Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1831.

Bild:
<< vorherige Seite

fernter von A liegenden Faben her, der mit ac oder AC parallele
gebeugte Strahl das Auge treffen.

So entstehen Nebenbilder an beiden Seiten des leuchtenden
Punctes S, und da die Richtung der gebeugten Strahlen desto
stärker abgelenkt ist, je näher an einander die Fäden liegen, so er-
hellt erstlich, daß bei sehr feinen Gittern die Nebenbilder weit vom
Hauptbilde entfernt stehen, zweitens daß diese Nebenbilder verwirrt
werden, wenn das Gitter nicht aus vollkommen gleichen und voll-
kommen gleich entfernten Fäden besteht. Jede Farbe hat, wie Sie
wissen, ihren eignen Abstand oder ihre bestimmte Richtung bei der
Beugung, und die Nebenbilder eines weißen Lichtes erscheinen also
farbig und mit desto schöner getrennten Farben, je feiner das Gitter
und je gleichförmiger es ist; bei ungleichförmigen Streifen vermi-
schen sich die Farben und geben nur Weiß.

Eine Bemerkung muß ich hier noch beifügen. Nach Fraun-
hofer's Anleitung bedient man sich des Fernrohrs, und sieht dann
die Farbenbilder mit ganz vorzüglicher Schönheit; es läßt sich leicht
einsehen, daß man sie auch da deutlich sieht, weil die parallel ein-
fallenden Strahlen AC, ac, ag, sich ebenso als ob sie von einem
sehr entfernten Puncte kämen, zu einem Bilde vereinigen, und man
also jedes der Nebenbilder mit sehr verstärktem Lichte und unter
einem größern Sehewinkel sieht.

Höfe um Sonne und Mond.

Diese Nebenbilder sind es, die wir in den Höfen um den
Mond sehen. Es ist bekannt, daß der Mond, wenn er durch
dünne Wolken scheint, oft von einem unscheinbaren, manchmal
aber auch von einem sehr schönen kleinen Hofe umgeben ist. Daß
diese Höfe durch kleine Dunstbläschen hervorgebracht werden, davon
kann man sich am besten überzeugen, wenn man eine recht reine
Glasscheibe leicht anhaucht und dann durch sie nach einem entfern-
ten Lichte sieht; das Licht ist dann von einem Hofe, der nahe am
Lichte weiß, blaulich weiß ist, und sich in Gelb und Roth endigt,
umgeben, und dieser Hof ist desto größer und schöner, je feiner die
angehauchten Dunsttheilchen sich angelegt haben; bei starkem An-
hauchen, wo schon größere und ungleiche Thautropfen sich anlegen,
geht der farbig begrenzte Hof in eine blaß erhellte Umgebung des

T 2

fernter von A liegenden Faben her, der mit ac oder AC parallele
gebeugte Strahl das Auge treffen.

So entſtehen Nebenbilder an beiden Seiten des leuchtenden
Punctes S, und da die Richtung der gebeugten Strahlen deſto
ſtaͤrker abgelenkt iſt, je naͤher an einander die Faͤden liegen, ſo er-
hellt erſtlich, daß bei ſehr feinen Gittern die Nebenbilder weit vom
Hauptbilde entfernt ſtehen, zweitens daß dieſe Nebenbilder verwirrt
werden, wenn das Gitter nicht aus vollkommen gleichen und voll-
kommen gleich entfernten Faͤden beſteht. Jede Farbe hat, wie Sie
wiſſen, ihren eignen Abſtand oder ihre beſtimmte Richtung bei der
Beugung, und die Nebenbilder eines weißen Lichtes erſcheinen alſo
farbig und mit deſto ſchoͤner getrennten Farben, je feiner das Gitter
und je gleichfoͤrmiger es iſt; bei ungleichfoͤrmigen Streifen vermi-
ſchen ſich die Farben und geben nur Weiß.

Eine Bemerkung muß ich hier noch beifuͤgen. Nach Fraun-
hofer's Anleitung bedient man ſich des Fernrohrs, und ſieht dann
die Farbenbilder mit ganz vorzuͤglicher Schoͤnheit; es laͤßt ſich leicht
einſehen, daß man ſie auch da deutlich ſieht, weil die parallel ein-
fallenden Strahlen AC, ac, αγ, ſich ebenſo als ob ſie von einem
ſehr entfernten Puncte kaͤmen, zu einem Bilde vereinigen, und man
alſo jedes der Nebenbilder mit ſehr verſtaͤrktem Lichte und unter
einem groͤßern Sehewinkel ſieht.

Hoͤfe um Sonne und Mond.

Dieſe Nebenbilder ſind es, die wir in den Hoͤfen um den
Mond ſehen. Es iſt bekannt, daß der Mond, wenn er durch
duͤnne Wolken ſcheint, oft von einem unſcheinbaren, manchmal
aber auch von einem ſehr ſchoͤnen kleinen Hofe umgeben iſt. Daß
dieſe Hoͤfe durch kleine Dunſtblaͤschen hervorgebracht werden, davon
kann man ſich am beſten uͤberzeugen, wenn man eine recht reine
Glasſcheibe leicht anhaucht und dann durch ſie nach einem entfern-
ten Lichte ſieht; das Licht iſt dann von einem Hofe, der nahe am
Lichte weiß, blaulich weiß iſt, und ſich in Gelb und Roth endigt,
umgeben, und dieſer Hof iſt deſto groͤßer und ſchoͤner, je feiner die
angehauchten Dunſttheilchen ſich angelegt haben; bei ſtarkem An-
hauchen, wo ſchon groͤßere und ungleiche Thautropfen ſich anlegen,
geht der farbig begrenzte Hof in eine blaß erhellte Umgebung des

T 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0305" n="291"/>
fernter von <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">A</hi></hi> liegenden Faben her, der mit <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">ac</hi></hi> oder <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">AC</hi></hi> parallele<lb/>
gebeugte Strahl das Auge treffen.</p><lb/>
          <p>So ent&#x017F;tehen Nebenbilder an beiden Seiten des                         leuchtenden<lb/>
Punctes <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">S,</hi></hi> und da die Richtung der gebeugten Strahlen                         de&#x017F;to<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;rker abgelenkt                         i&#x017F;t, je na&#x0364;her an einander die Fa&#x0364;den                         liegen, &#x017F;o er-<lb/>
hellt er&#x017F;tlich, daß bei                         &#x017F;ehr feinen Gittern die Nebenbilder weit vom<lb/>
Hauptbilde                         entfernt &#x017F;tehen, zweitens daß die&#x017F;e Nebenbilder                         verwirrt<lb/>
werden, wenn das Gitter nicht aus vollkommen gleichen und                         voll-<lb/>
kommen gleich entfernten Fa&#x0364;den be&#x017F;teht.                         Jede Farbe hat, wie Sie<lb/>
wi&#x017F;&#x017F;en, ihren eignen                         Ab&#x017F;tand oder ihre be&#x017F;timmte Richtung bei                         der<lb/>
Beugung, und die Nebenbilder eines weißen Lichtes                         er&#x017F;cheinen al&#x017F;o<lb/>
farbig und mit de&#x017F;to                         &#x017F;cho&#x0364;ner getrennten Farben, je feiner das                         Gitter<lb/>
und je gleichfo&#x0364;rmiger es i&#x017F;t; bei                         ungleichfo&#x0364;rmigen Streifen vermi-<lb/>
&#x017F;chen                         &#x017F;ich die Farben und geben nur Weiß.</p><lb/>
          <p>Eine Bemerkung muß ich hier noch beifu&#x0364;gen. Nach <hi rendition="#g">Fraun</hi>-<lb/><hi rendition="#g">hofer</hi>'s Anleitung                         bedient man &#x017F;ich des Fernrohrs, und &#x017F;ieht dann<lb/>
die                         Farbenbilder mit ganz vorzu&#x0364;glicher Scho&#x0364;nheit; es                         la&#x0364;ßt &#x017F;ich leicht<lb/>
ein&#x017F;ehen, daß man                         &#x017F;ie auch da deutlich &#x017F;ieht, weil die parallel                         ein-<lb/>
fallenden Strahlen <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">AC, ac,</hi></hi> &#x03B1;&#x03B3;, &#x017F;ich eben&#x017F;o als ob                         &#x017F;ie von einem<lb/>
&#x017F;ehr entfernten Puncte                         ka&#x0364;men, zu einem Bilde vereinigen, und man<lb/>
al&#x017F;o                         jedes der Nebenbilder mit &#x017F;ehr ver&#x017F;ta&#x0364;rktem                         Lichte und unter<lb/>
einem gro&#x0364;ßern Sehewinkel                         &#x017F;ieht.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#g">Ho&#x0364;fe um Sonne und Mond</hi>.</head><lb/>
          <p>Die&#x017F;e Nebenbilder &#x017F;ind es, die wir in den                         Ho&#x0364;fen um den<lb/>
Mond &#x017F;ehen. Es i&#x017F;t                         bekannt, daß der Mond, wenn er durch<lb/>
du&#x0364;nne Wolken                         &#x017F;cheint, oft von einem un&#x017F;cheinbaren,                         manchmal<lb/>
aber auch von einem &#x017F;ehr                         &#x017F;cho&#x0364;nen kleinen Hofe umgeben i&#x017F;t.                         Daß<lb/>
die&#x017F;e Ho&#x0364;fe durch kleine                         Dun&#x017F;tbla&#x0364;schen hervorgebracht werden, davon<lb/>
kann                         man &#x017F;ich am be&#x017F;ten u&#x0364;berzeugen, wenn man                         eine recht reine<lb/>
Glas&#x017F;cheibe leicht anhaucht und dann durch                         &#x017F;ie nach einem entfern-<lb/>
ten Lichte &#x017F;ieht; das                         Licht i&#x017F;t dann von einem Hofe, der nahe am<lb/>
Lichte weiß,                         blaulich weiß i&#x017F;t, und &#x017F;ich in Gelb und Roth                         endigt,<lb/>
umgeben, und die&#x017F;er Hof i&#x017F;t                         de&#x017F;to gro&#x0364;ßer und &#x017F;cho&#x0364;ner, je                         feiner die<lb/>
angehauchten Dun&#x017F;ttheilchen &#x017F;ich                         angelegt haben; bei &#x017F;tarkem An-<lb/>
hauchen, wo &#x017F;chon                         gro&#x0364;ßere und ungleiche Thautropfen &#x017F;ich                         anlegen,<lb/>
geht der farbig begrenzte Hof in eine blaß erhellte Umgebung                             des<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">T 2</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[291/0305] fernter von A liegenden Faben her, der mit ac oder AC parallele gebeugte Strahl das Auge treffen. So entſtehen Nebenbilder an beiden Seiten des leuchtenden Punctes S, und da die Richtung der gebeugten Strahlen deſto ſtaͤrker abgelenkt iſt, je naͤher an einander die Faͤden liegen, ſo er- hellt erſtlich, daß bei ſehr feinen Gittern die Nebenbilder weit vom Hauptbilde entfernt ſtehen, zweitens daß dieſe Nebenbilder verwirrt werden, wenn das Gitter nicht aus vollkommen gleichen und voll- kommen gleich entfernten Faͤden beſteht. Jede Farbe hat, wie Sie wiſſen, ihren eignen Abſtand oder ihre beſtimmte Richtung bei der Beugung, und die Nebenbilder eines weißen Lichtes erſcheinen alſo farbig und mit deſto ſchoͤner getrennten Farben, je feiner das Gitter und je gleichfoͤrmiger es iſt; bei ungleichfoͤrmigen Streifen vermi- ſchen ſich die Farben und geben nur Weiß. Eine Bemerkung muß ich hier noch beifuͤgen. Nach Fraun- hofer's Anleitung bedient man ſich des Fernrohrs, und ſieht dann die Farbenbilder mit ganz vorzuͤglicher Schoͤnheit; es laͤßt ſich leicht einſehen, daß man ſie auch da deutlich ſieht, weil die parallel ein- fallenden Strahlen AC, ac, αγ, ſich ebenſo als ob ſie von einem ſehr entfernten Puncte kaͤmen, zu einem Bilde vereinigen, und man alſo jedes der Nebenbilder mit ſehr verſtaͤrktem Lichte und unter einem groͤßern Sehewinkel ſieht. Hoͤfe um Sonne und Mond. Dieſe Nebenbilder ſind es, die wir in den Hoͤfen um den Mond ſehen. Es iſt bekannt, daß der Mond, wenn er durch duͤnne Wolken ſcheint, oft von einem unſcheinbaren, manchmal aber auch von einem ſehr ſchoͤnen kleinen Hofe umgeben iſt. Daß dieſe Hoͤfe durch kleine Dunſtblaͤschen hervorgebracht werden, davon kann man ſich am beſten uͤberzeugen, wenn man eine recht reine Glasſcheibe leicht anhaucht und dann durch ſie nach einem entfern- ten Lichte ſieht; das Licht iſt dann von einem Hofe, der nahe am Lichte weiß, blaulich weiß iſt, und ſich in Gelb und Roth endigt, umgeben, und dieſer Hof iſt deſto groͤßer und ſchoͤner, je feiner die angehauchten Dunſttheilchen ſich angelegt haben; bei ſtarkem An- hauchen, wo ſchon groͤßere und ungleiche Thautropfen ſich anlegen, geht der farbig begrenzte Hof in eine blaß erhellte Umgebung des T 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre02_1831
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre02_1831/305
Zitationshilfe: Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1831, S. 291. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre02_1831/305>, abgerufen am 21.12.2024.