Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Boltzmann, Ludwig: Vorlesungen über Gastheorie. Bd. 2. Leipzig, 1898.

Bild:
<< vorherige Seite
IV. Abschnitt. [Gleich. 115]
§ 37. Anwendung der Kirchhoff'schen Methode auf
Gase mit zusammengesetzten Molekülen
.

Es sei nun speciell zur Anfangszeit, welche wir wieder als
die Zeit Null bezeichnen, die Anzahl der Moleküle erster Gattung,
deren Schwerpunkt sich in einem beliebig gelegenen Parallel-
epipede d P1 d P2 d P3 befindet, für welche die Werthe der Variabeln
113) p4 ... pm, q1 ... qm
zwischen den Grenzen
P4 und P4 + d P4 ... Qm und Qm + d Qm
liegen und welche mit keinerlei anderen Molekülen in Wechsel-
wirkung stehen:
[Formel 1] .
Dabei sei A1 eine Constante, welche für die verschiedenen
Molekülgattungen verschiedene, h eine solche, welche für alle
Molekülgattungen denselben Werth hat. E1 sei der Werth
der Summe der gesammten lebendigen Kraft eines Moleküles
und der Kraftfunction der intramolekularen und äusseren auf
das Molekül wirkenden Kräfte zur Anfangszeit. Unter der
Kraftfunction verstehen wir dabei diejenige Function, deren
negative partielle Ableitungen nach den Coordinaten die Kräfte
liefern, so dass also E1 die gesammte Energie des Moleküles
darstellt, deren Werth constant bleibt, so lange das Molekül
nicht mit anderen in Wechselwirkung tritt.

Die Anzahl der mit anderen nicht in Wechselwirkung
stehenden Moleküle erster Gattung, für welche zur Zeit Null
diejenigen Variabeln, welche wir im vorigen Paragraphen die
Variabeln 112) nannten, in einem 2 m fach unendlich kleinen
Gebiete G liegen, das die Werthe
114) P1, P2 ... Pm, Q1, Q2 ... Qm
umfasst, ist also:
115) [Formel 2] ,
wobei die Integration über das Gebiet G zu erstrecken ist.
Dabei soll innerhalb des Gebietes G der Schwerpunkt noch
einen so grossen Spielraum haben, dass, obwohl alle Variabeln
zwischen sehr engen Grenzen eingeschlossen sind, doch noch
der Ausdruck 115) eine sehr grosse Zahl darstellt.

IV. Abschnitt. [Gleich. 115]
§ 37. Anwendung der Kirchhoff’schen Methode auf
Gase mit zusammengesetzten Molekülen
.

Es sei nun speciell zur Anfangszeit, welche wir wieder als
die Zeit Null bezeichnen, die Anzahl der Moleküle erster Gattung,
deren Schwerpunkt sich in einem beliebig gelegenen Parallel-
epipede d P1 d P2 d P3 befindet, für welche die Werthe der Variabeln
113) p4pμ, q1qμ
zwischen den Grenzen
P4 und P4 + d P4Qμ und Qμ + d Qμ
liegen und welche mit keinerlei anderen Molekülen in Wechsel-
wirkung stehen:
[Formel 1] .
Dabei sei A1 eine Constante, welche für die verschiedenen
Molekülgattungen verschiedene, h eine solche, welche für alle
Molekülgattungen denselben Werth hat. E1 sei der Werth
der Summe der gesammten lebendigen Kraft eines Moleküles
und der Kraftfunction der intramolekularen und äusseren auf
das Molekül wirkenden Kräfte zur Anfangszeit. Unter der
Kraftfunction verstehen wir dabei diejenige Function, deren
negative partielle Ableitungen nach den Coordinaten die Kräfte
liefern, so dass also E1 die gesammte Energie des Moleküles
darstellt, deren Werth constant bleibt, so lange das Molekül
nicht mit anderen in Wechselwirkung tritt.

Die Anzahl der mit anderen nicht in Wechselwirkung
stehenden Moleküle erster Gattung, für welche zur Zeit Null
diejenigen Variabeln, welche wir im vorigen Paragraphen die
Variabeln 112) nannten, in einem 2 μ fach unendlich kleinen
Gebiete G liegen, das die Werthe
114) P1, P2Pμ, Q1, Q2Qμ
umfasst, ist also:
115) [Formel 2] ,
wobei die Integration über das Gebiet G zu erstrecken ist.
Dabei soll innerhalb des Gebietes G der Schwerpunkt noch
einen so grossen Spielraum haben, dass, obwohl alle Variabeln
zwischen sehr engen Grenzen eingeschlossen sind, doch noch
der Ausdruck 115) eine sehr grosse Zahl darstellt.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0126" n="108"/>
        <fw place="top" type="header">IV. Abschnitt. [Gleich. 115]</fw><lb/>
        <div n="2">
          <head>§ 37. <hi rendition="#g">Anwendung der Kirchhoff&#x2019;schen Methode auf<lb/>
Gase mit zusammengesetzten Molekülen</hi>.</head><lb/>
          <p>Es sei nun speciell zur Anfangszeit, welche wir wieder als<lb/>
die Zeit Null bezeichnen, die Anzahl der Moleküle erster Gattung,<lb/>
deren Schwerpunkt sich in einem beliebig gelegenen Parallel-<lb/>
epipede <hi rendition="#i">d P</hi><hi rendition="#sub">1</hi> <hi rendition="#i">d P</hi><hi rendition="#sub">2</hi> <hi rendition="#i">d P</hi><hi rendition="#sub">3</hi> befindet, für welche die Werthe der Variabeln<lb/>
113) <hi rendition="#et"><hi rendition="#i">p</hi><hi rendition="#sub">4</hi> &#x2026; <hi rendition="#i">p<hi rendition="#sub">&#x03BC;</hi></hi>, <hi rendition="#i">q</hi><hi rendition="#sub">1</hi> &#x2026; <hi rendition="#i">q<hi rendition="#sub">&#x03BC;</hi></hi></hi><lb/>
zwischen den Grenzen<lb/><hi rendition="#c"><hi rendition="#i">P</hi><hi rendition="#sub">4</hi> und <hi rendition="#i">P</hi><hi rendition="#sub">4</hi> + <hi rendition="#i">d P</hi><hi rendition="#sub">4</hi> &#x2026; <hi rendition="#i">Q<hi rendition="#sub">&#x03BC;</hi></hi> und <hi rendition="#i">Q<hi rendition="#sub">&#x03BC;</hi></hi> + <hi rendition="#i">d Q<hi rendition="#sub">&#x03BC;</hi></hi></hi><lb/>
liegen und welche mit keinerlei anderen Molekülen in Wechsel-<lb/>
wirkung stehen:<lb/><hi rendition="#c"><formula/>.</hi><lb/>
Dabei sei <hi rendition="#i">A</hi><hi rendition="#sub">1</hi> eine Constante, welche für die verschiedenen<lb/>
Molekülgattungen verschiedene, <hi rendition="#i">h</hi> eine solche, welche für alle<lb/>
Molekülgattungen denselben Werth hat. <hi rendition="#i">E</hi><hi rendition="#sub">1</hi> sei der Werth<lb/>
der Summe der gesammten lebendigen Kraft eines Moleküles<lb/>
und der Kraftfunction der intramolekularen und äusseren auf<lb/>
das Molekül wirkenden Kräfte zur Anfangszeit. Unter der<lb/>
Kraftfunction verstehen wir dabei diejenige Function, deren<lb/>
negative partielle Ableitungen nach den Coordinaten die Kräfte<lb/>
liefern, so dass also <hi rendition="#i">E</hi><hi rendition="#sub">1</hi> die gesammte Energie des Moleküles<lb/>
darstellt, deren Werth constant bleibt, so lange das Molekül<lb/>
nicht mit anderen in Wechselwirkung tritt.</p><lb/>
          <p>Die Anzahl der mit anderen nicht in Wechselwirkung<lb/>
stehenden Moleküle erster Gattung, für welche zur Zeit Null<lb/>
diejenigen Variabeln, welche wir im vorigen Paragraphen die<lb/>
Variabeln 112) nannten, in einem 2 <hi rendition="#i">&#x03BC;</hi> fach unendlich kleinen<lb/>
Gebiete <hi rendition="#i">G</hi> liegen, das die Werthe<lb/>
114) <hi rendition="#et"><hi rendition="#i">P</hi><hi rendition="#sub">1</hi>, <hi rendition="#i">P</hi><hi rendition="#sub">2</hi> &#x2026; <hi rendition="#i">P<hi rendition="#sub">&#x03BC;</hi></hi>, <hi rendition="#i">Q</hi><hi rendition="#sub">1</hi>, <hi rendition="#i">Q</hi><hi rendition="#sub">2</hi> &#x2026; <hi rendition="#i">Q<hi rendition="#sub">&#x03BC;</hi></hi></hi><lb/>
umfasst, ist also:<lb/>
115) <hi rendition="#et"><formula/>,</hi><lb/>
wobei die Integration über das Gebiet <hi rendition="#i">G</hi> zu erstrecken ist.<lb/>
Dabei soll innerhalb des Gebietes <hi rendition="#i">G</hi> der Schwerpunkt noch<lb/>
einen so grossen Spielraum haben, dass, obwohl alle Variabeln<lb/>
zwischen sehr engen Grenzen eingeschlossen sind, doch noch<lb/>
der Ausdruck 115) eine sehr grosse Zahl darstellt.</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[108/0126] IV. Abschnitt. [Gleich. 115] § 37. Anwendung der Kirchhoff’schen Methode auf Gase mit zusammengesetzten Molekülen. Es sei nun speciell zur Anfangszeit, welche wir wieder als die Zeit Null bezeichnen, die Anzahl der Moleküle erster Gattung, deren Schwerpunkt sich in einem beliebig gelegenen Parallel- epipede d P1 d P2 d P3 befindet, für welche die Werthe der Variabeln 113) p4 … pμ, q1 … qμ zwischen den Grenzen P4 und P4 + d P4 … Qμ und Qμ + d Qμ liegen und welche mit keinerlei anderen Molekülen in Wechsel- wirkung stehen: [FORMEL]. Dabei sei A1 eine Constante, welche für die verschiedenen Molekülgattungen verschiedene, h eine solche, welche für alle Molekülgattungen denselben Werth hat. E1 sei der Werth der Summe der gesammten lebendigen Kraft eines Moleküles und der Kraftfunction der intramolekularen und äusseren auf das Molekül wirkenden Kräfte zur Anfangszeit. Unter der Kraftfunction verstehen wir dabei diejenige Function, deren negative partielle Ableitungen nach den Coordinaten die Kräfte liefern, so dass also E1 die gesammte Energie des Moleküles darstellt, deren Werth constant bleibt, so lange das Molekül nicht mit anderen in Wechselwirkung tritt. Die Anzahl der mit anderen nicht in Wechselwirkung stehenden Moleküle erster Gattung, für welche zur Zeit Null diejenigen Variabeln, welche wir im vorigen Paragraphen die Variabeln 112) nannten, in einem 2 μ fach unendlich kleinen Gebiete G liegen, das die Werthe 114) P1, P2 … Pμ, Q1, Q2 … Qμ umfasst, ist also: 115) [FORMEL], wobei die Integration über das Gebiet G zu erstrecken ist. Dabei soll innerhalb des Gebietes G der Schwerpunkt noch einen so grossen Spielraum haben, dass, obwohl alle Variabeln zwischen sehr engen Grenzen eingeschlossen sind, doch noch der Ausdruck 115) eine sehr grosse Zahl darstellt.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/boltzmann_gastheorie02_1898
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/boltzmann_gastheorie02_1898/126
Zitationshilfe: Boltzmann, Ludwig: Vorlesungen über Gastheorie. Bd. 2. Leipzig, 1898, S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boltzmann_gastheorie02_1898/126>, abgerufen am 22.12.2024.