Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1830.

Bild:
<< vorherige Seite

dauert so lange fort, als es der Vorrath von Wasser in dem obern
Gefäße erlaubt.

Natürliche Springbrunnen.

Es ist sehr wahrscheinlich, daß die natürlichen Springbrunnen
oft auf ähnliche Weise einem Zusammenpressen der Luft oder der
Dämpfe ihr Entstehen verdanken. Die Erscheinungen, die man
am Carlsbader Sprudel beobachtet hat, legen am besten vor Augen,
wie es sich dabei auch in Fällen, wo die Wirkungen viel größer sind,
verhalten mag. Das Carlsbader Wasser entwickelt so viele kohlen-
saure Luft und Dämpfe, daß dadurch, zumal weil die Oeffnungen
sich gern mit Kalkniederschlag verstopfen, von diesen elastischen Flüs-
sigkeiten und vom nachdringenden Wasser, die Decke, unter welchem
der natürliche Behälter des Wassers sich befindet, im Anfange des
vorigen Jahrhunderts zersprengt wurde. Man sah bei dieser Gele-
genheit, indem man die bedeckenden Kalkschichten noch weiter durch-
brach, daß in dem unterirdischen großen Behälter das Wasser, mit
heftigem Brausen unaufhörlich aufkochend, Dämpfe und zugleich
auch Luft entwickelte. Indem man nun diese weite Oeffnung wie-
der durch ein festes Gewölbe schloß, zwang man das Wasser, durch
die ihm bestimmten Oeffnungen hervorzufließen. Eine derselben ist
der Sprudel, aus welcher das Wasser in Absätzen hervordringt, weil
die mit zu großer Heftigkeit entwickelte Luft sich zugleich mit dem
Wasser einen Ausweg sucht. Wäre hier der mit Dampf und Luft
gefüllte Raum über dem großen Sprudelkessel so geschlossen, daß
die Sprudel-Oeffnung ihren Ausfluß ziemlich tief unter der Ober-
fläche, etwa in A hätte (Fig. 131.) so könnte es, bei plötzlich ver-
mehrtem Andrange der elastischen Flüssigkeiten oder bei plötzlich ver-
mehrtem Drucke auf die Oberfläche BC, zu einem höher hinauf ge-
triebenen Sprungstrahle kommen, der am Sprudel, zumal da die
Luft mit entweicht, nicht vorkommen kann.

Das abwechselnd so heftige Hervorbringen des Wassers aus
den großen Springbrunnen Geyser und Strok auf Island, deutet
auf einen ähnlichen Ursprung. Nach den Beschreibungen von
Ohlsen und Hooker, womit auch andre Reisende überein stim-

I. Q

dauert ſo lange fort, als es der Vorrath von Waſſer in dem obern
Gefaͤße erlaubt.

Natuͤrliche Springbrunnen.

Es iſt ſehr wahrſcheinlich, daß die natuͤrlichen Springbrunnen
oft auf aͤhnliche Weiſe einem Zuſammenpreſſen der Luft oder der
Daͤmpfe ihr Entſtehen verdanken. Die Erſcheinungen, die man
am Carlsbader Sprudel beobachtet hat, legen am beſten vor Augen,
wie es ſich dabei auch in Faͤllen, wo die Wirkungen viel groͤßer ſind,
verhalten mag. Das Carlsbader Waſſer entwickelt ſo viele kohlen-
ſaure Luft und Daͤmpfe, daß dadurch, zumal weil die Oeffnungen
ſich gern mit Kalkniederſchlag verſtopfen, von dieſen elaſtiſchen Fluͤſ-
ſigkeiten und vom nachdringenden Waſſer, die Decke, unter welchem
der natuͤrliche Behaͤlter des Waſſers ſich befindet, im Anfange des
vorigen Jahrhunderts zerſprengt wurde. Man ſah bei dieſer Gele-
genheit, indem man die bedeckenden Kalkſchichten noch weiter durch-
brach, daß in dem unterirdiſchen großen Behaͤlter das Waſſer, mit
heftigem Brauſen unaufhoͤrlich aufkochend, Daͤmpfe und zugleich
auch Luft entwickelte. Indem man nun dieſe weite Oeffnung wie-
der durch ein feſtes Gewoͤlbe ſchloß, zwang man das Waſſer, durch
die ihm beſtimmten Oeffnungen hervorzufließen. Eine derſelben iſt
der Sprudel, aus welcher das Waſſer in Abſaͤtzen hervordringt, weil
die mit zu großer Heftigkeit entwickelte Luft ſich zugleich mit dem
Waſſer einen Ausweg ſucht. Waͤre hier der mit Dampf und Luft
gefuͤllte Raum uͤber dem großen Sprudelkeſſel ſo geſchloſſen, daß
die Sprudel-Oeffnung ihren Ausfluß ziemlich tief unter der Ober-
flaͤche, etwa in A haͤtte (Fig. 131.) ſo koͤnnte es, bei ploͤtzlich ver-
mehrtem Andrange der elaſtiſchen Fluͤſſigkeiten oder bei ploͤtzlich ver-
mehrtem Drucke auf die Oberflaͤche BC, zu einem hoͤher hinauf ge-
triebenen Sprungſtrahle kommen, der am Sprudel, zumal da die
Luft mit entweicht, nicht vorkommen kann.

Das abwechſelnd ſo heftige Hervorbringen des Waſſers aus
den großen Springbrunnen Geyſer und Strok auf Island, deutet
auf einen aͤhnlichen Urſprung. Nach den Beſchreibungen von
Ohlſen und Hooker, womit auch andre Reiſende uͤberein ſtim-

I. Q
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0263" n="241"/>
dauert &#x017F;o lange fort, als es der Vorrath von Wa&#x017F;&#x017F;er in dem obern<lb/>
Gefa&#x0364;ße erlaubt.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#g">Natu&#x0364;rliche Springbrunnen</hi>.</head><lb/>
          <p>Es i&#x017F;t &#x017F;ehr wahr&#x017F;cheinlich, daß die natu&#x0364;rlichen Springbrunnen<lb/>
oft auf a&#x0364;hnliche Wei&#x017F;e einem Zu&#x017F;ammenpre&#x017F;&#x017F;en der Luft oder der<lb/>
Da&#x0364;mpfe ihr Ent&#x017F;tehen verdanken. Die Er&#x017F;cheinungen, die man<lb/>
am Carlsbader Sprudel beobachtet hat, legen am be&#x017F;ten vor Augen,<lb/>
wie es &#x017F;ich dabei auch in Fa&#x0364;llen, wo die Wirkungen viel gro&#x0364;ßer &#x017F;ind,<lb/>
verhalten mag. Das Carlsbader Wa&#x017F;&#x017F;er entwickelt &#x017F;o viele kohlen-<lb/>
&#x017F;aure Luft und Da&#x0364;mpfe, daß dadurch, zumal weil die Oeffnungen<lb/>
&#x017F;ich gern mit Kalknieder&#x017F;chlag ver&#x017F;topfen, von die&#x017F;en ela&#x017F;ti&#x017F;chen Flu&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;igkeiten und vom nachdringenden Wa&#x017F;&#x017F;er, die Decke, unter welchem<lb/>
der natu&#x0364;rliche Beha&#x0364;lter des Wa&#x017F;&#x017F;ers &#x017F;ich befindet, im Anfange des<lb/>
vorigen Jahrhunderts zer&#x017F;prengt wurde. Man &#x017F;ah bei die&#x017F;er Gele-<lb/>
genheit, indem man die bedeckenden Kalk&#x017F;chichten noch weiter durch-<lb/>
brach, daß in dem unterirdi&#x017F;chen großen Beha&#x0364;lter das Wa&#x017F;&#x017F;er, mit<lb/>
heftigem Brau&#x017F;en unaufho&#x0364;rlich aufkochend, Da&#x0364;mpfe und zugleich<lb/>
auch Luft entwickelte. Indem man nun die&#x017F;e weite Oeffnung wie-<lb/>
der durch ein fe&#x017F;tes Gewo&#x0364;lbe &#x017F;chloß, zwang man das Wa&#x017F;&#x017F;er, durch<lb/>
die ihm be&#x017F;timmten Oeffnungen hervorzufließen. Eine der&#x017F;elben i&#x017F;t<lb/>
der Sprudel, aus welcher das Wa&#x017F;&#x017F;er in Ab&#x017F;a&#x0364;tzen hervordringt, weil<lb/>
die mit zu großer Heftigkeit entwickelte Luft &#x017F;ich zugleich mit dem<lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;er einen Ausweg &#x017F;ucht. Wa&#x0364;re hier der mit Dampf und Luft<lb/>
gefu&#x0364;llte Raum u&#x0364;ber dem großen Sprudelke&#x017F;&#x017F;el &#x017F;o ge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en, daß<lb/>
die Sprudel-Oeffnung ihren Ausfluß ziemlich tief unter der Ober-<lb/>
fla&#x0364;che, etwa in <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">A</hi></hi> ha&#x0364;tte (<hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">Fig. 131.</hi></hi>) &#x017F;o ko&#x0364;nnte es, bei plo&#x0364;tzlich ver-<lb/>
mehrtem Andrange der ela&#x017F;ti&#x017F;chen Flu&#x0364;&#x017F;&#x017F;igkeiten oder bei plo&#x0364;tzlich ver-<lb/>
mehrtem Drucke auf die Oberfla&#x0364;che <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">BC,</hi></hi> zu einem ho&#x0364;her hinauf ge-<lb/>
triebenen Sprung&#x017F;trahle kommen, der am Sprudel, zumal da die<lb/>
Luft mit entweicht, nicht vorkommen kann.</p><lb/>
          <p>Das abwech&#x017F;elnd &#x017F;o heftige Hervorbringen des Wa&#x017F;&#x017F;ers aus<lb/>
den großen Springbrunnen Gey&#x017F;er und Strok auf Island, deutet<lb/>
auf einen a&#x0364;hnlichen Ur&#x017F;prung. Nach den Be&#x017F;chreibungen von<lb/><hi rendition="#g">Ohl&#x017F;en</hi> und <hi rendition="#g">Hooker,</hi> womit auch andre Rei&#x017F;ende u&#x0364;berein &#x017F;tim-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">I.</hi></hi> Q</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[241/0263] dauert ſo lange fort, als es der Vorrath von Waſſer in dem obern Gefaͤße erlaubt. Natuͤrliche Springbrunnen. Es iſt ſehr wahrſcheinlich, daß die natuͤrlichen Springbrunnen oft auf aͤhnliche Weiſe einem Zuſammenpreſſen der Luft oder der Daͤmpfe ihr Entſtehen verdanken. Die Erſcheinungen, die man am Carlsbader Sprudel beobachtet hat, legen am beſten vor Augen, wie es ſich dabei auch in Faͤllen, wo die Wirkungen viel groͤßer ſind, verhalten mag. Das Carlsbader Waſſer entwickelt ſo viele kohlen- ſaure Luft und Daͤmpfe, daß dadurch, zumal weil die Oeffnungen ſich gern mit Kalkniederſchlag verſtopfen, von dieſen elaſtiſchen Fluͤſ- ſigkeiten und vom nachdringenden Waſſer, die Decke, unter welchem der natuͤrliche Behaͤlter des Waſſers ſich befindet, im Anfange des vorigen Jahrhunderts zerſprengt wurde. Man ſah bei dieſer Gele- genheit, indem man die bedeckenden Kalkſchichten noch weiter durch- brach, daß in dem unterirdiſchen großen Behaͤlter das Waſſer, mit heftigem Brauſen unaufhoͤrlich aufkochend, Daͤmpfe und zugleich auch Luft entwickelte. Indem man nun dieſe weite Oeffnung wie- der durch ein feſtes Gewoͤlbe ſchloß, zwang man das Waſſer, durch die ihm beſtimmten Oeffnungen hervorzufließen. Eine derſelben iſt der Sprudel, aus welcher das Waſſer in Abſaͤtzen hervordringt, weil die mit zu großer Heftigkeit entwickelte Luft ſich zugleich mit dem Waſſer einen Ausweg ſucht. Waͤre hier der mit Dampf und Luft gefuͤllte Raum uͤber dem großen Sprudelkeſſel ſo geſchloſſen, daß die Sprudel-Oeffnung ihren Ausfluß ziemlich tief unter der Ober- flaͤche, etwa in A haͤtte (Fig. 131.) ſo koͤnnte es, bei ploͤtzlich ver- mehrtem Andrange der elaſtiſchen Fluͤſſigkeiten oder bei ploͤtzlich ver- mehrtem Drucke auf die Oberflaͤche BC, zu einem hoͤher hinauf ge- triebenen Sprungſtrahle kommen, der am Sprudel, zumal da die Luft mit entweicht, nicht vorkommen kann. Das abwechſelnd ſo heftige Hervorbringen des Waſſers aus den großen Springbrunnen Geyſer und Strok auf Island, deutet auf einen aͤhnlichen Urſprung. Nach den Beſchreibungen von Ohlſen und Hooker, womit auch andre Reiſende uͤberein ſtim- I. Q

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre01_1830
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre01_1830/263
Zitationshilfe: Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1830, S. 241. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre01_1830/263>, abgerufen am 22.12.2024.