So eben verläßt mich ein Besuch, dessen Ver¬ anlassung mir sehr erfreulich war, dessen Erfolg noch erfreulicher werden kann. Es war ein junger freund¬ licher Mensch, aus Hof in Baiern gebürtig, seit einigen Jahren in einer hiesigen Handlung als Kom¬ mis angestellt. Er sagte, daß er im Namen seiner zahlreichen Freunde käme, die erst kürzlich aus der Zeitung erfahren, daß ich in Paris sey, um mir zu danken für den Eifer, den ich in meinen Schriften für die Sache des Vaterlandes an den Tag gelegt -- und so fort. Ich suchte das abzukürzen. Dar¬ auf weiter: er sey beauftragt, mich um Rath zu fragen. Er, seine Freunde und Kameraden, wohl zwei bis dreihundert an der Zahl, alle junge Kaufleute, hätten sich vorgenommen, an die Bairi¬ schen und Badischen Stände eine Adresse zu erlassen, um ihnen für den Muth und die Beharrlichkeit, mit welcher sie für Recht und Freiheit gestritten, die Ge¬ fühle ihrer Bewunderung und ihrer Erkenntlichkeit auszudrücken. Auf meine Bemerkung, daß eine solche Adresse zu spät käme, weil in wenigen Tagen die Stände in München und Carlsruhe auseinander ge¬ hen würden, erwiederte man mir: daran läge nichts; es wäre ihnen ja blos darum zu thun, auch ihrer¬
Montag, den 26. Dezember.
So eben verläßt mich ein Beſuch, deſſen Ver¬ anlaſſung mir ſehr erfreulich war, deſſen Erfolg noch erfreulicher werden kann. Es war ein junger freund¬ licher Menſch, aus Hof in Baiern gebürtig, ſeit einigen Jahren in einer hieſigen Handlung als Kom¬ mis angeſtellt. Er ſagte, daß er im Namen ſeiner zahlreichen Freunde käme, die erſt kürzlich aus der Zeitung erfahren, daß ich in Paris ſey, um mir zu danken für den Eifer, den ich in meinen Schriften für die Sache des Vaterlandes an den Tag gelegt — und ſo fort. Ich ſuchte das abzukürzen. Dar¬ auf weiter: er ſey beauftragt, mich um Rath zu fragen. Er, ſeine Freunde und Kameraden, wohl zwei bis dreihundert an der Zahl, alle junge Kaufleute, hätten ſich vorgenommen, an die Bairi¬ ſchen und Badiſchen Stände eine Adreſſe zu erlaſſen, um ihnen für den Muth und die Beharrlichkeit, mit welcher ſie für Recht und Freiheit geſtritten, die Ge¬ fühle ihrer Bewunderung und ihrer Erkenntlichkeit auszudrücken. Auf meine Bemerkung, daß eine ſolche Adreſſe zu ſpät käme, weil in wenigen Tagen die Stände in München und Carlsruhe auseinander ge¬ hen würden, erwiederte man mir: daran läge nichts; es wäre ihnen ja blos darum zu thun, auch ihrer¬
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Montag, den 26. Dezember.
So eben verläßt mich ein Beſuch, deſſen Ver¬
anlaſſung mir ſehr erfreulich war, deſſen Erfolg noch
erfreulicher werden kann. Es war ein junger freund¬
licher Menſch, aus Hof in Baiern gebürtig, ſeit
einigen Jahren in einer hieſigen Handlung als Kom¬
mis angeſtellt. Er ſagte, daß er im Namen ſeiner
zahlreichen Freunde käme, die erſt kürzlich aus der
Zeitung erfahren, daß ich in Paris ſey, um mir zu
danken für den Eifer, den ich in meinen Schriften
für die Sache des Vaterlandes an den Tag gelegt
— und ſo fort. Ich ſuchte das abzukürzen. Dar¬
auf weiter: er ſey beauftragt, mich um Rath zu
fragen. Er, ſeine Freunde und Kameraden, wohl
zwei bis dreihundert an der Zahl, alle junge
Kaufleute, hätten ſich vorgenommen, an die Bairi¬
ſchen und Badiſchen Stände eine Adreſſe zu erlaſſen,
um ihnen für den Muth und die Beharrlichkeit, mit
welcher ſie für Recht und Freiheit geſtritten, die Ge¬
fühle ihrer Bewunderung und ihrer Erkenntlichkeit
auszudrücken. Auf meine Bemerkung, daß eine ſolche
Adreſſe zu ſpät käme, weil in wenigen Tagen die
Stände in München und Carlsruhe auseinander ge¬
hen würden, erwiederte man mir: daran läge nichts;
es wäre ihnen ja blos darum zu thun, auch ihrer¬
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Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 4. Offenbach, 1833, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris04_1833/21>, abgerufen am 21.12.2024.
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