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Bohse, August: Des Franzöischen Helicons Monat-Früchte. Leipzig, 1696.

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Die unterschiedlichen Kennzeichen

Dazu gehöret Arbeit; doch sie soll sich vergnügen/
wann sie nur Unterricht erhält. Dadurch bringet sie
ihre Gedancken und ihre Gespräche in gute Ord-
nung/ und übet ihre Vernunfft recht aus. Die Na-
tur alleine ist nicht zulänglich sich verständig aufzu-
führen; die Wissenschafften und die Unterweisung
muß dazu kommen.

Man muß sich an die Gelehrsamkeit halten/ die
von den Klügsten gebilliget ist; und ihre Reguln müs-
sen eine Richtschnur der untadelhafften Conversa-
tio
n abgeben. Um viel zu wissen/ muß man sich selbst
wenig lieben/ auch sich nicht selbst um Rath fragen.
Die Selbst-Liebe widersetzet sich der Mühe/ und der
falsche Wahn der Warheit. Alles muß uns verdäch-
tig vorkommen/ wann wir etwas erfinden/ und dar-
über urtheilen. Wir müssen es erstlich gegen die
Meynung der allerverständigsten dieser und der vo-
rigen Zeit probiren. Die wahre Demuth und Er-
käntniß unserer Schwachheit ist das unbetrüglichste
Zeichen/ daß ein Mensch was weiß. Man soll alles
lernen/ um zur Wissenschafft der Selbst-Erkäntniß
desto besser zu gelangen.

Die Haußhälterinnen.
Das 7. Cap.

Die Haußhaltungs-Kunst/ welche eine so nöthi-
ge Tugend ist/ um die Verschwendung des
Vermögens zu verhindern/ bedecket heutiges
Tages den Geitz/ den man hat/ frembdes Gut an
sich zu bringen. Man rechnet darauf nicht mehr/ w[as]-
man nothwendig verthun muß/ sondern was man
zum Uberfluße sparen kan.

Eine Frau/ deren Hertz von der Galanterie und

Eitel-
Die unterſchiedlichen Kennzeichen

Dazu gehoͤret Arbeit; doch ſie ſoll ſich vergnuͤgen/
wann ſie nur Unterricht erhaͤlt. Dadurch bringet ſie
ihre Gedancken und ihre Geſpraͤche in gute Ord-
nung/ und uͤbet ihre Vernunfft recht aus. Die Na-
tur alleine iſt nicht zulaͤnglich ſich verſtaͤndig aufzu-
fuͤhren; die Wiſſenſchafften und die Unterweiſung
muß dazu kommen.

Man muß ſich an die Gelehrſamkeit halten/ die
von den Kluͤgſten gebilliget iſt; und ihre Reguln muͤſ-
ſen eine Richtſchnur der untadelhafften Converſa-
tio
n abgeben. Um viel zu wiſſen/ muß man ſich ſelbſt
wenig lieben/ auch ſich nicht ſelbſt um Rath fragen.
Die Selbſt-Liebe widerſetzet ſich der Muͤhe/ und der
falſche Wahn der Warheit. Alles muß uns verdaͤch-
tig vorkommen/ wann wir etwas erfinden/ und dar-
uͤber urtheilen. Wir muͤſſen es erſtlich gegen die
Meynung der allerverſtaͤndigſten dieſer und der vo-
rigen Zeit probiren. Die wahre Demuth und Er-
kaͤntniß unſerer Schwachheit iſt das unbetruͤglichſte
Zeichen/ daß ein Menſch was weiß. Man ſoll alles
lernen/ um zur Wiſſenſchafft der Selbſt-Erkaͤntniß
deſto beſſer zu gelangen.

Die Haußhaͤlterinnen.
Das 7. Cap.

Die Haußhaltungs-Kunſt/ welche eine ſo noͤthi-
ge Tugend iſt/ um die Verſchwendung des
Vermoͤgens zu verhindern/ bedecket heutiges
Tages den Geitz/ den man hat/ frembdes Gut an
ſich zu bringen. Man rechnet darauf nicht mehr/ w[as]-
man nothwendig verthun muß/ ſondern was man
zum Uberfluße ſparen kan.

Eine Frau/ deren Hertz von der Galanterie und

Eitel-
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[292/0324] Die unterſchiedlichen Kennzeichen Dazu gehoͤret Arbeit; doch ſie ſoll ſich vergnuͤgen/ wann ſie nur Unterricht erhaͤlt. Dadurch bringet ſie ihre Gedancken und ihre Geſpraͤche in gute Ord- nung/ und uͤbet ihre Vernunfft recht aus. Die Na- tur alleine iſt nicht zulaͤnglich ſich verſtaͤndig aufzu- fuͤhren; die Wiſſenſchafften und die Unterweiſung muß dazu kommen. Man muß ſich an die Gelehrſamkeit halten/ die von den Kluͤgſten gebilliget iſt; und ihre Reguln muͤſ- ſen eine Richtſchnur der untadelhafften Converſa- tion abgeben. Um viel zu wiſſen/ muß man ſich ſelbſt wenig lieben/ auch ſich nicht ſelbſt um Rath fragen. Die Selbſt-Liebe widerſetzet ſich der Muͤhe/ und der falſche Wahn der Warheit. Alles muß uns verdaͤch- tig vorkommen/ wann wir etwas erfinden/ und dar- uͤber urtheilen. Wir muͤſſen es erſtlich gegen die Meynung der allerverſtaͤndigſten dieſer und der vo- rigen Zeit probiren. Die wahre Demuth und Er- kaͤntniß unſerer Schwachheit iſt das unbetruͤglichſte Zeichen/ daß ein Menſch was weiß. Man ſoll alles lernen/ um zur Wiſſenſchafft der Selbſt-Erkaͤntniß deſto beſſer zu gelangen. Die Haußhaͤlterinnen. Das 7. Cap. Die Haußhaltungs-Kunſt/ welche eine ſo noͤthi- ge Tugend iſt/ um die Verſchwendung des Vermoͤgens zu verhindern/ bedecket heutiges Tages den Geitz/ den man hat/ frembdes Gut an ſich zu bringen. Man rechnet darauf nicht mehr/ was- man nothwendig verthun muß/ ſondern was man zum Uberfluße ſparen kan. Eine Frau/ deren Hertz von der Galanterie und Eitel-

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Zitationshilfe: Bohse, August: Des Franzöischen Helicons Monat-Früchte. Leipzig, 1696, S. 292. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon_1696/324>, abgerufen am 21.11.2024.