In Deutschland haben sie das Geheimniß gefunden, die Dummheit in ewig blühender Ju¬ gend zu erhalten. Es giebt keine Götter mehr, sonst müßte man sie auf der Erde lachen hören, denn der alte Olymp war ein lustiger Himmel. So eben las ich in der preußischen Staatszei¬ tung, daß im königlichen Theater am 26. Okto¬ ber, zum Erstenmale, "der dumme Peter, Original-Lustspiel in zwei Akten" aufgeführt wird. Ein Stück, das seit sechzehn Jahren in allen deutschen Residenzen gegeben wird, nennen sie ein Original-Lustspiel! Unglückliches Land! Die Sonne sinkt, die Fledermäuse steigen auf. Polens Revolution war die Abendröthe der Frei¬ heit. Von Hannover schreiben sie: das schöne Oktober-Wetter habe den besten Einfluß auf den Gesundheitszustand gehabt, und die poli¬
Donnerſtag den 3. November.
In Deutſchland haben ſie das Geheimniß gefunden, die Dummheit in ewig bluͤhender Ju¬ gend zu erhalten. Es giebt keine Goͤtter mehr, ſonſt muͤßte man ſie auf der Erde lachen hoͤren, denn der alte Olymp war ein luſtiger Himmel. So eben las ich in der preußiſchen Staatszei¬ tung, daß im koͤniglichen Theater am 26. Okto¬ ber, zum Erſtenmale, „der dumme Peter, Original-Luſtſpiel in zwei Akten“ aufgefuͤhrt wird. Ein Stuͤck, das ſeit ſechzehn Jahren in allen deutſchen Reſidenzen gegeben wird, nennen ſie ein Original-Luſtſpiel! Ungluͤckliches Land! Die Sonne ſinkt, die Fledermaͤuſe ſteigen auf. Polens Revolution war die Abendroͤthe der Frei¬ heit. Von Hannover ſchreiben ſie: das ſchoͤne Oktober-Wetter habe den beſten Einfluß auf den Geſundheitszuſtand gehabt, und die poli¬
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0120"n="106"/><div><dateline><hirendition="#right">Donnerſtag den 3. November.</hi></dateline><lb/><p>In Deutſchland haben ſie das Geheimniß<lb/>
gefunden, die Dummheit in ewig bluͤhender Ju¬<lb/>
gend zu erhalten. Es giebt keine Goͤtter mehr,<lb/>ſonſt muͤßte man ſie auf der Erde lachen hoͤren,<lb/>
denn der alte Olymp war ein luſtiger Himmel.<lb/>
So eben las ich in der preußiſchen Staatszei¬<lb/>
tung, daß im koͤniglichen Theater am 26. Okto¬<lb/>
ber, zum <hirendition="#g">Erſtenmale</hi>, „<hirendition="#g">der dumme Peter</hi>,<lb/>
Original-Luſtſpiel in zwei Akten“ aufgefuͤhrt<lb/>
wird. Ein Stuͤck, das ſeit ſechzehn Jahren in<lb/>
allen deutſchen Reſidenzen gegeben wird, nennen<lb/>ſie ein Original-Luſtſpiel! Ungluͤckliches Land!<lb/>
Die Sonne ſinkt, die Fledermaͤuſe ſteigen auf.<lb/>
Polens Revolution war die Abendroͤthe der Frei¬<lb/>
heit. Von Hannover ſchreiben ſie: das ſchoͤne<lb/>
Oktober-Wetter habe den beſten Einfluß auf<lb/>
den Geſundheitszuſtand gehabt, und <hirendition="#g">die poli¬<lb/></hi></p></div></div></body></text></TEI>
[106/0120]
Donnerſtag den 3. November.
In Deutſchland haben ſie das Geheimniß
gefunden, die Dummheit in ewig bluͤhender Ju¬
gend zu erhalten. Es giebt keine Goͤtter mehr,
ſonſt muͤßte man ſie auf der Erde lachen hoͤren,
denn der alte Olymp war ein luſtiger Himmel.
So eben las ich in der preußiſchen Staatszei¬
tung, daß im koͤniglichen Theater am 26. Okto¬
ber, zum Erſtenmale, „der dumme Peter,
Original-Luſtſpiel in zwei Akten“ aufgefuͤhrt
wird. Ein Stuͤck, das ſeit ſechzehn Jahren in
allen deutſchen Reſidenzen gegeben wird, nennen
ſie ein Original-Luſtſpiel! Ungluͤckliches Land!
Die Sonne ſinkt, die Fledermaͤuſe ſteigen auf.
Polens Revolution war die Abendroͤthe der Frei¬
heit. Von Hannover ſchreiben ſie: das ſchoͤne
Oktober-Wetter habe den beſten Einfluß auf
den Geſundheitszuſtand gehabt, und die poli¬
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 3. Paris, 1833, S. 106. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris03_1833/120>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.