den farbigen zu vergleichen. Sind die Körper durchsichtig und zugleich farbig, so muß man annehmen, daß die Theilchen des Körpers auch im Innern nur die Fortpflanzung einiger Lichtwellen, und zwar solcher, deren Folge bestimmten Zeit-Intervallen ent- spricht, gestatten; und dabei würde man den Unterschied, daß bei einigen Körpern die übrigen Wellen an der Oberfläche zurück- geworfen werden, bei andern Körpern die übrigen Wellen im In- nern völlig unwirksam werden, zugestehen müssen; jene nämlich wären die, welche bei der Zurückwerfung des Lichtes die Ergän- zungsfarbe zu der Farbe des durchgelassenen Lichtes zeigen, diese hingegen zeigen unter beiden Umständen einerlei Farbe.
Ich habe bei diesen Erklärungen die Ansicht so gefaßt, als ob die gröberen materiellen Theilchen der Körper einen wesentlichen Einfluß auf die Durchlassung oder Zurückwerfung des Lichtes hät- ten, statt daß nach der Meinung der scharfsinnigsten Vertheidiger dieses Systemes nur der in jedem Körper enthaltene Aether es ist, dem wir die Fortpflanzung der Vibrationen zuschreiben müssen; aber es scheint, als ob man bei den Farben-Erscheinungen nicht ganz ausreicht, wenn man nicht den Körpertheilchen einige Einwir- kung gestattet, wenn gleich die Theoreme, die sich ganz auf die Fortpflanzung im Aether gründen, durch ihre mathematische Be- gründung diesem Systeme am meisten Beifall erworben haben; -- ich gehe jetzt zur Darstellung einiger dieser Lehrsätze über.
Gleichzeitige Entstehung zurückgeworfener und ein- dringender Lichtwellen.
Jener Aether, dessen Wellen uns die Empfindung des Lich- tes gewähren, ist durch alle Körper verbreitet; aber er ist weniger elastisch in den dichteren Körpern. Daß diese ungleiche Elasticität sich nicht genau nach der specifischen Schwere der Körper richtet, sondern auch noch auf andern Eigenschaften, unter denen die Brenn- barkeit eine der merkwürdigsten ist, beruht, läßt sich wohl erwarten, indem auch hier eigenthümliche Verwandtschaften, die sich uns in der ungleichen Brechung des Lichtes offenbaren, statt finden mögen. An diese Voraussetzung, daß der Aether in den dichtern Körpern weniger Elasticität besitze, schließen sich nun mehrere merkwürdige Folgerungen. Die theoretische Untersuchung nämlich zeigt, daß
den farbigen zu vergleichen. Sind die Koͤrper durchſichtig und zugleich farbig, ſo muß man annehmen, daß die Theilchen des Koͤrpers auch im Innern nur die Fortpflanzung einiger Lichtwellen, und zwar ſolcher, deren Folge beſtimmten Zeit-Intervallen ent- ſpricht, geſtatten; und dabei wuͤrde man den Unterſchied, daß bei einigen Koͤrpern die uͤbrigen Wellen an der Oberflaͤche zuruͤck- geworfen werden, bei andern Koͤrpern die uͤbrigen Wellen im In- nern voͤllig unwirkſam werden, zugeſtehen muͤſſen; jene naͤmlich waͤren die, welche bei der Zuruͤckwerfung des Lichtes die Ergaͤn- zungsfarbe zu der Farbe des durchgelaſſenen Lichtes zeigen, dieſe hingegen zeigen unter beiden Umſtaͤnden einerlei Farbe.
Ich habe bei dieſen Erklaͤrungen die Anſicht ſo gefaßt, als ob die groͤberen materiellen Theilchen der Koͤrper einen weſentlichen Einfluß auf die Durchlaſſung oder Zuruͤckwerfung des Lichtes haͤt- ten, ſtatt daß nach der Meinung der ſcharfſinnigſten Vertheidiger dieſes Syſtemes nur der in jedem Koͤrper enthaltene Aether es iſt, dem wir die Fortpflanzung der Vibrationen zuſchreiben muͤſſen; aber es ſcheint, als ob man bei den Farben-Erſcheinungen nicht ganz ausreicht, wenn man nicht den Koͤrpertheilchen einige Einwir- kung geſtattet, wenn gleich die Theoreme, die ſich ganz auf die Fortpflanzung im Aether gruͤnden, durch ihre mathematiſche Be- gruͤndung dieſem Syſteme am meiſten Beifall erworben haben; — ich gehe jetzt zur Darſtellung einiger dieſer Lehrſaͤtze uͤber.
Gleichzeitige Entſtehung zuruͤckgeworfener und ein- dringender Lichtwellen.
Jener Aether, deſſen Wellen uns die Empfindung des Lich- tes gewaͤhren, iſt durch alle Koͤrper verbreitet; aber er iſt weniger elaſtiſch in den dichteren Koͤrpern. Daß dieſe ungleiche Elaſticitaͤt ſich nicht genau nach der ſpecifiſchen Schwere der Koͤrper richtet, ſondern auch noch auf andern Eigenſchaften, unter denen die Brenn- barkeit eine der merkwuͤrdigſten iſt, beruht, laͤßt ſich wohl erwarten, indem auch hier eigenthuͤmliche Verwandtſchaften, die ſich uns in der ungleichen Brechung des Lichtes offenbaren, ſtatt finden moͤgen. An dieſe Vorausſetzung, daß der Aether in den dichtern Koͤrpern weniger Elaſticitaͤt beſitze, ſchließen ſich nun mehrere merkwuͤrdige Folgerungen. Die theoretiſche Unterſuchung naͤmlich zeigt, daß
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den farbigen zu vergleichen. Sind die Koͤrper durchſichtig und
zugleich farbig, ſo muß man annehmen, daß die Theilchen des
Koͤrpers auch im Innern nur die Fortpflanzung einiger Lichtwellen,
und zwar ſolcher, deren Folge beſtimmten Zeit-Intervallen ent-
ſpricht, geſtatten; und dabei wuͤrde man den Unterſchied, daß
bei einigen Koͤrpern die uͤbrigen Wellen an der Oberflaͤche zuruͤck-
geworfen werden, bei andern Koͤrpern die uͤbrigen Wellen im In-
nern voͤllig unwirkſam werden, zugeſtehen muͤſſen; jene naͤmlich
waͤren die, welche bei der Zuruͤckwerfung des Lichtes die Ergaͤn-
zungsfarbe zu der Farbe des durchgelaſſenen Lichtes zeigen, dieſe
hingegen zeigen unter beiden Umſtaͤnden einerlei Farbe.
Ich habe bei dieſen Erklaͤrungen die Anſicht ſo gefaßt, als ob
die groͤberen materiellen Theilchen der Koͤrper einen weſentlichen
Einfluß auf die Durchlaſſung oder Zuruͤckwerfung des Lichtes haͤt-
ten, ſtatt daß nach der Meinung der ſcharfſinnigſten Vertheidiger
dieſes Syſtemes nur der in jedem Koͤrper enthaltene Aether es iſt,
dem wir die Fortpflanzung der Vibrationen zuſchreiben muͤſſen;
aber es ſcheint, als ob man bei den Farben-Erſcheinungen nicht
ganz ausreicht, wenn man nicht den Koͤrpertheilchen einige Einwir-
kung geſtattet, wenn gleich die Theoreme, die ſich ganz auf die
Fortpflanzung im Aether gruͤnden, durch ihre mathematiſche Be-
gruͤndung dieſem Syſteme am meiſten Beifall erworben haben; —
ich gehe jetzt zur Darſtellung einiger dieſer Lehrſaͤtze uͤber.
Gleichzeitige Entſtehung zuruͤckgeworfener und ein-
dringender Lichtwellen.
Jener Aether, deſſen Wellen uns die Empfindung des Lich-
tes gewaͤhren, iſt durch alle Koͤrper verbreitet; aber er iſt weniger
elaſtiſch in den dichteren Koͤrpern. Daß dieſe ungleiche Elaſticitaͤt
ſich nicht genau nach der ſpecifiſchen Schwere der Koͤrper richtet,
ſondern auch noch auf andern Eigenſchaften, unter denen die Brenn-
barkeit eine der merkwuͤrdigſten iſt, beruht, laͤßt ſich wohl erwarten,
indem auch hier eigenthuͤmliche Verwandtſchaften, die ſich uns in
der ungleichen Brechung des Lichtes offenbaren, ſtatt finden moͤgen.
An dieſe Vorausſetzung, daß der Aether in den dichtern Koͤrpern
weniger Elaſticitaͤt beſitze, ſchließen ſich nun mehrere merkwuͤrdige
Folgerungen. Die theoretiſche Unterſuchung naͤmlich zeigt, daß
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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1831, S. 249. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre02_1831/263>, abgerufen am 21.02.2025.
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