Nachdem ich Sie, m. h. H., so lange mit den Untersuchungen über den Weg der Lichtstrahlen, über die Gesetze der Fortpflanzung des Lichtes, unterhalten habe, muß ich Sie doch endlich auch noch mit den verschiedenen Entstehungs-Arten des Leuchtens und mit den chemischen Wirkungen, die das Licht ausübt, bekannt machen.
Licht-Erzeugung beim Verbrennen und andern chemi- schen Prozessen.
Woher die selbstleuchtenden Himmelskörper ihr Licht haben, ob die dortige Licht-Erzeugung mit der beim Verbrennen Aehnlich- keit habe oder nicht, das liegt so weit außer dem Kreise unsrer Forschungen, daß ich diese Fragen wohl ganz übergehen darf. Auf der Erde ist bekanntlich der Verbrennungsproceß derjenige, der neben der Wärme zugleich auch das lebhafteste Licht hervorbringt. Wir wissen nicht, ob hier bei der Zersetzung des Sauerstoffgas, womit oft zugleich eine Zersetzung der brennenden oder glühenden Körper, fast allemal aber eine Verbindung des Sauerstoffs mit einem Bestandtheile des brennbaren Körpers, verbunden ist, ein Freiwerden des Lichtstoffs statt findet, oder ob die Gewalt der chemischen Veränderungen jene Vibrationen des Aethers hervor- bringt, die wir nach den schon angeführten Meinungen vielleicht als Ursache der Licht-Erscheinungen ansehen müssen. Da diese Erscheinungen des Glühens mit oder ohne Flamme immer mit starker Wärme-Entwickelung verbunden sind, so werde ich von den genauern Bedingungen der Verbrennung bei einer andern Gelegen- heit reden, und jetzt nur einige Fälle, wo vorzüglich glänzendes Licht erscheint, erwähnen. Dahin gehört das Verbrennen des Phosphors, ja auch andrer brennbarer Körper, selbst der Metalle, im Sauerstoffgas, wo die bei der Hitze eintretende lebhafte Zer- setzung dieser Luft-Art ein das Auge blendendes Licht hervorbringt. Ein zweiter Fall eines glänzend hervortretenden Lichtes ist das von Drummond zuerst beschriebene helle Glühen des Kalks im
Neunzehnte Vorleſung.
Nachdem ich Sie, m. h. H., ſo lange mit den Unterſuchungen uͤber den Weg der Lichtſtrahlen, uͤber die Geſetze der Fortpflanzung des Lichtes, unterhalten habe, muß ich Sie doch endlich auch noch mit den verſchiedenen Entſtehungs-Arten des Leuchtens und mit den chemiſchen Wirkungen, die das Licht ausuͤbt, bekannt machen.
Licht-Erzeugung beim Verbrennen und andern chemi- ſchen Prozeſſen.
Woher die ſelbſtleuchtenden Himmelskoͤrper ihr Licht haben, ob die dortige Licht-Erzeugung mit der beim Verbrennen Aehnlich- keit habe oder nicht, das liegt ſo weit außer dem Kreiſe unſrer Forſchungen, daß ich dieſe Fragen wohl ganz uͤbergehen darf. Auf der Erde iſt bekanntlich der Verbrennungsproceß derjenige, der neben der Waͤrme zugleich auch das lebhafteſte Licht hervorbringt. Wir wiſſen nicht, ob hier bei der Zerſetzung des Sauerſtoffgas, womit oft zugleich eine Zerſetzung der brennenden oder gluͤhenden Koͤrper, faſt allemal aber eine Verbindung des Sauerſtoffs mit einem Beſtandtheile des brennbaren Koͤrpers, verbunden iſt, ein Freiwerden des Lichtſtoffs ſtatt findet, oder ob die Gewalt der chemiſchen Veraͤnderungen jene Vibrationen des Aethers hervor- bringt, die wir nach den ſchon angefuͤhrten Meinungen vielleicht als Urſache der Licht-Erſcheinungen anſehen muͤſſen. Da dieſe Erſcheinungen des Gluͤhens mit oder ohne Flamme immer mit ſtarker Waͤrme-Entwickelung verbunden ſind, ſo werde ich von den genauern Bedingungen der Verbrennung bei einer andern Gelegen- heit reden, und jetzt nur einige Faͤlle, wo vorzuͤglich glaͤnzendes Licht erſcheint, erwaͤhnen. Dahin gehoͤrt das Verbrennen des Phosphors, ja auch andrer brennbarer Koͤrper, ſelbſt der Metalle, im Sauerſtoffgas, wo die bei der Hitze eintretende lebhafte Zer- ſetzung dieſer Luft-Art ein das Auge blendendes Licht hervorbringt. Ein zweiter Fall eines glaͤnzend hervortretenden Lichtes iſt das von Drummond zuerſt beſchriebene helle Gluͤhen des Kalks im
<TEI><text><body><pbfacs="#f0371"n="357"/><divn="1"><head><hirendition="#b"><hirendition="#g">Neunzehnte Vorleſung</hi>.</hi></head><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><p>Nachdem ich Sie, m. h. H., ſo lange mit den Unterſuchungen<lb/>
uͤber den Weg der Lichtſtrahlen, uͤber die Geſetze der Fortpflanzung<lb/>
des Lichtes, unterhalten habe, muß ich Sie doch endlich auch noch<lb/>
mit den verſchiedenen Entſtehungs-Arten des Leuchtens und mit<lb/>
den chemiſchen Wirkungen, die das Licht ausuͤbt, bekannt machen.</p><lb/><divn="2"><head><hirendition="#g">Licht</hi>-<hirendition="#g">Erzeugung beim Verbrennen und andern chemi</hi>-<lb/><hirendition="#g">ſchen Prozeſſen</hi>.</head><lb/><p>Woher die ſelbſtleuchtenden Himmelskoͤrper ihr Licht haben,<lb/>
ob die dortige Licht-Erzeugung mit der beim Verbrennen Aehnlich-<lb/>
keit habe oder nicht, das liegt ſo weit außer dem Kreiſe unſrer<lb/>
Forſchungen, daß ich dieſe Fragen wohl ganz uͤbergehen darf. Auf<lb/>
der Erde iſt bekanntlich der Verbrennungsproceß derjenige, der<lb/>
neben der Waͤrme zugleich auch das lebhafteſte Licht hervorbringt.<lb/>
Wir wiſſen nicht, ob hier bei der Zerſetzung des Sauerſtoffgas,<lb/>
womit oft zugleich eine Zerſetzung der brennenden oder gluͤhenden<lb/>
Koͤrper, faſt allemal aber eine Verbindung des Sauerſtoffs mit<lb/>
einem Beſtandtheile des brennbaren Koͤrpers, verbunden iſt, ein<lb/>
Freiwerden des Lichtſtoffs ſtatt findet, oder ob die Gewalt der<lb/>
chemiſchen Veraͤnderungen jene Vibrationen des Aethers hervor-<lb/>
bringt, die wir nach den ſchon angefuͤhrten Meinungen vielleicht<lb/>
als Urſache der Licht-Erſcheinungen anſehen muͤſſen. Da dieſe<lb/>
Erſcheinungen des Gluͤhens mit oder ohne Flamme immer mit<lb/>ſtarker Waͤrme-Entwickelung verbunden ſind, ſo werde ich von den<lb/>
genauern Bedingungen der Verbrennung bei einer andern Gelegen-<lb/>
heit reden, und jetzt nur einige Faͤlle, wo vorzuͤglich glaͤnzendes<lb/>
Licht erſcheint, erwaͤhnen. Dahin gehoͤrt das Verbrennen des<lb/>
Phosphors, ja auch andrer brennbarer Koͤrper, ſelbſt der Metalle,<lb/>
im Sauerſtoffgas, wo die bei der Hitze eintretende lebhafte Zer-<lb/>ſetzung dieſer Luft-Art ein das Auge blendendes Licht hervorbringt.<lb/>
Ein zweiter Fall eines glaͤnzend hervortretenden Lichtes iſt das von<lb/><hirendition="#g">Drummond</hi> zuerſt beſchriebene helle Gluͤhen des Kalks im<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[357/0371]
Neunzehnte Vorleſung.
Nachdem ich Sie, m. h. H., ſo lange mit den Unterſuchungen
uͤber den Weg der Lichtſtrahlen, uͤber die Geſetze der Fortpflanzung
des Lichtes, unterhalten habe, muß ich Sie doch endlich auch noch
mit den verſchiedenen Entſtehungs-Arten des Leuchtens und mit
den chemiſchen Wirkungen, die das Licht ausuͤbt, bekannt machen.
Licht-Erzeugung beim Verbrennen und andern chemi-
ſchen Prozeſſen.
Woher die ſelbſtleuchtenden Himmelskoͤrper ihr Licht haben,
ob die dortige Licht-Erzeugung mit der beim Verbrennen Aehnlich-
keit habe oder nicht, das liegt ſo weit außer dem Kreiſe unſrer
Forſchungen, daß ich dieſe Fragen wohl ganz uͤbergehen darf. Auf
der Erde iſt bekanntlich der Verbrennungsproceß derjenige, der
neben der Waͤrme zugleich auch das lebhafteſte Licht hervorbringt.
Wir wiſſen nicht, ob hier bei der Zerſetzung des Sauerſtoffgas,
womit oft zugleich eine Zerſetzung der brennenden oder gluͤhenden
Koͤrper, faſt allemal aber eine Verbindung des Sauerſtoffs mit
einem Beſtandtheile des brennbaren Koͤrpers, verbunden iſt, ein
Freiwerden des Lichtſtoffs ſtatt findet, oder ob die Gewalt der
chemiſchen Veraͤnderungen jene Vibrationen des Aethers hervor-
bringt, die wir nach den ſchon angefuͤhrten Meinungen vielleicht
als Urſache der Licht-Erſcheinungen anſehen muͤſſen. Da dieſe
Erſcheinungen des Gluͤhens mit oder ohne Flamme immer mit
ſtarker Waͤrme-Entwickelung verbunden ſind, ſo werde ich von den
genauern Bedingungen der Verbrennung bei einer andern Gelegen-
heit reden, und jetzt nur einige Faͤlle, wo vorzuͤglich glaͤnzendes
Licht erſcheint, erwaͤhnen. Dahin gehoͤrt das Verbrennen des
Phosphors, ja auch andrer brennbarer Koͤrper, ſelbſt der Metalle,
im Sauerſtoffgas, wo die bei der Hitze eintretende lebhafte Zer-
ſetzung dieſer Luft-Art ein das Auge blendendes Licht hervorbringt.
Ein zweiter Fall eines glaͤnzend hervortretenden Lichtes iſt das von
Drummond zuerſt beſchriebene helle Gluͤhen des Kalks im
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1831, S. 357. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre02_1831/371>, abgerufen am 21.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.