Modification, die Polarisirung heißt, erlitten hätte, daß er also schon von einem andern Spiegel in verticaler Ebne reflectirt sein möge, oder sonst einer polarisirenden Einwirkung ausgesetzt gewesen sei. Ebenso fanden wir die durch doppelt brechende Crystalle durch- gegangenen Strahlen so verändert, daß sie nach einer Richtung andre Eigenschaften als nach der darauf senkrechten Richtung zeig- ten; und es bietet sich daher die Frage dar, wiefern diese Polarisi- rung in doppelt brechenden Crystallen mit der hier betrachteten ei- nerlei sei, oder nicht. Diese Frage läßt sich auf mehrfache Weise leicht entscheiden, und die Entscheidung fällt dahin aus, daß beide Mittel zur Polarisirung des Lichtes genau gleiche Eigenschaften des Lichtstrahls hervorbringen.
Uebereinstimmung der Polarisirung bei der Reflexion und bei der doppelten Brechung.
Sie erinnern sich, daß ein durch den Doppelspath gegangener gewöhnlich gebrochener Strahl auch in einem zweiten Doppelspathe gewöhnlich gebrochen wurde, wenn die Hauptschnitte beider Crystalle parallel waren; wir können also sagen, bei dieser Lage des zweiten Crystalles behalte der Strahl eben die Polarisirung, die er schon hatte, indem er, auch wenn ein dritter Crystall hinzu käme, sich beim Durchgange durch diesen so verhalten würde, als wenn er nur durch einen Crystall gegangen wäre. Ist der zweite Crystall zwar immer so gestellt, daß seine vom Strahle getroffenen Ober- flächen denen des ersten parallel sind, aber zugleich so, daß der Hauptschnitt des zweiten senkrecht auf den des ersten ist, so leidet der Strahl ganz die ungewöhnliche Brechung, ohne sich zu spalten, und behält dabei die Eigenschaft, in einem dritten Crystalle sich ebenso zu verhalten, als wenn der zweite nicht da gewesen wäre. Dagegen wenn der Hauptschnitt des zweiten einen vom rechten Winkel verschiedenen Winkel mit dem Hauptschnitte des ersten macht, so wird sowohl der Strahl, welcher im ersten gewöhnlich gebrochen war, als der ungewöhnlich gebrochene in zwei Strahlen gespalten, und diese Strahlen haben nun ihre Beziehung auf die Axe des ersten Crystalles ganz verlohren. Auf ähnliche Weise wie hier der im ersten Crystalle gewöhnlich gebrochene Strahl verhält sich der unter dem Polarisationswinkel vom ersten Spiegel unsers
Modification, die Polariſirung heißt, erlitten haͤtte, daß er alſo ſchon von einem andern Spiegel in verticaler Ebne reflectirt ſein moͤge, oder ſonſt einer polariſirenden Einwirkung ausgeſetzt geweſen ſei. Ebenſo fanden wir die durch doppelt brechende Cryſtalle durch- gegangenen Strahlen ſo veraͤndert, daß ſie nach einer Richtung andre Eigenſchaften als nach der darauf ſenkrechten Richtung zeig- ten; und es bietet ſich daher die Frage dar, wiefern dieſe Polariſi- rung in doppelt brechenden Cryſtallen mit der hier betrachteten ei- nerlei ſei, oder nicht. Dieſe Frage laͤßt ſich auf mehrfache Weiſe leicht entſcheiden, und die Entſcheidung faͤllt dahin aus, daß beide Mittel zur Polariſirung des Lichtes genau gleiche Eigenſchaften des Lichtſtrahls hervorbringen.
Uebereinſtimmung der Polariſirung bei der Reflexion und bei der doppelten Brechung.
Sie erinnern ſich, daß ein durch den Doppelſpath gegangener gewoͤhnlich gebrochener Strahl auch in einem zweiten Doppelſpathe gewoͤhnlich gebrochen wurde, wenn die Hauptſchnitte beider Cryſtalle parallel waren; wir koͤnnen alſo ſagen, bei dieſer Lage des zweiten Cryſtalles behalte der Strahl eben die Polariſirung, die er ſchon hatte, indem er, auch wenn ein dritter Cryſtall hinzu kaͤme, ſich beim Durchgange durch dieſen ſo verhalten wuͤrde, als wenn er nur durch einen Cryſtall gegangen waͤre. Iſt der zweite Cryſtall zwar immer ſo geſtellt, daß ſeine vom Strahle getroffenen Ober- flaͤchen denen des erſten parallel ſind, aber zugleich ſo, daß der Hauptſchnitt des zweiten ſenkrecht auf den des erſten iſt, ſo leidet der Strahl ganz die ungewoͤhnliche Brechung, ohne ſich zu ſpalten, und behaͤlt dabei die Eigenſchaft, in einem dritten Cryſtalle ſich ebenſo zu verhalten, als wenn der zweite nicht da geweſen waͤre. Dagegen wenn der Hauptſchnitt des zweiten einen vom rechten Winkel verſchiedenen Winkel mit dem Hauptſchnitte des erſten macht, ſo wird ſowohl der Strahl, welcher im erſten gewoͤhnlich gebrochen war, als der ungewoͤhnlich gebrochene in zwei Strahlen geſpalten, und dieſe Strahlen haben nun ihre Beziehung auf die Axe des erſten Cryſtalles ganz verlohren. Auf aͤhnliche Weiſe wie hier der im erſten Cryſtalle gewoͤhnlich gebrochene Strahl verhaͤlt ſich der unter dem Polariſationswinkel vom erſten Spiegel unſers
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Modification, die Polariſirung heißt, erlitten haͤtte, daß er alſo
ſchon von einem andern Spiegel in verticaler Ebne reflectirt ſein
moͤge, oder ſonſt einer polariſirenden Einwirkung ausgeſetzt geweſen
ſei. Ebenſo fanden wir die durch doppelt brechende Cryſtalle durch-
gegangenen Strahlen ſo veraͤndert, daß ſie nach einer Richtung
andre Eigenſchaften als nach der darauf ſenkrechten Richtung zeig-
ten; und es bietet ſich daher die Frage dar, wiefern dieſe Polariſi-
rung in doppelt brechenden Cryſtallen mit der hier betrachteten ei-
nerlei ſei, oder nicht. Dieſe Frage laͤßt ſich auf mehrfache Weiſe
leicht entſcheiden, und die Entſcheidung faͤllt dahin aus, daß beide
Mittel zur Polariſirung des Lichtes genau gleiche Eigenſchaften des
Lichtſtrahls hervorbringen.
Uebereinſtimmung der Polariſirung bei der Reflexion
und bei der doppelten Brechung.
Sie erinnern ſich, daß ein durch den Doppelſpath gegangener
gewoͤhnlich gebrochener Strahl auch in einem zweiten Doppelſpathe
gewoͤhnlich gebrochen wurde, wenn die Hauptſchnitte beider Cryſtalle
parallel waren; wir koͤnnen alſo ſagen, bei dieſer Lage des zweiten
Cryſtalles behalte der Strahl eben die Polariſirung, die er ſchon
hatte, indem er, auch wenn ein dritter Cryſtall hinzu kaͤme, ſich
beim Durchgange durch dieſen ſo verhalten wuͤrde, als wenn er
nur durch einen Cryſtall gegangen waͤre. Iſt der zweite Cryſtall
zwar immer ſo geſtellt, daß ſeine vom Strahle getroffenen Ober-
flaͤchen denen des erſten parallel ſind, aber zugleich ſo, daß der
Hauptſchnitt des zweiten ſenkrecht auf den des erſten iſt, ſo leidet
der Strahl ganz die ungewoͤhnliche Brechung, ohne ſich zu ſpalten,
und behaͤlt dabei die Eigenſchaft, in einem dritten Cryſtalle ſich
ebenſo zu verhalten, als wenn der zweite nicht da geweſen waͤre.
Dagegen wenn der Hauptſchnitt des zweiten einen vom rechten
Winkel verſchiedenen Winkel mit dem Hauptſchnitte des erſten
macht, ſo wird ſowohl der Strahl, welcher im erſten gewoͤhnlich
gebrochen war, als der ungewoͤhnlich gebrochene in zwei Strahlen
geſpalten, und dieſe Strahlen haben nun ihre Beziehung auf die
Axe des erſten Cryſtalles ganz verlohren. Auf aͤhnliche Weiſe wie
hier der im erſten Cryſtalle gewoͤhnlich gebrochene Strahl verhaͤlt
ſich der unter dem Polariſationswinkel vom erſten Spiegel unſers
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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1831, S. 328. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre02_1831/342>, abgerufen am 22.02.2025.
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