiſen. Gmelins Bemerkung, daß bei jeder Verbindung zweier Stoffe der eine mehr als chemiſch for- mendes Princip, der andere mehr als chemiſch geform- tes Princip angeſehen werden koͤnne, und daß die nicht metalli- ſchen Stoffe den Character des formenden Princips vorzugsweiſe beſitzen, ſcheint die Eintheilung noch am meiſten ins Licht zu ſtellen; doch da ich hier nicht in den ganzen Umfang dieſer Unter- ſuchung einzugehen wagen darf, ſo will ich mich mehr bemuͤhen, von einigen bekanntern und wichtigern, mit andern Zweigen der Phyſik in naͤherer Beziehung ſtehenden Stoffen etwas zu ſagen, als mich uͤber alle zu verbreiten.
Sauerſtoff.
Manche Stoffe kennen wir nur in luftfoͤrmiger Geſtalt und nehmen, aus Gruͤnden, die in der Lehre von der Waͤrme vor-
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Imponderable Stoffe.
Was die einfachen Koͤrper betrifft, ſo ſind wir genoͤthigt, ma-
terielle Einwirkungen auch da einzuraͤumen, wo wir keine waͤgbare
Subſtanzen als wirkend antreffen. Licht, Waͤrme und Electricitaͤt,
obgleich ſie ſich nicht durch Schwere als Materie zeigen, obgleich
wir nur ihre Wirkungen wahrnehmen und ihre Materialitaͤt nicht
mit den Mitteln, wie bei andern Stoffen, nachweiſen koͤnnen,
zeigen ſich doch ſo einwirkend auf die Koͤrper, daß wir ſie nicht
anders als fuͤr Materie anſehen koͤnnen. Die Chemie ſpricht am
haͤufigſten vom Waͤrmeſtoff als Beſtandtheil der Koͤrper, und ob-
gleich ich ſpaͤter auch von der Einwirkung des Lichtes und der
Electricitaͤt werde reden muͤſſen, ſo wird die Gelegenheit, ſie zu
erwaͤhnen, ſich hier doch noch nicht gerade darbieten.
Ponderable einfache Koͤrper.
Die Eintheilung der waͤgbaren einfachen Koͤrper hat bei den
jetzt ſehr erweiterten und tiefer gehenden chemiſchen Kenntniſſen
große Schwierigkeit, und wenn gleich von der einen Seite die große
Reihe metalliſcher Koͤrper ſich ziemlich leicht als eine Hauptclaſſe
darſtellt, ſo iſt es doch dagegen gar nicht leicht, bei den uͤbrigen als
einfach erkannten Koͤrpern gewiſſe gleiche Eigenthuͤmlichkeiten anzu-
geben, oder bequeme Merkmale, nach welchen ſie wieder eingetheilt
werden koͤnnten, nachzuweiſen. Gmelins Bemerkung, daß bei
jeder Verbindung zweier Stoffe der eine mehr als chemiſch for-
mendes Princip, der andere mehr als chemiſch geform-
tes Princip angeſehen werden koͤnne, und daß die nicht metalli-
ſchen Stoffe den Character des formenden Princips vorzugsweiſe
beſitzen, ſcheint die Eintheilung noch am meiſten ins Licht zu
ſtellen; doch da ich hier nicht in den ganzen Umfang dieſer Unter-
ſuchung einzugehen wagen darf, ſo will ich mich mehr bemuͤhen,
von einigen bekanntern und wichtigern, mit andern Zweigen der
Phyſik in naͤherer Beziehung ſtehenden Stoffen etwas zu ſagen,
als mich uͤber alle zu verbreiten.
Sauerſtoff.
Manche Stoffe kennen wir nur in luftfoͤrmiger Geſtalt und
nehmen, aus Gruͤnden, die in der Lehre von der Waͤrme vor-
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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1831, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre02_1831/57>, abgerufen am 22.02.2025.
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