Das weiß ich wahrlich selber nicht. Je mehr ich das Gickel Gackel meiner bisher erzählten Geschichte überlese und überdenke, desto mehr eckelt mir's da- vor. Ich war daher schon entschlossen, sie wieder von neuem anzufangen; ganz anders einzukleiden; vieles wegzulassen das mir itzt recht pudelnärrisch vorkömmt; anderes wichtigeres hingegen, worüber ich weggestol- pert, oder das mir bey dem ersten Concepte nicht zu Sinn gekommen, einzuschalten, u. s. f. Da sich aber, wie schon oben gesagt, mein Schreibehang, gut um drey Quart vermindert -- da ich hiernächst die Zeit dazu extra auskaufen müßte, und besonders -- am End es nicht viel besser machen würde, will ich's lieber gerad bleiben lassen wie es ist -- als ein zwar unschädliches, aber, ich denke, auch unnützes Ding, wenigstens für andre. Damit ich aber mein bisheri- ges Wirrwar einigermaassen verbeßre, will ich we- nigstens das eint- und audre nachholen; mich noch, ehe es fremde Richter thun, selbst critisiren, und dann mit Beschreibung meiner gegenwärtigen Lage beschliessen.
LXXVII. Und nun, was weiters?
Das weiß ich wahrlich ſelber nicht. Je mehr ich das Gickel Gackel meiner bisher erzaͤhlten Geſchichte uͤberleſe und uͤberdenke, deſto mehr eckelt mir’s da- vor. Ich war daher ſchon entſchloſſen, ſie wieder von neuem anzufangen; ganz anders einzukleiden; vieles wegzulaſſen das mir itzt recht pudelnaͤrriſch vorkoͤmmt; anderes wichtigeres hingegen, woruͤber ich weggeſtol- pert, oder das mir bey dem erſten Concepte nicht zu Sinn gekommen, einzuſchalten, u. ſ. f. Da ſich aber, wie ſchon oben geſagt, mein Schreibehang, gut um drey Quart vermindert — da ich hiernaͤchſt die Zeit dazu extra auskaufen muͤßte, und beſonders — am End es nicht viel beſſer machen wuͤrde, will ich’s lieber gerad bleiben laſſen wie es iſt — als ein zwar unſchaͤdliches, aber, ich denke, auch unnuͤtzes Ding, wenigſtens fuͤr andre. Damit ich aber mein bisheri- ges Wirrwar einigermaaſſen verbeßre, will ich we- nigſtens das eint- und audre nachholen; mich noch, ehe es fremde Richter thun, ſelbſt critiſiren, und dann mit Beſchreibung meiner gegenwaͤrtigen Lage beſchlieſſen.
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LXXVII.
Und nun, was weiters?
Das weiß ich wahrlich ſelber nicht. Je mehr ich
das Gickel Gackel meiner bisher erzaͤhlten Geſchichte
uͤberleſe und uͤberdenke, deſto mehr eckelt mir’s da-
vor. Ich war daher ſchon entſchloſſen, ſie wieder von
neuem anzufangen; ganz anders einzukleiden; vieles
wegzulaſſen das mir itzt recht pudelnaͤrriſch vorkoͤmmt;
anderes wichtigeres hingegen, woruͤber ich weggeſtol-
pert, oder das mir bey dem erſten Concepte nicht
zu Sinn gekommen, einzuſchalten, u. ſ. f. Da ſich
aber, wie ſchon oben geſagt, mein Schreibehang,
gut um drey Quart vermindert — da ich hiernaͤchſt
die Zeit dazu extra auskaufen muͤßte, und beſonders —
am End es nicht viel beſſer machen wuͤrde, will ich’s
lieber gerad bleiben laſſen wie es iſt — als ein zwar
unſchaͤdliches, aber, ich denke, auch unnuͤtzes Ding,
wenigſtens fuͤr andre. Damit ich aber mein bisheri-
ges Wirrwar einigermaaſſen verbeßre, will ich we-
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dann mit Beſchreibung meiner gegenwaͤrtigen Lage
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Bräker, Ulrich: Lebensgeschichte und natürliche Ebentheuer des Armen Mannes im Tockenburg. Herausgegeben von H. H. Füßli. Zürich, 1789, S. 232. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/braeker_lebensgeschichte_1789/248>, abgerufen am 13.11.2024.
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