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Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 4. Offenbach, 1833.

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dem Uebrigen schweigt Ihr. Darüber gehen seine
schönen Eigenschaften nicht zu Grunde. War aber
ein reifer und verständiger Mann bei der Züchtigung
des Knaben, dann vernahm er wohl etwas in der
schwankenden Stimme des Vaters, das wie eine
frohe Rührung klang; dann sah er wohl etwas in
seinem Auge, das wie eine Hoffnungs-Thräne schim¬
merte. Dann küßte vielleicht der fremde Mann
den weinenden Knaben, doch ganz gewiß tadelte er
den Vater nicht.


Es erzählte mir Jemand aus der Zeitung, die
Juden in Frankfurt würden mehrere Freiheiten be¬
kommen; statt funfzehen Paare jährlich, sollen künf¬
tig achtzehn Paare heyrathen dürfen. O Zeitgeist!
Zeitgeist! Wer kann dir widerstehen?

-- Wenn * * * * zu Ihnen kömmt, binden Sie
sich einen dicken Schawl um den Hals, denn er haut
Einem den Kopf ab, ehe man sich's versieht. Das
ist ein Jacobiner!

-- In Preußen hat man den Juden das deut¬
sche Predigen verboten. Ach ja, ich will es wohl
glauben. Wie glücklich wären sie, wenn sie auch in
den Kirchen, den Gerichten, auf dem Markte, in den
Zeitungen und sonst überall, wo man mit der Menge
spricht, die deutsche Sprache verbieten und dafür die
hebräische einführen könnten, die Keiner verstehet!

dem Uebrigen ſchweigt Ihr. Darüber gehen ſeine
ſchönen Eigenſchaften nicht zu Grunde. War aber
ein reifer und verſtändiger Mann bei der Züchtigung
des Knaben, dann vernahm er wohl etwas in der
ſchwankenden Stimme des Vaters, das wie eine
frohe Rührung klang; dann ſah er wohl etwas in
ſeinem Auge, das wie eine Hoffnungs-Thräne ſchim¬
merte. Dann küßte vielleicht der fremde Mann
den weinenden Knaben, doch ganz gewiß tadelte er
den Vater nicht.


Es erzählte mir Jemand aus der Zeitung, die
Juden in Frankfurt würden mehrere Freiheiten be¬
kommen; ſtatt funfzehen Paare jährlich, ſollen künf¬
tig achtzehn Paare heyrathen dürfen. O Zeitgeiſt!
Zeitgeiſt! Wer kann dir widerſtehen?

— Wenn * * * * zu Ihnen kömmt, binden Sie
ſich einen dicken Schawl um den Hals, denn er haut
Einem den Kopf ab, ehe man ſich's verſieht. Das
iſt ein Jacobiner!

— In Preußen hat man den Juden das deut¬
ſche Predigen verboten. Ach ja, ich will es wohl
glauben. Wie glücklich wären ſie, wenn ſie auch in
den Kirchen, den Gerichten, auf dem Markte, in den
Zeitungen und ſonſt überall, wo man mit der Menge
ſpricht, die deutſche Sprache verbieten und dafür die
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[149/0163] dem Uebrigen ſchweigt Ihr. Darüber gehen ſeine ſchönen Eigenſchaften nicht zu Grunde. War aber ein reifer und verſtändiger Mann bei der Züchtigung des Knaben, dann vernahm er wohl etwas in der ſchwankenden Stimme des Vaters, das wie eine frohe Rührung klang; dann ſah er wohl etwas in ſeinem Auge, das wie eine Hoffnungs-Thräne ſchim¬ merte. Dann küßte vielleicht der fremde Mann den weinenden Knaben, doch ganz gewiß tadelte er den Vater nicht. Donnerſtag, den 9. Februar. Es erzählte mir Jemand aus der Zeitung, die Juden in Frankfurt würden mehrere Freiheiten be¬ kommen; ſtatt funfzehen Paare jährlich, ſollen künf¬ tig achtzehn Paare heyrathen dürfen. O Zeitgeiſt! Zeitgeiſt! Wer kann dir widerſtehen? — Wenn * * * * zu Ihnen kömmt, binden Sie ſich einen dicken Schawl um den Hals, denn er haut Einem den Kopf ab, ehe man ſich's verſieht. Das iſt ein Jacobiner! — In Preußen hat man den Juden das deut¬ ſche Predigen verboten. Ach ja, ich will es wohl glauben. Wie glücklich wären ſie, wenn ſie auch in den Kirchen, den Gerichten, auf dem Markte, in den Zeitungen und ſonſt überall, wo man mit der Menge ſpricht, die deutſche Sprache verbieten und dafür die hebräiſche einführen könnten, die Keiner verſtehet!

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Zitationshilfe: Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 4. Offenbach, 1833, S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris04_1833/163>, abgerufen am 21.11.2024.