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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1831.

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suchen von Dessaigne und Heinrich, ein merkliches Leuch-
ten *).

Chemische Wirkungen des Lichtes.

Alle diese Versuche haben uns der Entscheidung der Frage,
ob das Licht als Materie, als Bestandtheil der Körper anzusehen
sei, fast gar nicht näher gebracht, indem freilich bei den Zersetzungen
sich dieses allenfalls mit einigem Grunde annehmen läßt, aber in
andern Fällen das Entweichen dieses Lichtstoffs wenigstens keine
solche Veränderungen in den Körpern hervorbringt, daß man dar-
über irgend etwas Sicheres sagen könnte. Ist der Lichtstoff aus
den durch Bestrahlung leuchtend gewordenen Körpern entwichen,
so scheinen uns die Körper darum noch eben dieselben, und hier so
wohl als in den Fällen, wo die das Licht nicht zurückstrahlenden
Körper es in sich aufzunehmen scheinen, bleibt uns nichts übrig,
als zu sagen, daß diese feine Materie in den Körpern vorhanden
sein kann, ohne uns große Zeichen ihrer Gegenwart zu geben.

Etwas entscheidender für die Materialität des Lichtes scheinen
die -- verhältnißmäßig wenigen -- Fälle zu sein, wo der Ein-
fluß des Lichtes merkliche Veränderungen in den Körpern hervor-
bringt. Ich werde nur einige dieser Fälle anführen.

Das Hornsilber oder Chlorsilber, welches durch Kochsalz als
Niederschlag aus salpetersaurer Silber-Auflösung erhalten wird,
nimmt, statt der zuerst weißen Farbe, im Lichte eine violette
Farbe an und wird dann schwarz. Hiebei ist merkwürdig, daß
der violette Strahl diese Schwärzung am schnellsten und voll-
kommensten bewirkt, und daß sie neben dem prismatischen Far-
benbilde selbst da noch statt findet, wo über die Grenze des Violett
hinaus keine sichtbare Lichtstrahlen mehr hin gelangen. Es scheint
hiernach, daß es Sonnenstrahlen giebt, die noch stärker brechbar
als die violetten sind, die aber auf unser Auge im höchsten Grade

*) Da ich in der ersten Abth. des Art. Licht in Gehlers Wör-
terbuch alles, was mir über die Entstehung des Leuchtens bekannt ge-
worden ist, benutzt habe, so verweise ich in Hinsicht auf Litteratur auf
diesen Artikel.

ſuchen von Deſſaigne und Heinrich, ein merkliches Leuch-
ten *).

Chemiſche Wirkungen des Lichtes.

Alle dieſe Verſuche haben uns der Entſcheidung der Frage,
ob das Licht als Materie, als Beſtandtheil der Koͤrper anzuſehen
ſei, faſt gar nicht naͤher gebracht, indem freilich bei den Zerſetzungen
ſich dieſes allenfalls mit einigem Grunde annehmen laͤßt, aber in
andern Faͤllen das Entweichen dieſes Lichtſtoffs wenigſtens keine
ſolche Veraͤnderungen in den Koͤrpern hervorbringt, daß man dar-
uͤber irgend etwas Sicheres ſagen koͤnnte. Iſt der Lichtſtoff aus
den durch Beſtrahlung leuchtend gewordenen Koͤrpern entwichen,
ſo ſcheinen uns die Koͤrper darum noch eben dieſelben, und hier ſo
wohl als in den Faͤllen, wo die das Licht nicht zuruͤckſtrahlenden
Koͤrper es in ſich aufzunehmen ſcheinen, bleibt uns nichts uͤbrig,
als zu ſagen, daß dieſe feine Materie in den Koͤrpern vorhanden
ſein kann, ohne uns große Zeichen ihrer Gegenwart zu geben.

Etwas entſcheidender fuͤr die Materialitaͤt des Lichtes ſcheinen
die — verhaͤltnißmaͤßig wenigen — Faͤlle zu ſein, wo der Ein-
fluß des Lichtes merkliche Veraͤnderungen in den Koͤrpern hervor-
bringt. Ich werde nur einige dieſer Faͤlle anfuͤhren.

Das Hornſilber oder Chlorſilber, welches durch Kochſalz als
Niederſchlag aus ſalpeterſaurer Silber-Aufloͤſung erhalten wird,
nimmt, ſtatt der zuerſt weißen Farbe, im Lichte eine violette
Farbe an und wird dann ſchwarz. Hiebei iſt merkwuͤrdig, daß
der violette Strahl dieſe Schwaͤrzung am ſchnellſten und voll-
kommenſten bewirkt, und daß ſie neben dem prismatiſchen Far-
benbilde ſelbſt da noch ſtatt findet, wo uͤber die Grenze des Violett
hinaus keine ſichtbare Lichtſtrahlen mehr hin gelangen. Es ſcheint
hiernach, daß es Sonnenſtrahlen giebt, die noch ſtaͤrker brechbar
als die violetten ſind, die aber auf unſer Auge im hoͤchſten Grade

*) Da ich in der erſten Abth. des Art. Licht in Gehlers Woͤr-
terbuch alles, was mir uͤber die Entſtehung des Leuchtens bekannt ge-
worden iſt, benutzt habe, ſo verweiſe ich in Hinſicht auf Litteratur auf
dieſen Artikel.
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[365/0379] ſuchen von Deſſaigne und Heinrich, ein merkliches Leuch- ten *). Chemiſche Wirkungen des Lichtes. Alle dieſe Verſuche haben uns der Entſcheidung der Frage, ob das Licht als Materie, als Beſtandtheil der Koͤrper anzuſehen ſei, faſt gar nicht naͤher gebracht, indem freilich bei den Zerſetzungen ſich dieſes allenfalls mit einigem Grunde annehmen laͤßt, aber in andern Faͤllen das Entweichen dieſes Lichtſtoffs wenigſtens keine ſolche Veraͤnderungen in den Koͤrpern hervorbringt, daß man dar- uͤber irgend etwas Sicheres ſagen koͤnnte. Iſt der Lichtſtoff aus den durch Beſtrahlung leuchtend gewordenen Koͤrpern entwichen, ſo ſcheinen uns die Koͤrper darum noch eben dieſelben, und hier ſo wohl als in den Faͤllen, wo die das Licht nicht zuruͤckſtrahlenden Koͤrper es in ſich aufzunehmen ſcheinen, bleibt uns nichts uͤbrig, als zu ſagen, daß dieſe feine Materie in den Koͤrpern vorhanden ſein kann, ohne uns große Zeichen ihrer Gegenwart zu geben. Etwas entſcheidender fuͤr die Materialitaͤt des Lichtes ſcheinen die — verhaͤltnißmaͤßig wenigen — Faͤlle zu ſein, wo der Ein- fluß des Lichtes merkliche Veraͤnderungen in den Koͤrpern hervor- bringt. Ich werde nur einige dieſer Faͤlle anfuͤhren. Das Hornſilber oder Chlorſilber, welches durch Kochſalz als Niederſchlag aus ſalpeterſaurer Silber-Aufloͤſung erhalten wird, nimmt, ſtatt der zuerſt weißen Farbe, im Lichte eine violette Farbe an und wird dann ſchwarz. Hiebei iſt merkwuͤrdig, daß der violette Strahl dieſe Schwaͤrzung am ſchnellſten und voll- kommenſten bewirkt, und daß ſie neben dem prismatiſchen Far- benbilde ſelbſt da noch ſtatt findet, wo uͤber die Grenze des Violett hinaus keine ſichtbare Lichtſtrahlen mehr hin gelangen. Es ſcheint hiernach, daß es Sonnenſtrahlen giebt, die noch ſtaͤrker brechbar als die violetten ſind, die aber auf unſer Auge im hoͤchſten Grade *) Da ich in der erſten Abth. des Art. Licht in Gehlers Woͤr- terbuch alles, was mir uͤber die Entſtehung des Leuchtens bekannt ge- worden iſt, benutzt habe, ſo verweiſe ich in Hinſicht auf Litteratur auf dieſen Artikel.

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Zitationshilfe: Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1831, S. 365. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre02_1831/379>, abgerufen am 21.11.2024.