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Bräker, Ulrich: Lebensgeschichte und natürliche Ebentheuer des Armen Mannes im Tockenburg. Herausgegeben von H. H. Füßli. Zürich, 1789.

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flismeten *) sie zwey mit einander (doch mit Fleiß
so, daß ich's hören mußte) von galanten Herren die
sie kennten, deren Diener es so gut hätten, als die
Größten im Tockenburg. "Sonderlich" sagte
Laurenz, "kenn' ich einen Deutschländer der sich
"dort incognito aufhält, gar ein vornehmer Herr
"von Adel, der allerley Bediente braucht, wo's der
"geringste besser hat als ein Landammann". "Ach"!
sagt' ich, "wenn ich nur nicht zu ungeschickt wäre,
"mit solchen Herren zu reden"! - - Nur gradzu
"geredt, wie's kömmt" sagten sie; "so habens
"dergleichen vornehme Leuth' am liebsten".

XXXVII.
Ein nagelneues Quartier
.

Wir kamen noch bey guter Zeit in Schaffhausen
an, und kehrten beym Schiff ein. Als ich vom
Pferd eher fiel als stieg, war ich halb lahm, und
stuhnd da wie ein Hosendämpfer. Da gieng's von
Seite meiner Führer an ein Mustern, das mich
bald wild machte, da ich nicht begreifen konnte, was
endlich draus werden sollte. Als wir die Stiege
hinaufkamen, hiessen sie mich ein wenig auf der
Laube warten, traten in die Stube, und riefen
mich dann nach wenigen Minuten auch hinein. Da
sah ich einen grossen hübschen Mann der mich freund-
lich anlächelte. Sofort hieß man mich die Schuh'
ausziehn, stellte mich an eine Saul unter ein Maaß,

*) Flismen. Halblaut reden.

flismeten *) ſie zwey mit einander (doch mit Fleiß
ſo, daß ich’s hoͤren mußte) von galanten Herren die
ſie kennten, deren Diener es ſo gut haͤtten, als die
Groͤßten im Tockenburg. „Sonderlich„ ſagte
Laurenz, „kenn’ ich einen Deutſchlaͤnder der ſich
„dort incognito aufhaͤlt, gar ein vornehmer Herr
„von Adel, der allerley Bediente braucht, wo’s der
„geringſte beſſer hat als ein Landammann„. „Ach„!
ſagt’ ich, „wenn ich nur nicht zu ungeſchickt waͤre,
„mit ſolchen Herren zu reden„! ‒ ‒ Nur gradzu
„geredt, wie’s koͤmmt„ ſagten ſie; „ſo habens
„dergleichen vornehme Leuth’ am liebſten„.

XXXVII.
Ein nagelneues Quartier
.

Wir kamen noch bey guter Zeit in Schaffhauſen
an, und kehrten beym Schiff ein. Als ich vom
Pferd eher fiel als ſtieg, war ich halb lahm, und
ſtuhnd da wie ein Hoſendaͤmpfer. Da gieng’s von
Seite meiner Fuͤhrer an ein Muſtern, das mich
bald wild machte, da ich nicht begreifen konnte, was
endlich draus werden ſollte. Als wir die Stiege
hinaufkamen, hieſſen ſie mich ein wenig auf der
Laube warten, traten in die Stube, und riefen
mich dann nach wenigen Minuten auch hinein. Da
ſah ich einen groſſen huͤbſchen Mann der mich freund-
lich anlaͤchelte. Sofort hieß man mich die Schuh’
ausziehn, ſtellte mich an eine Saul unter ein Maaß,

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[90/0106] flismeten *) ſie zwey mit einander (doch mit Fleiß ſo, daß ich’s hoͤren mußte) von galanten Herren die ſie kennten, deren Diener es ſo gut haͤtten, als die Groͤßten im Tockenburg. „Sonderlich„ ſagte Laurenz, „kenn’ ich einen Deutſchlaͤnder der ſich „dort incognito aufhaͤlt, gar ein vornehmer Herr „von Adel, der allerley Bediente braucht, wo’s der „geringſte beſſer hat als ein Landammann„. „Ach„! ſagt’ ich, „wenn ich nur nicht zu ungeſchickt waͤre, „mit ſolchen Herren zu reden„! ‒ ‒ Nur gradzu „geredt, wie’s koͤmmt„ ſagten ſie; „ſo habens „dergleichen vornehme Leuth’ am liebſten„. XXXVII. Ein nagelneues Quartier. Wir kamen noch bey guter Zeit in Schaffhauſen an, und kehrten beym Schiff ein. Als ich vom Pferd eher fiel als ſtieg, war ich halb lahm, und ſtuhnd da wie ein Hoſendaͤmpfer. Da gieng’s von Seite meiner Fuͤhrer an ein Muſtern, das mich bald wild machte, da ich nicht begreifen konnte, was endlich draus werden ſollte. Als wir die Stiege hinaufkamen, hieſſen ſie mich ein wenig auf der Laube warten, traten in die Stube, und riefen mich dann nach wenigen Minuten auch hinein. Da ſah ich einen groſſen huͤbſchen Mann der mich freund- lich anlaͤchelte. Sofort hieß man mich die Schuh’ ausziehn, ſtellte mich an eine Saul unter ein Maaß, *) Flismen. Halblaut reden.

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Zitationshilfe: Bräker, Ulrich: Lebensgeschichte und natürliche Ebentheuer des Armen Mannes im Tockenburg. Herausgegeben von H. H. Füßli. Zürich, 1789, S. 90. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/braeker_lebensgeschichte_1789/106>, abgerufen am 03.12.2024.