Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 5. Paris, 1834.Dienstag, den 27. November. Meiner Wohnung gegenüber ist eine gute und Dienſtag, den 27. November. Meiner Wohnung gegenüber iſt eine gute und <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0064" n="52"/> <div> <dateline rendition="#right">Dienſtag, den 27. November.</dateline><lb/> <p>Meiner Wohnung gegenüber iſt eine gute und<lb/> große Leihbibliothek, und weil ich es ſo bequem habe,<lb/> leſe ich viel und verſchlinge alles durcheinander wie<lb/> ein heißhungriger Gymnaſiaſt. Zu zwei Taſſen Thee<lb/> verzehrte ich geſtern den erſten Band eines neuen<lb/> Romans: <hi rendition="#aq #g">Indiana</hi>, <hi rendition="#aq #g">par G. Sand</hi>. Er iſt aber<lb/> nicht von dem dummen Sand der nur den Kotzebue<lb/> umgebracht; der Verfaſſer iſt weder ein Deutſcher<lb/> noch ein Franzoſe, ſondern eine Franzöſin, die die¬<lb/> ſen Namen angenommen. Ich habe mich nach der<lb/> Verfaſſerin erkundigt und erfuhr, ſie ſei eine junge<lb/> ſchöne, geiſtreiche und liebenswürdige verheirathete<lb/> Dame, die aber von ihrem Manne ſich getrennt habe,<lb/> um ungeſtört mit ihrem Liebhaber Apollo zu leben.<lb/> Nun äußerte ich irgendwo, ich möchte die Verfaſſerin<lb/> des Romans kennen lernen. Darauf bemerkte mir<lb/> eine Dame: das würde für mich ſchwer zu erreichen<lb/> ſein. Denn um von jenem Frauenzimmer empfan¬<lb/> gen zu werden, müſſe man jung, ſchön und liebens¬<lb/> würdig ſein. „<hi rendition="#aq">Mais comme vous n'êtes qu'aima¬<lb/></hi></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [52/0064]
Dienſtag, den 27. November.
Meiner Wohnung gegenüber iſt eine gute und
große Leihbibliothek, und weil ich es ſo bequem habe,
leſe ich viel und verſchlinge alles durcheinander wie
ein heißhungriger Gymnaſiaſt. Zu zwei Taſſen Thee
verzehrte ich geſtern den erſten Band eines neuen
Romans: Indiana, par G. Sand. Er iſt aber
nicht von dem dummen Sand der nur den Kotzebue
umgebracht; der Verfaſſer iſt weder ein Deutſcher
noch ein Franzoſe, ſondern eine Franzöſin, die die¬
ſen Namen angenommen. Ich habe mich nach der
Verfaſſerin erkundigt und erfuhr, ſie ſei eine junge
ſchöne, geiſtreiche und liebenswürdige verheirathete
Dame, die aber von ihrem Manne ſich getrennt habe,
um ungeſtört mit ihrem Liebhaber Apollo zu leben.
Nun äußerte ich irgendwo, ich möchte die Verfaſſerin
des Romans kennen lernen. Darauf bemerkte mir
eine Dame: das würde für mich ſchwer zu erreichen
ſein. Denn um von jenem Frauenzimmer empfan¬
gen zu werden, müſſe man jung, ſchön und liebens¬
würdig ſein. „Mais comme vous n'êtes qu'aima¬
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