Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 6. Paris, 1834.Samstag, den 2. Februar. Die Hefte von Rießer mögen Sie mir schicken. Samſtag, den 2. Februar. Die Hefte von Rießer mögen Sie mir ſchicken. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0062" n="50"/> <div> <dateline rendition="#right">Samſtag, den 2. Februar.</dateline><lb/> <p>Die Hefte von Rießer mögen Sie mir ſchicken.<lb/> Was ich früher von ihm geleſen, deutet auf ein<lb/> vorzügliches Talent; aber mit ſeinem Journale iſt<lb/> es ein großer Mißverſtand. Wer für die Juden<lb/> wirken will, der darf ſie nicht iſoliren; das thun ja<lb/> eben deren Feinde zu ihrem Verderben. Was nützt<lb/> ein eignes Journal für die Juden? Ihre Freunde<lb/> brauchen es nicht, denn ſie bedürfen keiner Zuſprache;<lb/> ihre Gegner nehmen es gar nicht in die Hand.<lb/> Um ihnen zu helfen, muß man ihre Sache mit dem<lb/> Rechte und den Anſprüchen der allgemeinen Freiheit<lb/> in Verbindung bringen. Man muß nur immer<lb/> gelegentlich, unerwartet von ihnen ſprechen, damit<lb/> der ungeneigte Leſer gezwungen werde ſich damit zu<lb/> beſchäftigen, weil es auf ſeinem Wege liegt. Ich<lb/> meine auch, es wäre auf dieſe Weiſe leichter die<lb/> Juden zu vertheidigen, jedem der keine blinde Liebe<lb/> für ſie hat. Ich habe oft und warm für ſie ge¬<lb/> ſprochen! hätte ich ſie aber iſolirt, wäre mir die<lb/> Gerechtigkeit gar zu ſauer geworden. Es ſcheint,<lb/> Rießer möchte die Nationalität der Juden gewahrt<lb/> ſehen. Aber die Nationalität der Juden iſt auf<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [50/0062]
Samſtag, den 2. Februar.
Die Hefte von Rießer mögen Sie mir ſchicken.
Was ich früher von ihm geleſen, deutet auf ein
vorzügliches Talent; aber mit ſeinem Journale iſt
es ein großer Mißverſtand. Wer für die Juden
wirken will, der darf ſie nicht iſoliren; das thun ja
eben deren Feinde zu ihrem Verderben. Was nützt
ein eignes Journal für die Juden? Ihre Freunde
brauchen es nicht, denn ſie bedürfen keiner Zuſprache;
ihre Gegner nehmen es gar nicht in die Hand.
Um ihnen zu helfen, muß man ihre Sache mit dem
Rechte und den Anſprüchen der allgemeinen Freiheit
in Verbindung bringen. Man muß nur immer
gelegentlich, unerwartet von ihnen ſprechen, damit
der ungeneigte Leſer gezwungen werde ſich damit zu
beſchäftigen, weil es auf ſeinem Wege liegt. Ich
meine auch, es wäre auf dieſe Weiſe leichter die
Juden zu vertheidigen, jedem der keine blinde Liebe
für ſie hat. Ich habe oft und warm für ſie ge¬
ſprochen! hätte ich ſie aber iſolirt, wäre mir die
Gerechtigkeit gar zu ſauer geworden. Es ſcheint,
Rießer möchte die Nationalität der Juden gewahrt
ſehen. Aber die Nationalität der Juden iſt auf
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