Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 5. Paris, 1834.Freitag, den 4. Januar. Ich habe die Xenien gelesen und habe mich sehr Freitag, den 4. Januar. Ich habe die Xenien geleſen und habe mich ſehr <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0181" n="169"/> <div> <dateline rendition="#right">Freitag, den 4. Januar.</dateline><lb/> <p>Ich habe die Xenien geleſen und habe mich ſehr<lb/> daran ergötzt. Die Hauptſache iſt jetzt, die ſchläfri¬<lb/> gen Deutſchen wach zu erhalten, ſei es durch Kaffe<lb/> oder Schnupftaback, ſei es durch ſingen oder ſchreien<lb/> — gleichviel; nur daß ſie nicht einſchlafen. Schla¬<lb/> fend durch die Pontiniſchen Sümpfe zu reiſen, ſoll<lb/> lebensgefährlich ſein. Viele Xenien haben mir unge¬<lb/> mein gut gefallen, beſonders die über mich — ver¬<lb/> ſteht ſich. Grob ſind ſie freilich alle, grobianißimo.<lb/> Aber was liegt daran, wie eine Katze die Mäuſe<lb/> abthut, wenn wir ſie dadurch los werden? Auch<lb/> hat ja der Dichter ſehr gut erklärt warum die Gra¬<lb/> zien ausgeblieben. Aber ſeine hebräiſchen Späße ſind<lb/> entſetzlich einfältig. Das war wohl die Vermögens¬<lb/> ſteuer des Frankfurter Bürgers, und der Mann hat<lb/> ſich aus Eitelkeit für dümmer angegeben als er iſt.<lb/> Er mag ſich hüten, daß Heine nicht über ihn kömmt,<lb/> er mag ſeine Nachtmütze nur recht tief über die Au¬<lb/> gen herunterziehen. Erinnern Sie ſich:</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [169/0181]
Freitag, den 4. Januar.
Ich habe die Xenien geleſen und habe mich ſehr
daran ergötzt. Die Hauptſache iſt jetzt, die ſchläfri¬
gen Deutſchen wach zu erhalten, ſei es durch Kaffe
oder Schnupftaback, ſei es durch ſingen oder ſchreien
— gleichviel; nur daß ſie nicht einſchlafen. Schla¬
fend durch die Pontiniſchen Sümpfe zu reiſen, ſoll
lebensgefährlich ſein. Viele Xenien haben mir unge¬
mein gut gefallen, beſonders die über mich — ver¬
ſteht ſich. Grob ſind ſie freilich alle, grobianißimo.
Aber was liegt daran, wie eine Katze die Mäuſe
abthut, wenn wir ſie dadurch los werden? Auch
hat ja der Dichter ſehr gut erklärt warum die Gra¬
zien ausgeblieben. Aber ſeine hebräiſchen Späße ſind
entſetzlich einfältig. Das war wohl die Vermögens¬
ſteuer des Frankfurter Bürgers, und der Mann hat
ſich aus Eitelkeit für dümmer angegeben als er iſt.
Er mag ſich hüten, daß Heine nicht über ihn kömmt,
er mag ſeine Nachtmütze nur recht tief über die Au¬
gen herunterziehen. Erinnern Sie ſich:
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |