Ihr Päckchen wurde mir gestern gebracht: Die Didaskalia, die Xenien, der Taback, das Büchlein von Goethe und der falsche Liberalismus. Den letz¬ tern habe ich jetzt zweimal. Es entgeht keiner sei¬ nem Schicksale: ich und der Krug, wir waren be¬ stimmt: er, von mir gelesen zu werden, ich, ihn zu lesen. Erst vor wenigen Tagen kaufte ich ihn für dreißig Sous, weil man mir gesagt, daß ich darin stünde. Ich las die Stelle, die mich betrifft, welche mich meine Neugierde leicht finden ließ, und dann wollte ich die Schrift von vorn lesen. Aber bei'm Aufschneiden der Blätter fand ich: "Die Servilen wollen sehr viel, aber die Liberalen wollen lieber alles" -- und das sei das witzigste was je aus
Fuͤnfzehnter Brief.
Paris, Mittwoch, den 2. Januar 1883.
Ihr Päckchen wurde mir geſtern gebracht: Die Didaskalia, die Xenien, der Taback, das Büchlein von Goethe und der falſche Liberalismus. Den letz¬ tern habe ich jetzt zweimal. Es entgeht keiner ſei¬ nem Schickſale: ich und der Krug, wir waren be¬ ſtimmt: er, von mir geleſen zu werden, ich, ihn zu leſen. Erſt vor wenigen Tagen kaufte ich ihn für dreißig Sous, weil man mir geſagt, daß ich darin ſtünde. Ich las die Stelle, die mich betrifft, welche mich meine Neugierde leicht finden ließ, und dann wollte ich die Schrift von vorn leſen. Aber bei'm Aufſchneiden der Blätter fand ich: „Die Servilen wollen ſehr viel, aber die Liberalen wollen lieber alles“ — und das ſei das witzigſte was je aus
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Fuͤnfzehnter Brief.
Paris, Mittwoch, den 2. Januar 1883.
Ihr Päckchen wurde mir geſtern gebracht: Die
Didaskalia, die Xenien, der Taback, das Büchlein
von Goethe und der falſche Liberalismus. Den letz¬
tern habe ich jetzt zweimal. Es entgeht keiner ſei¬
nem Schickſale: ich und der Krug, wir waren be¬
ſtimmt: er, von mir geleſen zu werden, ich, ihn zu
leſen. Erſt vor wenigen Tagen kaufte ich ihn für
dreißig Sous, weil man mir geſagt, daß ich darin
ſtünde. Ich las die Stelle, die mich betrifft, welche
mich meine Neugierde leicht finden ließ, und dann
wollte ich die Schrift von vorn leſen. Aber bei'm
Aufſchneiden der Blätter fand ich: „Die Servilen
wollen ſehr viel, aber die Liberalen wollen lieber
alles“ — und das ſei das witzigſte was je aus
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Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 5. Paris, 1834, S. [164]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris05_1834/176>, abgerufen am 22.02.2025.
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