Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 3. Paris, 1833.Donnerstag den 20. October. Ich war seit einer Woche zweimal im Donnerſtag den 20. October. Ich war ſeit einer Woche zweimal im <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0088" n="74"/> <div> <dateline> <hi rendition="#right">Donnerſtag den 20. October.</hi> </dateline><lb/> <p>Ich war ſeit einer Woche zweimal im<lb/> italieniſchen Theater, und habe die Paſta und<lb/> den vergoͤtterten Rubini gehoͤrt, beide im<lb/> Othello und Tankred. Die Paſta ſoll an<lb/> dem einen Ende ihrer Stimme einige Toͤne<lb/> verloren, dafuͤr aber an dem andern einige<lb/> Toͤne gewonnen haben. Ob oben oder unten,<lb/> weiß ich nicht. Die Paſta ſingt immer noch<lb/> herrlich, aber ihre Stimme drang mir nicht<lb/> in das Herz. Ihr Vortrag iſt hoͤchſt edel,<lb/> aber kalt, plaſtiſch, antik; ſie ſingt nicht<lb/> chriſtlich. In Glucks Opern waͤre ſie an ih¬<lb/> rer Stelle. Das iſt <hi rendition="#g">mein</hi> Urtheil. Die an¬<lb/> dern finden nichts an ihr zu wuͤnſchen uͤbrig.<lb/> Als Desdemona verglich ich ſie mit meiner<lb/> immer noch angebeteten Malibran, und dieſe<lb/> Vergleichung konnte ſie nicht ertragen. Ru¬<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [74/0088]
Donnerſtag den 20. October.
Ich war ſeit einer Woche zweimal im
italieniſchen Theater, und habe die Paſta und
den vergoͤtterten Rubini gehoͤrt, beide im
Othello und Tankred. Die Paſta ſoll an
dem einen Ende ihrer Stimme einige Toͤne
verloren, dafuͤr aber an dem andern einige
Toͤne gewonnen haben. Ob oben oder unten,
weiß ich nicht. Die Paſta ſingt immer noch
herrlich, aber ihre Stimme drang mir nicht
in das Herz. Ihr Vortrag iſt hoͤchſt edel,
aber kalt, plaſtiſch, antik; ſie ſingt nicht
chriſtlich. In Glucks Opern waͤre ſie an ih¬
rer Stelle. Das iſt mein Urtheil. Die an¬
dern finden nichts an ihr zu wuͤnſchen uͤbrig.
Als Desdemona verglich ich ſie mit meiner
immer noch angebeteten Malibran, und dieſe
Vergleichung konnte ſie nicht ertragen. Ru¬
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