Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 2. Hamburg, 1832.Mittwoch, den 3. März. -- Saphir fängt künftige Woche Vorlesungen Mittwoch, den 3. März. — Saphir fängt künftige Woche Vorleſungen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0125" n="111"/> <div> <dateline> <hi rendition="#right">Mittwoch, den 3. März.</hi> </dateline><lb/> <p>— Saphir fängt künftige Woche Vorleſungen<lb/> an, nach Art derjenigen, die er in München gehalten.<lb/> Ich theile Ihnen einige gute Einfälle aus ſeinem<lb/> Proſpectus mit. „Frankreich iſt mir eine Entſchädi¬<lb/> „gung ſchuldig; ich komme, ſie einzukaſſiren, nicht<lb/> „mit dem Degen, aber mit der Feder in der Hand ...<lb/> „Die drei ruhmvollen Tage Frankreichs haben viele<lb/> „ſchlafloſe Nächte in Deutſchland hervorgebracht ....<lb/> „ich wurde allergnädigſt verbannt, und es wurde mir<lb/> „huldreichſt angewieſen, binnen drei Tagen Witz und<lb/> „Land zu verlaſſen. Zum Glücke waren weder Witz<lb/> „und Land ſo groß, um dieſes in drei Tagen nicht<lb/> „mit aller Bequemlichkeit bewerkſtelligen zu können.<lb/> „Ich ſchnürte meine Satyre und ging. ... Zuerſt<lb/> „hatte ich die Idee, nach Rußland zu gehen, weil<lb/> „man noch kein Beiſpiel hat, daß je ein freimüthiger<lb/> „Schriftſteller von dort verbannt wurde, und zwar<lb/> „aus dem einfachen Grunde, weil nie einer dort<lb/> „lebte. Allein Perſonen, welche die Knute und die<lb/> „<hi rendition="#aq">Cholera morbus</hi> aus näherem Umgange kennen,<lb/> „verſicherten mich, daß dieſe zwei ruſſiſchen Geſell¬<lb/> „ſchaftsſpiele keinen beſondern Sinn für Witz und<lb/> „Poeſie haben. Ich nahm mir alſo vor, die Pre߬<lb/> „freiheit perſönlich kennen zu lernen, und kam nach<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [111/0125]
Mittwoch, den 3. März.
— Saphir fängt künftige Woche Vorleſungen
an, nach Art derjenigen, die er in München gehalten.
Ich theile Ihnen einige gute Einfälle aus ſeinem
Proſpectus mit. „Frankreich iſt mir eine Entſchädi¬
„gung ſchuldig; ich komme, ſie einzukaſſiren, nicht
„mit dem Degen, aber mit der Feder in der Hand ...
„Die drei ruhmvollen Tage Frankreichs haben viele
„ſchlafloſe Nächte in Deutſchland hervorgebracht ....
„ich wurde allergnädigſt verbannt, und es wurde mir
„huldreichſt angewieſen, binnen drei Tagen Witz und
„Land zu verlaſſen. Zum Glücke waren weder Witz
„und Land ſo groß, um dieſes in drei Tagen nicht
„mit aller Bequemlichkeit bewerkſtelligen zu können.
„Ich ſchnürte meine Satyre und ging. ... Zuerſt
„hatte ich die Idee, nach Rußland zu gehen, weil
„man noch kein Beiſpiel hat, daß je ein freimüthiger
„Schriftſteller von dort verbannt wurde, und zwar
„aus dem einfachen Grunde, weil nie einer dort
„lebte. Allein Perſonen, welche die Knute und die
„Cholera morbus aus näherem Umgange kennen,
„verſicherten mich, daß dieſe zwei ruſſiſchen Geſell¬
„ſchaftsſpiele keinen beſondern Sinn für Witz und
„Poeſie haben. Ich nahm mir alſo vor, die Pre߬
„freiheit perſönlich kennen zu lernen, und kam nach
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