eine sehr große Kraft ausübt, sind merkwürdig, sondern auch der einfache Seitendruck einer Wassermasse oder Quecksilber- masse giebt uns zu nützlichen Bemerkungen Anlaß. Wenn ein hohes Gefäß mit einer Flüssigkeit gefüllt ist, so verdient schon die Ueberlegung, ob der untere Theil der Wände auch den starken Druck aushalten kann, einige Aufmerksamkeit. Vor- züglich ist das bei dem schweren Quecksilber der Fall, das bei 2 Fuß Höhe auf den untern Theil der Wände einen Druck von 14 Pfund auf den Quadratzoll ausübt, das daher eine Glaswand von mehreren Zollen Breite wohl zersprengen kann, und sich durch jede nur irgend dem Drucke nachgebende Verbindung eine Oeff- nung sucht. Auch der Druck der Erde, wenn sie gleich kein flüssiger Körper ist, gehört hierher. Wäre nämlich der Raum (Fig. 87.) CA mit Sand gefüllt, der durch die Wand CA zu- rückgehalten werden sollte, so muß diese Wand den Druck des Sandes, der abzuschießen, sich in einer schiefen Abdachung ab- zuflächen strebt, zurückhalten, und die Frage, wie stark eine solche Mauer an Ufern, an Festungswällen, u. s. w. sein muß, mit welchen Befestigungsmitteln man sie gegen das Umstürzen sichern muß, beruht auf Ueberlegungen, die denen ganz ähnlich sind, welche man über den Druck des Wassers anstellt.
Gleichgewicht fester Körper im Wasser.
Aehnliche practische Anwendungen ließen sich noch manche angeben; aber es ist Zeit, zu einem andern Gegenstande überzu- gehen, zu den Erscheinungen nämlich, welche die in Wasser ein- getauchten festen Körper uns darbieten. Offenbar leidet der ein- getauchte Körper, wenn er in seiner Stellung fest gehalten wird, eben den Druck, welchen er leiden würde, wenn er ein Theil des Gefäßes wäre, und dieser Druck ist ein hinaufwärts gerichteter und in allen Fällen so groß, als das Gewicht der Wassermasse, welche er aus der Stelle treibt. Ist der Körper ganz eingetaucht, so drückt (Fig. 90.) das über ihm befindliche Wasser auf seine obere Seite niederwärts, am untern Theile hingegen wird er hin- aufwärts gedrückt, und da zwei einander vertical gegenüberste- hende Stücke ab, cd, der Oberfläche, von Kräften gedrückt werden, die den Gewichten der Wassersäulen cfab, efcd, gleich
eine ſehr große Kraft ausuͤbt, ſind merkwuͤrdig, ſondern auch der einfache Seitendruck einer Waſſermaſſe oder Queckſilber- maſſe giebt uns zu nuͤtzlichen Bemerkungen Anlaß. Wenn ein hohes Gefaͤß mit einer Fluͤſſigkeit gefuͤllt iſt, ſo verdient ſchon die Ueberlegung, ob der untere Theil der Waͤnde auch den ſtarken Druck aushalten kann, einige Aufmerkſamkeit. Vor- zuͤglich iſt das bei dem ſchweren Queckſilber der Fall, das bei 2 Fuß Hoͤhe auf den untern Theil der Waͤnde einen Druck von 14 Pfund auf den Quadratzoll ausuͤbt, das daher eine Glaswand von mehreren Zollen Breite wohl zerſprengen kann, und ſich durch jede nur irgend dem Drucke nachgebende Verbindung eine Oeff- nung ſucht. Auch der Druck der Erde, wenn ſie gleich kein fluͤſſiger Koͤrper iſt, gehoͤrt hierher. Waͤre naͤmlich der Raum (Fig. 87.) CA mit Sand gefuͤllt, der durch die Wand CA zu- ruͤckgehalten werden ſollte, ſo muß dieſe Wand den Druck des Sandes, der abzuſchießen, ſich in einer ſchiefen Abdachung ab- zuflaͤchen ſtrebt, zuruͤckhalten, und die Frage, wie ſtark eine ſolche Mauer an Ufern, an Feſtungswaͤllen, u. ſ. w. ſein muß, mit welchen Befeſtigungsmitteln man ſie gegen das Umſtuͤrzen ſichern muß, beruht auf Ueberlegungen, die denen ganz aͤhnlich ſind, welche man uͤber den Druck des Waſſers anſtellt.
Gleichgewicht feſter Koͤrper im Waſſer.
Aehnliche practiſche Anwendungen ließen ſich noch manche angeben; aber es iſt Zeit, zu einem andern Gegenſtande uͤberzu- gehen, zu den Erſcheinungen naͤmlich, welche die in Waſſer ein- getauchten feſten Koͤrper uns darbieten. Offenbar leidet der ein- getauchte Koͤrper, wenn er in ſeiner Stellung feſt gehalten wird, eben den Druck, welchen er leiden wuͤrde, wenn er ein Theil des Gefaͤßes waͤre, und dieſer Druck iſt ein hinaufwaͤrts gerichteter und in allen Faͤllen ſo groß, als das Gewicht der Waſſermaſſe, welche er aus der Stelle treibt. Iſt der Koͤrper ganz eingetaucht, ſo druͤckt (Fig. 90.) das uͤber ihm befindliche Waſſer auf ſeine obere Seite niederwaͤrts, am untern Theile hingegen wird er hin- aufwaͤrts gedruͤckt, und da zwei einander vertical gegenuͤberſte- hende Stuͤcke ab, cd, der Oberflaͤche, von Kraͤften gedruͤckt werden, die den Gewichten der Waſſerſaͤulen cfab, efcd, gleich
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eine ſehr große Kraft ausuͤbt, ſind merkwuͤrdig, ſondern auch
der einfache Seitendruck einer Waſſermaſſe oder Queckſilber-
maſſe giebt uns zu nuͤtzlichen Bemerkungen Anlaß. Wenn
ein hohes Gefaͤß mit einer Fluͤſſigkeit gefuͤllt iſt, ſo verdient
ſchon die Ueberlegung, ob der untere Theil der Waͤnde auch
den ſtarken Druck aushalten kann, einige Aufmerkſamkeit. Vor-
zuͤglich iſt das bei dem ſchweren Queckſilber der Fall, das bei 2
Fuß Hoͤhe auf den untern Theil der Waͤnde einen Druck von 14
Pfund auf den Quadratzoll ausuͤbt, das daher eine Glaswand
von mehreren Zollen Breite wohl zerſprengen kann, und ſich durch
jede nur irgend dem Drucke nachgebende Verbindung eine Oeff-
nung ſucht. Auch der Druck der Erde, wenn ſie gleich kein
fluͤſſiger Koͤrper iſt, gehoͤrt hierher. Waͤre naͤmlich der Raum
(Fig. 87.) CA mit Sand gefuͤllt, der durch die Wand CA zu-
ruͤckgehalten werden ſollte, ſo muß dieſe Wand den Druck des
Sandes, der abzuſchießen, ſich in einer ſchiefen Abdachung ab-
zuflaͤchen ſtrebt, zuruͤckhalten, und die Frage, wie ſtark eine
ſolche Mauer an Ufern, an Feſtungswaͤllen, u. ſ. w. ſein muß,
mit welchen Befeſtigungsmitteln man ſie gegen das Umſtuͤrzen
ſichern muß, beruht auf Ueberlegungen, die denen ganz aͤhnlich
ſind, welche man uͤber den Druck des Waſſers anſtellt.
Gleichgewicht feſter Koͤrper im Waſſer.
Aehnliche practiſche Anwendungen ließen ſich noch manche
angeben; aber es iſt Zeit, zu einem andern Gegenſtande uͤberzu-
gehen, zu den Erſcheinungen naͤmlich, welche die in Waſſer ein-
getauchten feſten Koͤrper uns darbieten. Offenbar leidet der ein-
getauchte Koͤrper, wenn er in ſeiner Stellung feſt gehalten wird,
eben den Druck, welchen er leiden wuͤrde, wenn er ein Theil des
Gefaͤßes waͤre, und dieſer Druck iſt ein hinaufwaͤrts gerichteter
und in allen Faͤllen ſo groß, als das Gewicht der Waſſermaſſe,
welche er aus der Stelle treibt. Iſt der Koͤrper ganz eingetaucht,
ſo druͤckt (Fig. 90.) das uͤber ihm befindliche Waſſer auf ſeine
obere Seite niederwaͤrts, am untern Theile hingegen wird er hin-
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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1830, S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre01_1830/171>, abgerufen am 23.02.2025.
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