Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 5. Paris, 1834.Mittwoch, den 19. Dezember. Bei den hiesigen Civilgerichten kam neulich ein Mittwoch, den 19. Dezember. Bei den hieſigen Civilgerichten kam neulich ein <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0138" n="126"/> <div> <dateline rendition="#right">Mittwoch, den 19. Dezember.</dateline><lb/> <p>Bei den hieſigen Civilgerichten kam neulich ein<lb/> Prozeß zwiſchen dem Kaiſer Don Pedro und einem<lb/> Pariſer Bürger vor. Als der Huiſſier die Tages¬<lb/> ordnung ausrief: <hi rendition="#aq">Dumoulin contre Don Pedro</hi>!<lb/> ſchrie einer der Zuhörer <hi rendition="#aq">à Oporto</hi>, und Gelächter<lb/> im ganzen Saale. Nemlich dieſer Dümoulin ver¬<lb/> langt von dem Kaiſer einige und dreißigtauſend Fran¬<lb/> ken, für die Mühen, Reiſen und Koſten die es ihm<lb/> verurſacht, als er ihm ſeine jetzige Frau die Beauhar¬<lb/> nois verſchaffen half. Don Pedro will nicht bezah¬<lb/> len. Den Kuppel-Pelz <hi rendition="#g">nach</hi> den Flitterwochen ein¬<lb/> fordern — eine ſolche Dummheit hätte ich keinem<lb/> Pariſer zugetraut, die eigentlichen Prozeß-Verhand¬<lb/> lungen haben noch nicht angefangen; die Sache muß<lb/> hübſch werden. Dem guten Don Pedro geht es ſehr<lb/> ſchlecht in Oporto, er rückt nicht vor und iſt wie feſt<lb/> genagelt. Das iſt der böſe Zauber des Juſte-Milieu,<lb/> den ſein Freund und Beſchützer Louis Philipp über<lb/> ihn ausgeſprochen. Dieſer hat ihm geſagt: laſſen<lb/> Sie ſich mich zur Warnung dienen; beſſer keine<lb/> Krone als eine aus den Händen des Volkes; lieber<lb/> gar nicht regieren, als mit einer Conſtitution; bleiben<lb/> Sie nur ruhig ſtehen, gehen Sie weder rechts noch<lb/> links, halten Sie ſich gerade und die Krone wird Ih¬<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [126/0138]
Mittwoch, den 19. Dezember.
Bei den hieſigen Civilgerichten kam neulich ein
Prozeß zwiſchen dem Kaiſer Don Pedro und einem
Pariſer Bürger vor. Als der Huiſſier die Tages¬
ordnung ausrief: Dumoulin contre Don Pedro!
ſchrie einer der Zuhörer à Oporto, und Gelächter
im ganzen Saale. Nemlich dieſer Dümoulin ver¬
langt von dem Kaiſer einige und dreißigtauſend Fran¬
ken, für die Mühen, Reiſen und Koſten die es ihm
verurſacht, als er ihm ſeine jetzige Frau die Beauhar¬
nois verſchaffen half. Don Pedro will nicht bezah¬
len. Den Kuppel-Pelz nach den Flitterwochen ein¬
fordern — eine ſolche Dummheit hätte ich keinem
Pariſer zugetraut, die eigentlichen Prozeß-Verhand¬
lungen haben noch nicht angefangen; die Sache muß
hübſch werden. Dem guten Don Pedro geht es ſehr
ſchlecht in Oporto, er rückt nicht vor und iſt wie feſt
genagelt. Das iſt der böſe Zauber des Juſte-Milieu,
den ſein Freund und Beſchützer Louis Philipp über
ihn ausgeſprochen. Dieſer hat ihm geſagt: laſſen
Sie ſich mich zur Warnung dienen; beſſer keine
Krone als eine aus den Händen des Volkes; lieber
gar nicht regieren, als mit einer Conſtitution; bleiben
Sie nur ruhig ſtehen, gehen Sie weder rechts noch
links, halten Sie ſich gerade und die Krone wird Ih¬
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