Paul. Das wußt' ich wohl. So wenig ein Mohr seine Haut, oder ein Pardel seine Flecken ändern kann, so wenig können die eines gutmüthigen Sinns werden, die eines böswilligen gewohnt sind. Ihr haßt keinen Menschen, sondern nur ihre Thorheiten und Laster -- nicht wahr? Aber, wer ist in euern Au- gen tugendhaft? Gewiß keiner, der nicht euer Lied singt -- brav Geld zusammenscharrt, und besonders -- euch in allen Dingen den Vorzug läßt. Uebrigens seyt ihr einander selbst nicht treu, keiner traut, jeder betriegt den andern, oder schlägt ihm wenigstens ein Bein unter; und nie seyt ihr einig, als wo's drauf losgeht, den Drittmann zu übertölpeln, oder wett- zueifern, wer auf seinen Mitchrist am meisten Bö- ses -- sey's nun wahr, halbwahr oder erdichtet, brin- gen kann. Doch, ich bin müde, länger eure schlim- me Seite zu schildern. Die gute aber mögt ihr selbst zeigen. Wohlbekomm's, meine Herren! Adieu!
Verkauff-Preiß: Auf Schreibpap. Mit Kupfern 20 ggr. Auf Druckpap. Ohne Kupfer 10 ggr.
Paul. Das wußt’ ich wohl. So wenig ein Mohr ſeine Haut, oder ein Pardel ſeine Flecken aͤndern kann, ſo wenig koͤnnen die eines gutmuͤthigen Sinns werden, die eines boͤswilligen gewohnt ſind. Ihr haßt keinen Menſchen, ſondern nur ihre Thorheiten und Laſter — nicht wahr? Aber, wer iſt in euern Au- gen tugendhaft? Gewiß keiner, der nicht euer Lied ſingt — brav Geld zuſammenſcharrt, und beſonders — euch in allen Dingen den Vorzug laͤßt. Uebrigens ſeyt ihr einander ſelbſt nicht treu, keiner traut, jeder betriegt den andern, oder ſchlaͤgt ihm wenigſtens ein Bein unter; und nie ſeyt ihr einig, als wo’s drauf losgeht, den Drittmann zu uͤbertoͤlpeln, oder wett- zueifern, wer auf ſeinen Mitchriſt am meiſten Boͤ- ſes — ſey’s nun wahr, halbwahr oder erdichtet, brin- gen kann. Doch, ich bin muͤde, laͤnger eure ſchlim- me Seite zu ſchildern. Die gute aber moͤgt ihr ſelbſt zeigen. Wohlbekomm’s, meine Herren! Adieu!
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Paul. Das wußt’ ich wohl. So wenig ein Mohr
ſeine Haut, oder ein Pardel ſeine Flecken aͤndern
kann, ſo wenig koͤnnen die eines gutmuͤthigen Sinns
werden, die eines boͤswilligen gewohnt ſind. Ihr haßt
keinen Menſchen, ſondern nur ihre Thorheiten und
Laſter — nicht wahr? Aber, wer iſt in euern Au-
gen tugendhaft? Gewiß keiner, der nicht euer Lied
ſingt — brav Geld zuſammenſcharrt, und beſonders —
euch in allen Dingen den Vorzug laͤßt. Uebrigens
ſeyt ihr einander ſelbſt nicht treu, keiner traut, jeder
betriegt den andern, oder ſchlaͤgt ihm wenigſtens ein
Bein unter; und nie ſeyt ihr einig, als wo’s drauf
losgeht, den Drittmann zu uͤbertoͤlpeln, oder wett-
zueifern, wer auf ſeinen Mitchriſt am meiſten Boͤ-
ſes — ſey’s nun wahr, halbwahr oder erdichtet, brin-
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Bräker, Ulrich: Lebensgeschichte und natürliche Ebentheuer des Armen Mannes im Tockenburg. Herausgegeben von H. H. Füßli. Zürich, 1789, S. 300. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/braeker_lebensgeschichte_1789/316>, abgerufen am 13.11.2024.
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