Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 3. Paris, 1833.

Bild:
<< vorherige Seite
Zwölfter Brief.

Vorgestern besuchte mich ***. Er blieb
aber nur eine Viertelstunde, er war auf dem
Wege nach der Kammer. Der Mann ist klar,
wie ein Waldbach, der über Kieseln fließt;
doch ist es nicht erfreulich, einer menschlichen
Seele bis auf den Grund zu sehen. Eine
Tiefe ist nicht klar. ***, weil er so klare
Augen hat, glaubt, alles wäre ihm klar, was
er nur flüchtig ansieht und er urtheilt zu schnell,
um immer richtig zu urtheilen. Ich habe in .....
manchmal darüber lachen müssen: man mag

Zwoͤlfter Brief.

Vorgeſtern beſuchte mich ***. Er blieb
aber nur eine Viertelſtunde, er war auf dem
Wege nach der Kammer. Der Mann iſt klar,
wie ein Waldbach, der uͤber Kieſeln fließt;
doch iſt es nicht erfreulich, einer menſchlichen
Seele bis auf den Grund zu ſehen. Eine
Tiefe iſt nicht klar. ***, weil er ſo klare
Augen hat, glaubt, alles waͤre ihm klar, was
er nur fluͤchtig anſieht und er urtheilt zu ſchnell,
um immer richtig zu urtheilen. Ich habe in .....
manchmal daruͤber lachen muͤſſen: man mag

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div>
          <pb facs="#f0221" n="207"/>
        </div>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b #g">Zwo&#x0364;lfter Brief.</hi><lb/>
          </head>
          <dateline> <hi rendition="#right">Paris, Mittwoch den 30. November 1831.</hi> </dateline><lb/>
          <p><hi rendition="#in">V</hi>orge&#x017F;tern be&#x017F;uchte mich ***. Er blieb<lb/>
aber nur eine Viertel&#x017F;tunde, er war auf dem<lb/>
Wege nach der Kammer. Der Mann i&#x017F;t klar,<lb/>
wie ein Waldbach, der u&#x0364;ber Kie&#x017F;eln fließt;<lb/>
doch i&#x017F;t es nicht erfreulich, einer men&#x017F;chlichen<lb/>
Seele bis auf den Grund zu &#x017F;ehen. Eine<lb/>
Tiefe i&#x017F;t nicht klar. ***, weil er &#x017F;o klare<lb/>
Augen hat, glaubt, alles wa&#x0364;re ihm klar, was<lb/>
er nur flu&#x0364;chtig an&#x017F;ieht und er urtheilt zu &#x017F;chnell,<lb/>
um immer richtig zu urtheilen. Ich habe in .....<lb/>
manchmal daru&#x0364;ber lachen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en: man mag<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[207/0221] Zwoͤlfter Brief. Paris, Mittwoch den 30. November 1831. Vorgeſtern beſuchte mich ***. Er blieb aber nur eine Viertelſtunde, er war auf dem Wege nach der Kammer. Der Mann iſt klar, wie ein Waldbach, der uͤber Kieſeln fließt; doch iſt es nicht erfreulich, einer menſchlichen Seele bis auf den Grund zu ſehen. Eine Tiefe iſt nicht klar. ***, weil er ſo klare Augen hat, glaubt, alles waͤre ihm klar, was er nur fluͤchtig anſieht und er urtheilt zu ſchnell, um immer richtig zu urtheilen. Ich habe in ..... manchmal daruͤber lachen muͤſſen: man mag

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris03_1833
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris03_1833/221
Zitationshilfe: Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 3. Paris, 1833, S. 207. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris03_1833/221>, abgerufen am 21.12.2024.