Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 5. Paris, 1834.Sonntag, den 10. Dezember. Ich habe aufhören müssen. Seit einigen Tagen Die Handlung spielt in der Zeit und am Hofe Sonntag, den 10. Dezember. Ich habe aufhören müſſen. Seit einigen Tagen Die Handlung ſpielt in der Zeit und am Hofe <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0082" n="70"/> <div> <dateline rendition="#right">Sonntag, den 10. Dezember.</dateline><lb/> <p>Ich habe aufhören müſſen. Seit einigen Tagen<lb/> werde ich von grauſamen Zahnſchmerzen geplagt.<lb/> Am Tage ſind ſie leidlicher; da bin ich aber müde<lb/> von der ſchlafloſen Nacht. Es iſt ein Fluß und ich<lb/> werde ſehen wie ich hinüber komme. Der unſchul¬<lb/> dige Hugo kann wohl darunter leiden; ein Rezenſent<lb/> iſt ein Wolf, einer der Zahnſchmerzen hat, gar ein<lb/> toller Wolf. Ich habe oben die äußerſte Grenze des<lb/> Verderbens bezeichnet, der man freilich noch viel nä¬<lb/> her kommen kann als Victor Hugo. Er hat eine<lb/> Grazie die ihn am Aermel zupft, ſo oft er es gar<lb/> zu toll macht.</p><lb/> <p>Die Handlung ſpielt in der Zeit und am Hofe<lb/> Franz des Erſten. Das iſt der franzöſiſche König<lb/> der in ſeinem vier und fünfzigſten Jahre an einer<lb/> unglücklichen Liebe ſtarb. Damals war eine un¬<lb/> glückliche Liebe noch nicht heilbar. König Franz liebt<lb/> ſein ganzes Leben und das ganze Drama durch.<lb/> Das Koſen, das Küſſen, das Umarmen nimmt kein<lb/> Ende. Und alles in Gegenwart der Hofleute und<lb/> der Tauſende von Zuſehern unter welchen Leute ſind<lb/> wie ich. Es iſt abſcheulich. Racines Fürſten und<lb/> Helden ſchmachten und weinen wenn ſie lieben; ihre<lb/> Krone ſchmilzt ihnen auf dem Kopfe und tröpfelt in<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [70/0082]
Sonntag, den 10. Dezember.
Ich habe aufhören müſſen. Seit einigen Tagen
werde ich von grauſamen Zahnſchmerzen geplagt.
Am Tage ſind ſie leidlicher; da bin ich aber müde
von der ſchlafloſen Nacht. Es iſt ein Fluß und ich
werde ſehen wie ich hinüber komme. Der unſchul¬
dige Hugo kann wohl darunter leiden; ein Rezenſent
iſt ein Wolf, einer der Zahnſchmerzen hat, gar ein
toller Wolf. Ich habe oben die äußerſte Grenze des
Verderbens bezeichnet, der man freilich noch viel nä¬
her kommen kann als Victor Hugo. Er hat eine
Grazie die ihn am Aermel zupft, ſo oft er es gar
zu toll macht.
Die Handlung ſpielt in der Zeit und am Hofe
Franz des Erſten. Das iſt der franzöſiſche König
der in ſeinem vier und fünfzigſten Jahre an einer
unglücklichen Liebe ſtarb. Damals war eine un¬
glückliche Liebe noch nicht heilbar. König Franz liebt
ſein ganzes Leben und das ganze Drama durch.
Das Koſen, das Küſſen, das Umarmen nimmt kein
Ende. Und alles in Gegenwart der Hofleute und
der Tauſende von Zuſehern unter welchen Leute ſind
wie ich. Es iſt abſcheulich. Racines Fürſten und
Helden ſchmachten und weinen wenn ſie lieben; ihre
Krone ſchmilzt ihnen auf dem Kopfe und tröpfelt in
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |