Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 2. Hamburg, 1832.Freitag, den 18. März. Gestern war nach langer Zeit der Z. einmal Freitag, den 18. März. Geſtern war nach langer Zeit der Z. einmal <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0184" n="170"/> <div> <dateline> <hi rendition="#right">Freitag, den 18. März.</hi> </dateline><lb/> <p>Geſtern war nach langer Zeit der Z. einmal<lb/> wieder bei mir, blieb aber nicht lange. Ich hörte<lb/> etwas von ihm, was euch in Frankfurt gar nicht<lb/> gleichgültig ſein kann. Ich erinnere mich nicht, ob<lb/> ich es Ihnen ſchon früher mitgetheilt, daß mir wäh¬<lb/> rend meines Hierſeyns Aeußerungen von franzöſiſchen<lb/> Offizieren hinterbracht worden: daß, wenn ſie der<lb/> Krieg einmal wieder nach Frankfurt brächte, ſie ſich<lb/> für die Mishandlungen, die ſie dort bei ihrem Rück¬<lb/> zuge 1814 hätten erleiden müſſen, fürchterlich rächen<lb/> wollten. Nun erzählte mir Z., er habe einen Tag<lb/> vorher mit einem General gegeſſen, der habe das<lb/> Nehmliche geäußert und hinzugefügt, er habe dem<lb/> Kriegsminiſter Marſchal Soult ſchon den Vorſchlag<lb/> gemacht, Frankfurt hundert Millionen Contribution<lb/> bezahlen zu laſſen. Erzählen Sie das aber nicht<lb/> weiter, ehe Sie meine Stadt-Obligationen verkauft<lb/> haben. Aber wie flink die Herren Franzoſen ſind!<lb/> Mögen ſie nur kommen, wir ſind noch flinker im<lb/> Gehorchen als ſie im Befehlen. Wollte ich doch<lb/> darauf wetten, daß der Cenſor ſchon längſt die ſtille<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [170/0184]
Freitag, den 18. März.
Geſtern war nach langer Zeit der Z. einmal
wieder bei mir, blieb aber nicht lange. Ich hörte
etwas von ihm, was euch in Frankfurt gar nicht
gleichgültig ſein kann. Ich erinnere mich nicht, ob
ich es Ihnen ſchon früher mitgetheilt, daß mir wäh¬
rend meines Hierſeyns Aeußerungen von franzöſiſchen
Offizieren hinterbracht worden: daß, wenn ſie der
Krieg einmal wieder nach Frankfurt brächte, ſie ſich
für die Mishandlungen, die ſie dort bei ihrem Rück¬
zuge 1814 hätten erleiden müſſen, fürchterlich rächen
wollten. Nun erzählte mir Z., er habe einen Tag
vorher mit einem General gegeſſen, der habe das
Nehmliche geäußert und hinzugefügt, er habe dem
Kriegsminiſter Marſchal Soult ſchon den Vorſchlag
gemacht, Frankfurt hundert Millionen Contribution
bezahlen zu laſſen. Erzählen Sie das aber nicht
weiter, ehe Sie meine Stadt-Obligationen verkauft
haben. Aber wie flink die Herren Franzoſen ſind!
Mögen ſie nur kommen, wir ſind noch flinker im
Gehorchen als ſie im Befehlen. Wollte ich doch
darauf wetten, daß der Cenſor ſchon längſt die ſtille
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