Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bohse, August: Des Franzöischen Helicons Monat-Früchte. Leipzig, 1696.

Bild:
<< vorherige Seite
Schwedens
Das 16. Cap.
Von Schwedens Interesse.

DEr Autor sagt/ daß man dafür halte/ daß das
gröste einheimische Interesse von Schweden
darinnen bestünde/ des Königes Einkünffte
zu vergrössern/ und innerlich seine Autorität zu erhö-
hen/ um auswertig ihn desto formidabler zu machen.
Der König hingegen habe die Mine gemacht/ als
wenn er kein ander Interesse als der Unterthanen ih-
res zum Absehen hätte/ und insonderheit der Bauren
ihres/ welches man als die Basin des Königreichs
betrachtete. Wannenhero man immer den Landmann
mehr als die andern Stände bey Ertragung der all-
gemeinen Last zu schonen gesuchet/ ob sie gleich das
ihrige auch ziemlich mit beyschiessen müssen.

Man befände auch/ daß es des Königes Interesse
erfodere/ den Adel so niedrig zu halten und zu klem-
men/ als es immer möglich. Was aber die Religion
beträff/ so wäre des Königes Interesse, die Religion/
so nun einmahl befestiget/ zu mainteniren/ und die
Clerisey in den Grentzen ihrer Pflicht zu erhalten/
welches dann gantz keine Schwürigkeit litte.

So wäre auch das Principal einheimische Inte-
resse
des Königes von Schweden/ die Regierung auf
den Fusse zu erhalten/ wie sie heutiges Tages ist/ und
seinen Nachfolgern deren Besitzung zu versichern.

Was die ausländischen Affairen beträff/ so schie-
ne das Interesse von Schweden zu seyn/ daß es sich
in keinen Offensiv-Krieg engagirete/ weil es schon
so viele Provintzen in Besitz hätte/ als es defendi-
ren könte.

So wäre auch Schweden wenig grossen Streit-

hän-
Schwedens
Das 16. Cap.
Von Schwedens Intereſſe.

DEr Autor ſagt/ daß man dafuͤr halte/ daß das
groͤſte einheimiſche Intereſſe von Schweden
darinnen beſtuͤnde/ des Koͤniges Einkuͤnffte
zu vergroͤſſern/ und innerlich ſeine Autoritaͤt zu erhoͤ-
hen/ um auswertig ihn deſto formidabler zu machen.
Der Koͤnig hingegen habe die Mine gemacht/ als
wenn er kein ander Intereſſe als der Unterthanen ih-
res zum Abſehen haͤtte/ und inſonderheit der Bauren
ihres/ welches man als die Baſin des Koͤnigreichs
betrachtete. Wannenhero man immer den Landmañ
mehr als die andern Staͤnde bey Ertragung der all-
gemeinen Laſt zu ſchonen geſuchet/ ob ſie gleich das
ihrige auch ziemlich mit beyſchieſſen muͤſſen.

Man befaͤnde auch/ daß es des Koͤniges Intereſſe
erfodere/ den Adel ſo niedrig zu halten und zu klem-
men/ als es immer moͤglich. Was aber die Religion
betraͤff/ ſo waͤre des Koͤniges Intereſſe, die Religion/
ſo nun einmahl befeſtiget/ zu mainteniren/ und die
Cleriſey in den Grentzen ihrer Pflicht zu erhalten/
welches dann gantz keine Schwuͤrigkeit litte.

So waͤre auch das Principal einheimiſche Inte-
reſſe
des Koͤniges von Schweden/ die Regierung auf
den Fuſſe zu erhalten/ wie ſie heutiges Tages iſt/ und
ſeinen Nachfolgern deren Beſitzung zu verſichern.

Was die auslaͤndiſchen Affairen betraͤff/ ſo ſchie-
ne das Intereſſe von Schweden zu ſeyn/ daß es ſich
in keinen Offenſiv-Krieg engagirete/ weil es ſchon
ſo viele Provintzen in Beſitz haͤtte/ als es defendi-
ren koͤnte.

So waͤre auch Schweden wenig groſſen Streit-

haͤn-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0450" n="414"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Schwedens</hi> </fw><lb/>
          <div n="3">
            <head><hi rendition="#b">Das 16. Cap.</hi><lb/>
Von Schwedens <hi rendition="#aq">Intere&#x017F;&#x017F;e.</hi></head><lb/>
            <p><hi rendition="#in">D</hi>Er <hi rendition="#aq">Autor</hi> &#x017F;agt/ daß man dafu&#x0364;r halte/ daß das<lb/>
gro&#x0364;&#x017F;te einheimi&#x017F;che <hi rendition="#aq">Intere&#x017F;&#x017F;e</hi> von Schweden<lb/>
darinnen be&#x017F;tu&#x0364;nde/ des Ko&#x0364;niges Einku&#x0364;nffte<lb/>
zu vergro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ern/ und innerlich &#x017F;eine <hi rendition="#aq">Autorit</hi>a&#x0364;t zu erho&#x0364;-<lb/>
hen/ um auswertig ihn de&#x017F;to <hi rendition="#aq">formidab</hi>ler zu machen.<lb/>
Der Ko&#x0364;nig hingegen habe die Mine gemacht/ als<lb/>
wenn er kein ander <hi rendition="#aq">Intere&#x017F;&#x017F;e</hi> als der Unterthanen ih-<lb/>
res zum Ab&#x017F;ehen ha&#x0364;tte/ und in&#x017F;onderheit der Bauren<lb/>
ihres/ welches man als die <hi rendition="#aq">Ba&#x017F;in</hi> des Ko&#x0364;nigreichs<lb/>
betrachtete. Wannenhero man immer den Landman&#x0303;<lb/>
mehr als die andern Sta&#x0364;nde bey Ertragung der all-<lb/>
gemeinen La&#x017F;t zu &#x017F;chonen ge&#x017F;uchet/ ob &#x017F;ie gleich das<lb/>
ihrige auch ziemlich mit bey&#x017F;chie&#x017F;&#x017F;en mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
            <p>Man befa&#x0364;nde auch/ daß es des Ko&#x0364;niges <hi rendition="#aq">Intere&#x017F;&#x017F;e</hi><lb/>
erfodere/ den Adel &#x017F;o niedrig zu halten und zu klem-<lb/>
men/ als es immer mo&#x0364;glich. Was aber die Religion<lb/>
betra&#x0364;ff/ &#x017F;o wa&#x0364;re des Ko&#x0364;niges <hi rendition="#aq">Intere&#x017F;&#x017F;e,</hi> die Religion/<lb/>
&#x017F;o nun einmahl befe&#x017F;tiget/ zu <hi rendition="#aq">mainteni</hi>ren/ und die<lb/>
Cleri&#x017F;ey in den Grentzen ihrer Pflicht zu erhalten/<lb/>
welches dann gantz keine Schwu&#x0364;rigkeit litte.</p><lb/>
            <p>So wa&#x0364;re auch das <hi rendition="#aq">Principal</hi> einheimi&#x017F;che <hi rendition="#aq">Inte-<lb/>
re&#x017F;&#x017F;e</hi> des Ko&#x0364;niges von Schweden/ die Regierung auf<lb/>
den Fu&#x017F;&#x017F;e zu erhalten/ wie &#x017F;ie heutiges Tages i&#x017F;t/ und<lb/>
&#x017F;einen Nachfolgern deren Be&#x017F;itzung zu ver&#x017F;ichern.</p><lb/>
            <p>Was die ausla&#x0364;ndi&#x017F;chen <hi rendition="#aq">Affair</hi>en betra&#x0364;ff/ &#x017F;o &#x017F;chie-<lb/>
ne das <hi rendition="#aq">Intere&#x017F;&#x017F;e</hi> von Schweden zu &#x017F;eyn/ daß es &#x017F;ich<lb/>
in keinen <hi rendition="#aq">Offen&#x017F;iv-</hi>Krieg <hi rendition="#aq">engagi</hi>rete/ weil es &#x017F;chon<lb/>
&#x017F;o viele Provintzen in Be&#x017F;itz ha&#x0364;tte/ als es <hi rendition="#aq">defendi-</hi><lb/>
ren ko&#x0364;nte.</p><lb/>
            <p>So wa&#x0364;re auch Schweden wenig gro&#x017F;&#x017F;en Streit-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ha&#x0364;n-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[414/0450] Schwedens Das 16. Cap. Von Schwedens Intereſſe. DEr Autor ſagt/ daß man dafuͤr halte/ daß das groͤſte einheimiſche Intereſſe von Schweden darinnen beſtuͤnde/ des Koͤniges Einkuͤnffte zu vergroͤſſern/ und innerlich ſeine Autoritaͤt zu erhoͤ- hen/ um auswertig ihn deſto formidabler zu machen. Der Koͤnig hingegen habe die Mine gemacht/ als wenn er kein ander Intereſſe als der Unterthanen ih- res zum Abſehen haͤtte/ und inſonderheit der Bauren ihres/ welches man als die Baſin des Koͤnigreichs betrachtete. Wannenhero man immer den Landmañ mehr als die andern Staͤnde bey Ertragung der all- gemeinen Laſt zu ſchonen geſuchet/ ob ſie gleich das ihrige auch ziemlich mit beyſchieſſen muͤſſen. Man befaͤnde auch/ daß es des Koͤniges Intereſſe erfodere/ den Adel ſo niedrig zu halten und zu klem- men/ als es immer moͤglich. Was aber die Religion betraͤff/ ſo waͤre des Koͤniges Intereſſe, die Religion/ ſo nun einmahl befeſtiget/ zu mainteniren/ und die Cleriſey in den Grentzen ihrer Pflicht zu erhalten/ welches dann gantz keine Schwuͤrigkeit litte. So waͤre auch das Principal einheimiſche Inte- reſſe des Koͤniges von Schweden/ die Regierung auf den Fuſſe zu erhalten/ wie ſie heutiges Tages iſt/ und ſeinen Nachfolgern deren Beſitzung zu verſichern. Was die auslaͤndiſchen Affairen betraͤff/ ſo ſchie- ne das Intereſſe von Schweden zu ſeyn/ daß es ſich in keinen Offenſiv-Krieg engagirete/ weil es ſchon ſo viele Provintzen in Beſitz haͤtte/ als es defendi- ren koͤnte. So waͤre auch Schweden wenig groſſen Streit- haͤn-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Diese Ausgabe ist ein Exemplar der Zeitschrift „D… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon_1696
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon_1696/450
Zitationshilfe: Bohse, August: Des Franzöischen Helicons Monat-Früchte. Leipzig, 1696, S. 414. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon_1696/450>, abgerufen am 21.12.2024.