Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bräuner, Johann Jacob: Pest-Büchlein. Frankfurt (Main), 1714.

Bild:
<< vorherige Seite

Das XIX. Capitel.
gekühlet/ daher es die Dämpffe nicht so
leichtlich an sich kommen läst. Etliche appli-
ci
ren die Repellentin nicht dem Haupt/ son-
dern dem Hals/ damit die Dünste nicht
durch die Adern desselben fortkommen mö-
gen; wenn aber die Dünst und Feuchtigkei-
ten das Haupt und Hirn schon eingenom-
men/ oder die Feuchtigkeiten so hitzig und
dünn nicht seyn/ so seynd die Repellentia und
Refrigerantia (bevorab allein gebraucht)
so nutzlich nicht/ denn zu befürchten/ die
humores möchten dick gemachet/ und dem
Hirn garzu sehr einverleibet werden/ dahe-
ro denn Schlaff-süchtige Kranckheiten böse/
und auf die Lung fallende Flüsse/ samt an-
dern Dingen entstehen können/ weßwegen
der mittelmäßige Anodina als Dill/ Camil-
len Blumen/ Holder/ Steinklee/ Beto-
nien/ Pfirsich-Kern/ etc. allzeit darbey zu
gebrauchen.

AllzuvielSchlaff.
Von allzuvielen Schlaffen der
Krancken.

Wann der an der Pest-liegende Kran-
cke zuviel schläffet/ welches dann kommt von
kalten groben und dicken Dünsten/ so ist sol-
ches in der Pest sehr schädlich/ da muß man
den Patienten nach Möglichkeit davon ab-
Wie sol-
cher abzu-
halten.
halten/ dieweil sich den Schlaffenden das
Gifft destomehr zum Hertzen nahet/ und
ihm oft zu reden/ zupffen/ rupffen und mit

Tüchern

Das XIX. Capitel.
gekuͤhlet/ daher es die Daͤmpffe nicht ſo
leichtlich an ſich kommen laͤſt. Etliche appli-
ci
ren die Repellentin nicht dem Haupt/ ſon-
dern dem Hals/ damit die Duͤnſte nicht
durch die Adern deſſelben fortkommen moͤ-
gen; wenn aber die Duͤnſt und Feuchtigkei-
ten das Haupt und Hirn ſchon eingenom-
men/ oder die Feuchtigkeiten ſo hitzig und
duͤnn nicht ſeyn/ ſo ſeynd die Repellentia und
Refrigerantia (bevorab allein gebraucht)
ſo nutzlich nicht/ denn zu befuͤrchten/ die
humores moͤchten dick gemachet/ und dem
Hirn garzu ſehr einverleibet werden/ dahe-
ro denn Schlaff-ſuͤchtige Kranckheiten boͤſe/
und auf die Lung fallende Fluͤſſe/ ſamt an-
dern Dingen entſtehen koͤnnen/ weßwegen
der mittelmaͤßige Anodina als Dill/ Camil-
len Blumen/ Holder/ Steinklee/ Beto-
nien/ Pfirſich-Kern/ ꝛc. allzeit darbey zu
gebrauchen.

AllzuvielSchlaff.
Von allzuvielen Schlaffen der
Krancken.

Wann der an der Peſt-liegende Kran-
cke zuviel ſchlaͤffet/ welches dann kommt von
kalten groben und dicken Duͤnſten/ ſo iſt ſol-
ches in der Peſt ſehr ſchaͤdlich/ da muß man
den Patienten nach Moͤglichkeit davon ab-
Wie ſol-
cher abzu-
halten.
halten/ dieweil ſich den Schlaffenden das
Gifft deſtomehr zum Hertzen nahet/ und
ihm oft zu reden/ zupffen/ rupffen und mit

Tuͤchern
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="recipe" n="2">
          <p><pb facs="#f0306" n="284"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#fr">Das</hi><hi rendition="#aq">XIX.</hi><hi rendition="#fr">Capitel.</hi></fw><lb/>
geku&#x0364;hlet/ daher es die Da&#x0364;mpffe nicht &#x017F;o<lb/>
leichtlich an &#x017F;ich kommen la&#x0364;&#x017F;t. Etliche <hi rendition="#aq">appli-<lb/>
ci</hi>ren die <hi rendition="#aq">Repellentin</hi> nicht dem Haupt/ &#x017F;on-<lb/>
dern dem Hals/ damit die Du&#x0364;n&#x017F;te nicht<lb/>
durch die Adern de&#x017F;&#x017F;elben fortkommen mo&#x0364;-<lb/>
gen; wenn aber die Du&#x0364;n&#x017F;t und Feuchtigkei-<lb/>
ten das Haupt und Hirn &#x017F;chon eingenom-<lb/>
men/ oder die Feuchtigkeiten &#x017F;o hitzig und<lb/>
du&#x0364;nn nicht &#x017F;eyn/ &#x017F;o &#x017F;eynd die <hi rendition="#aq">Repellentia</hi> und<lb/><hi rendition="#aq">Refrigerantia</hi> (bevorab allein gebraucht)<lb/>
&#x017F;o nutzlich nicht/ denn zu befu&#x0364;rchten/ die<lb/><hi rendition="#aq">humores</hi> mo&#x0364;chten dick gemachet/ und dem<lb/>
Hirn garzu &#x017F;ehr einverleibet werden/ dahe-<lb/>
ro denn Schlaff-&#x017F;u&#x0364;chtige Kranckheiten bo&#x0364;&#x017F;e/<lb/>
und auf die Lung fallende Flu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e/ &#x017F;amt an-<lb/>
dern Dingen ent&#x017F;tehen ko&#x0364;nnen/ weßwegen<lb/>
der mittelma&#x0364;ßige <hi rendition="#aq">Anodina</hi> als Dill/ Camil-<lb/>
len Blumen/ Holder/ Steinklee/ Beto-<lb/>
nien/ Pfir&#x017F;ich-Kern/ &#xA75B;c. allzeit darbey zu<lb/>
gebrauchen.</p><lb/>
          <note place="left">AllzuvielSchlaff.</note>
        </div><lb/>
        <div type="recipe" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Von allzuvielen Schlaffen der<lb/>
Krancken.</hi> </head><lb/>
          <p>Wann der an der Pe&#x017F;t-liegende Kran-<lb/>
cke zuviel &#x017F;chla&#x0364;ffet/ welches dann kommt von<lb/>
kalten groben und dicken Du&#x0364;n&#x017F;ten/ &#x017F;o i&#x017F;t &#x017F;ol-<lb/>
ches in der Pe&#x017F;t &#x017F;ehr &#x017F;cha&#x0364;dlich/ da muß man<lb/>
den Patienten nach Mo&#x0364;glichkeit davon ab-<lb/><note place="left">Wie &#x017F;ol-<lb/>
cher abzu-<lb/>
halten.</note>halten/ dieweil &#x017F;ich den Schlaffenden das<lb/>
Gifft de&#x017F;tomehr zum Hertzen nahet/ und<lb/>
ihm oft zu reden/ zupffen/ rupffen und mit<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Tu&#x0364;chern</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[284/0306] Das XIX. Capitel. gekuͤhlet/ daher es die Daͤmpffe nicht ſo leichtlich an ſich kommen laͤſt. Etliche appli- ciren die Repellentin nicht dem Haupt/ ſon- dern dem Hals/ damit die Duͤnſte nicht durch die Adern deſſelben fortkommen moͤ- gen; wenn aber die Duͤnſt und Feuchtigkei- ten das Haupt und Hirn ſchon eingenom- men/ oder die Feuchtigkeiten ſo hitzig und duͤnn nicht ſeyn/ ſo ſeynd die Repellentia und Refrigerantia (bevorab allein gebraucht) ſo nutzlich nicht/ denn zu befuͤrchten/ die humores moͤchten dick gemachet/ und dem Hirn garzu ſehr einverleibet werden/ dahe- ro denn Schlaff-ſuͤchtige Kranckheiten boͤſe/ und auf die Lung fallende Fluͤſſe/ ſamt an- dern Dingen entſtehen koͤnnen/ weßwegen der mittelmaͤßige Anodina als Dill/ Camil- len Blumen/ Holder/ Steinklee/ Beto- nien/ Pfirſich-Kern/ ꝛc. allzeit darbey zu gebrauchen. Von allzuvielen Schlaffen der Krancken. Wann der an der Peſt-liegende Kran- cke zuviel ſchlaͤffet/ welches dann kommt von kalten groben und dicken Duͤnſten/ ſo iſt ſol- ches in der Peſt ſehr ſchaͤdlich/ da muß man den Patienten nach Moͤglichkeit davon ab- halten/ dieweil ſich den Schlaffenden das Gifft deſtomehr zum Hertzen nahet/ und ihm oft zu reden/ zupffen/ rupffen und mit Tuͤchern Wie ſol- cher abzu- halten.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/braeuner_pest_1714
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/braeuner_pest_1714/306
Zitationshilfe: Bräuner, Johann Jacob: Pest-Büchlein. Frankfurt (Main), 1714, S. 284. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/braeuner_pest_1714/306>, abgerufen am 21.11.2024.