Als ich nun so den Handelsherr spielte, dacht' ich: Liebchen sollte nun keine Einwendung mehr gegen meine Anträge machen können. Aber, weit gefehlt! Das verschmitzte Geschöpf wollte meine Ergebenheit noch auf andre Weise probiren. Nun, was ohnehin in meinen eigenen Planen stuhnd, mochte schon hingehn. Als ich ihr daher eines Tags mit grossem Ernst vom Heurathen redete, hieß es: Aber wo hausen und hofen? Ich schlug ihr verschiedene Wohnungen vor, die damals eben zu vermiethen stuhnden: "Das "will ich nicht", sagte sie; "in meinem Leben nehm' "ich keinen, der nicht sein eigen Haus hat"! "Ganz "recht"! erwiedert' ich -- Aber hätt's nicht auch in meinem Kopf gelegen, ich wollt's probiert haben. Von der Zeit an also fragt' ich jedem feilgebotenen Häusgen nach; aber es wollte sich nirgends fügen. Endlich entschloß ich mich, selber eins zu bauen, und sagte es meiner Schönen. Sie war's zufrieden, und bot mir wieder Geld dazu an. Dann eröffnete ich meine Absicht auch meinem Vater; der versprach ebenfalls, mir mit Rath und That beyzustehn, wie er's denn auch redlich hielt. Nun erst sah' ich mich nach einem Platz um, und kaufte einen Boden um ungefehr 100. Thaler; dann hie und da Holz. Ei- niche Tänuchen bekam ich zum Geschenke. Nun bot'
LXII. Wohnungsplane.
1760.
Als ich nun ſo den Handelsherr ſpielte, dacht’ ich: Liebchen ſollte nun keine Einwendung mehr gegen meine Antraͤge machen koͤnnen. Aber, weit gefehlt! Das verſchmitzte Geſchoͤpf wollte meine Ergebenheit noch auf andre Weiſe probiren. Nun, was ohnehin in meinen eigenen Planen ſtuhnd, mochte ſchon hingehn. Als ich ihr daher eines Tags mit groſſem Ernſt vom Heurathen redete, hieß es: Aber wo hauſen und hofen? Ich ſchlug ihr verſchiedene Wohnungen vor, die damals eben zu vermiethen ſtuhnden: „Das „will ich nicht„, ſagte ſie; „in meinem Leben nehm’ „ich keinen, der nicht ſein eigen Haus hat„! „Ganz „recht„! erwiedert’ ich — Aber haͤtt’s nicht auch in meinem Kopf gelegen, ich wollt’s probiert haben. Von der Zeit an alſo fragt’ ich jedem feilgebotenen Haͤusgen nach; aber es wollte ſich nirgends fuͤgen. Endlich entſchloß ich mich, ſelber eins zu bauen, und ſagte es meiner Schoͤnen. Sie war’s zufrieden, und bot mir wieder Geld dazu an. Dann eroͤffnete ich meine Abſicht auch meinem Vater; der verſprach ebenfalls, mir mit Rath und That beyzuſtehn, wie er’s denn auch redlich hielt. Nun erſt ſah’ ich mich nach einem Platz um, und kaufte einen Boden um ungefehr 100. Thaler; dann hie und da Holz. Ei- niche Taͤnuchen bekam ich zum Geſchenke. Nun bot’
<TEI><text><body><pbfacs="#f0191"n="175"/><divn="1"><head><hirendition="#g"><hirendition="#aq">LXII.</hi><lb/><hirendition="#fr">Wohnungsplane.</hi></hi></head><lb/><p><hirendition="#c"><hirendition="#g">1760</hi>.</hi></p><lb/><p><hirendition="#in">A</hi>ls ich nun ſo den Handelsherr ſpielte, dacht’ ich:<lb/>
Liebchen ſollte nun keine Einwendung mehr gegen<lb/>
meine Antraͤge machen koͤnnen. Aber, weit gefehlt!<lb/>
Das verſchmitzte Geſchoͤpf wollte meine Ergebenheit<lb/>
noch auf andre Weiſe probiren. Nun, was ohnehin in<lb/>
meinen eigenen Planen ſtuhnd, mochte ſchon hingehn.<lb/>
Als ich ihr daher eines Tags mit groſſem Ernſt<lb/>
vom Heurathen redete, hieß es: Aber wo hauſen<lb/>
und hofen? Ich ſchlug ihr verſchiedene Wohnungen<lb/>
vor, die damals eben zu vermiethen ſtuhnden: „Das<lb/>„will ich nicht„, ſagte ſie; „in meinem Leben nehm’<lb/>„ich keinen, der nicht ſein eigen Haus hat„! „Ganz<lb/>„recht„! erwiedert’ ich — Aber haͤtt’s nicht auch<lb/>
in meinem Kopf gelegen, ich wollt’s probiert haben.<lb/>
Von der Zeit an alſo fragt’ ich jedem feilgebotenen<lb/>
Haͤusgen nach; aber es wollte ſich nirgends fuͤgen.<lb/>
Endlich entſchloß ich mich, ſelber eins zu bauen,<lb/>
und ſagte es meiner Schoͤnen. Sie war’s zufrieden,<lb/>
und bot mir wieder Geld dazu an. Dann eroͤffnete<lb/>
ich meine Abſicht auch meinem Vater; der verſprach<lb/>
ebenfalls, mir mit Rath und That beyzuſtehn, wie<lb/>
er’s denn auch redlich hielt. Nun erſt ſah’ ich mich<lb/>
nach einem Platz um, und kaufte einen Boden um<lb/>
ungefehr 100. Thaler; dann hie und da Holz. Ei-<lb/>
niche Taͤnuchen bekam ich zum Geſchenke. Nun bot’<lb/></p></div></body></text></TEI>
[175/0191]
LXII.
Wohnungsplane.
1760.
Als ich nun ſo den Handelsherr ſpielte, dacht’ ich:
Liebchen ſollte nun keine Einwendung mehr gegen
meine Antraͤge machen koͤnnen. Aber, weit gefehlt!
Das verſchmitzte Geſchoͤpf wollte meine Ergebenheit
noch auf andre Weiſe probiren. Nun, was ohnehin in
meinen eigenen Planen ſtuhnd, mochte ſchon hingehn.
Als ich ihr daher eines Tags mit groſſem Ernſt
vom Heurathen redete, hieß es: Aber wo hauſen
und hofen? Ich ſchlug ihr verſchiedene Wohnungen
vor, die damals eben zu vermiethen ſtuhnden: „Das
„will ich nicht„, ſagte ſie; „in meinem Leben nehm’
„ich keinen, der nicht ſein eigen Haus hat„! „Ganz
„recht„! erwiedert’ ich — Aber haͤtt’s nicht auch
in meinem Kopf gelegen, ich wollt’s probiert haben.
Von der Zeit an alſo fragt’ ich jedem feilgebotenen
Haͤusgen nach; aber es wollte ſich nirgends fuͤgen.
Endlich entſchloß ich mich, ſelber eins zu bauen,
und ſagte es meiner Schoͤnen. Sie war’s zufrieden,
und bot mir wieder Geld dazu an. Dann eroͤffnete
ich meine Abſicht auch meinem Vater; der verſprach
ebenfalls, mir mit Rath und That beyzuſtehn, wie
er’s denn auch redlich hielt. Nun erſt ſah’ ich mich
nach einem Platz um, und kaufte einen Boden um
ungefehr 100. Thaler; dann hie und da Holz. Ei-
niche Taͤnuchen bekam ich zum Geſchenke. Nun bot’
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Bräker, Ulrich: Lebensgeschichte und natürliche Ebentheuer des Armen Mannes im Tockenburg. Herausgegeben von H. H. Füßli. Zürich, 1789, S. 175. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/braeker_lebensgeschichte_1789/191>, abgerufen am 13.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.