doch immer grade fort, da auch die hier statt findende Lage der Axe für ihn keine Aenderung hervorbringt; aber derjenige Theil des Strahles, der einer ungewöhnlichen Brechung fähig ist, leidet hier eine andre Brechung und geht so wie Ge, ge, zeigen, fort. Der Strahl LO tritt ungebrochen hervor und gelangt zum Auge P, der Strahl ge und ebenso GE leiden eine neue Brechung und der erstere gelangt in P zum Auge. Wenn der Gegenstand L weit entfernt steht, so sind Lg, lg Strahlen, die von einerlei Puncte ausgehen, und das Auge in P sieht also den Punct L verdoppelt und die beiden Bilder um den Winkel OPe von einander entfernt. Dieser Winkel ist bei bestimmter Beschaffenheit des Prisma's immer gleich; er kann aber dennoch zu Abmessung der scheinbaren Größe eines im Fernrohr gesehenen Gegenstandes dienen. Zu diesem Zwecke stellt man (Fig. 137.) das Doppelprisma AB zwischen das Objectiv HI und den Brennpunct f, um statt eines Bildes im Brennpuncte zwei Bilder hervorzubringen; diese Bilder werden allemal in der Gegend des Brennpunctes entstehen, und desto weiter aus einander gerückt sein, je weiter das Doppelprisma AB vom Brennpuncte f entfernt ist, indem die übereinstimmenden Puncte F, f beider Bilder so liegen, daß der Winkel FCf immer derselbe ist. Stellt man also das Prisma so, daß beide Bilder sich berühren, so läßt sich aus dem bestimmten Abstande des Prisma's vom Brennpuncte die wahre Größe des Bildes, also die scheinbare Größe des Gegenstandes, herleiten.
Diese Micrometer werden gewöhnlich aus Bergcrystall ge- macht, der in der Hauptsache gleiche Eigenschaften besitzt, und in sehr reinen Crystallen vorkömmt.
Doppelte Brechung durch mehr als einen Crystall.
Wenn man nach der Kenntniß der bisher betrachteten Erschei- nungen die Frage aufwürfe: Was wird erfolgen, wenn jener aus dem einen Doppelspathe hervorgegangene in zwei Strahlen zerspal- tene Strahl auf einen zweiten Doppelspath fällt? -- so scheint es könne man nur zweierlei vermuthen, entweder daß jeder dieser Strahlen sich wieder ebenso wie bei dem ersten Crystalle verhalte, oder daß die einmal erfolgte Spaltung gar nicht zum zweiten Male
doch immer grade fort, da auch die hier ſtatt findende Lage der Axe fuͤr ihn keine Aenderung hervorbringt; aber derjenige Theil des Strahles, der einer ungewoͤhnlichen Brechung faͤhig iſt, leidet hier eine andre Brechung und geht ſo wie Ge, ge, zeigen, fort. Der Strahl LO tritt ungebrochen hervor und gelangt zum Auge P, der Strahl ge und ebenſo GE leiden eine neue Brechung und der erſtere gelangt in P zum Auge. Wenn der Gegenſtand L weit entfernt ſteht, ſo ſind Lg, lg Strahlen, die von einerlei Puncte ausgehen, und das Auge in P ſieht alſo den Punct L verdoppelt und die beiden Bilder um den Winkel OPe von einander entfernt. Dieſer Winkel iſt bei beſtimmter Beſchaffenheit des Prisma's immer gleich; er kann aber dennoch zu Abmeſſung der ſcheinbaren Groͤße eines im Fernrohr geſehenen Gegenſtandes dienen. Zu dieſem Zwecke ſtellt man (Fig. 137.) das Doppelprisma AB zwiſchen das Objectiv HI und den Brennpunct f, um ſtatt eines Bildes im Brennpuncte zwei Bilder hervorzubringen; dieſe Bilder werden allemal in der Gegend des Brennpunctes entſtehen, und deſto weiter aus einander geruͤckt ſein, je weiter das Doppelprisma AB vom Brennpuncte f entfernt iſt, indem die uͤbereinſtimmenden Puncte F, f beider Bilder ſo liegen, daß der Winkel FCf immer derſelbe iſt. Stellt man alſo das Prisma ſo, daß beide Bilder ſich beruͤhren, ſo laͤßt ſich aus dem beſtimmten Abſtande des Prisma's vom Brennpuncte die wahre Groͤße des Bildes, alſo die ſcheinbare Groͤße des Gegenſtandes, herleiten.
Dieſe Micrometer werden gewoͤhnlich aus Bergcryſtall ge- macht, der in der Hauptſache gleiche Eigenſchaften beſitzt, und in ſehr reinen Cryſtallen vorkoͤmmt.
Doppelte Brechung durch mehr als einen Cryſtall.
Wenn man nach der Kenntniß der bisher betrachteten Erſchei- nungen die Frage aufwuͤrfe: Was wird erfolgen, wenn jener aus dem einen Doppelſpathe hervorgegangene in zwei Strahlen zerſpal- tene Strahl auf einen zweiten Doppelſpath faͤllt? — ſo ſcheint es koͤnne man nur zweierlei vermuthen, entweder daß jeder dieſer Strahlen ſich wieder ebenſo wie bei dem erſten Cryſtalle verhalte, oder daß die einmal erfolgte Spaltung gar nicht zum zweiten Male
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Strahles, der einer ungewoͤhnlichen Brechung faͤhig iſt, leidet hier
eine andre Brechung und geht ſo wie Ge, ge, zeigen, fort.
Der Strahl LO tritt ungebrochen hervor und gelangt zum Auge
P, der Strahl ge und ebenſo GE leiden eine neue Brechung und
der erſtere gelangt in P zum Auge. Wenn der Gegenſtand L weit
entfernt ſteht, ſo ſind Lg, lg Strahlen, die von einerlei Puncte
ausgehen, und das Auge in P ſieht alſo den Punct L verdoppelt
und die beiden Bilder um den Winkel OPe von einander entfernt.
Dieſer Winkel iſt bei beſtimmter Beſchaffenheit des Prisma's immer
gleich; er kann aber dennoch zu Abmeſſung der ſcheinbaren Groͤße
eines im Fernrohr geſehenen Gegenſtandes dienen. Zu dieſem
Zwecke ſtellt man (Fig. 137.) das Doppelprisma AB zwiſchen das
Objectiv HI und den Brennpunct f, um ſtatt eines Bildes im
Brennpuncte zwei Bilder hervorzubringen; dieſe Bilder werden
allemal in der Gegend des Brennpunctes entſtehen, und deſto
weiter aus einander geruͤckt ſein, je weiter das Doppelprisma AB
vom Brennpuncte f entfernt iſt, indem die uͤbereinſtimmenden
Puncte F, f beider Bilder ſo liegen, daß der Winkel FCf immer
derſelbe iſt. Stellt man alſo das Prisma ſo, daß beide Bilder ſich
beruͤhren, ſo laͤßt ſich aus dem beſtimmten Abſtande des Prisma's
vom Brennpuncte die wahre Groͤße des Bildes, alſo die ſcheinbare
Groͤße des Gegenſtandes, herleiten.
Dieſe Micrometer werden gewoͤhnlich aus Bergcryſtall ge-
macht, der in der Hauptſache gleiche Eigenſchaften beſitzt, und in
ſehr reinen Cryſtallen vorkoͤmmt.
Doppelte Brechung durch mehr als einen Cryſtall.
Wenn man nach der Kenntniß der bisher betrachteten Erſchei-
nungen die Frage aufwuͤrfe: Was wird erfolgen, wenn jener aus
dem einen Doppelſpathe hervorgegangene in zwei Strahlen zerſpal-
tene Strahl auf einen zweiten Doppelſpath faͤllt? — ſo ſcheint es
koͤnne man nur zweierlei vermuthen, entweder daß jeder dieſer
Strahlen ſich wieder ebenſo wie bei dem erſten Cryſtalle verhalte,
oder daß die einmal erfolgte Spaltung gar nicht zum zweiten Male
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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1831, S. 310. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre02_1831/324>, abgerufen am 22.02.2025.
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