Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 2. Hamburg, 1832.Dienstag, den 22. Februar. -- Die italienische Revolution greift um sich -- -- Daß Sie die Briefe eines Verstorbenen Dienſtag, den 22. Februar. — Die italieniſche Revolution greift um ſich — — Daß Sie die Briefe eines Verſtorbenen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0103" n="89"/> <div n="2"> <dateline> <hi rendition="#right">Dienſtag, den 22. Februar.</hi> </dateline><lb/> <p>— Die italieniſche Revolution greift um ſich<lb/> wie ein Fettfleck und nicht mit der ganzen Erdkugel<lb/> wird Oeſterreich das reinigen können. Savoyen, Ty¬<lb/> roler rühren ſich. Was wird Immermann dazu ſa¬<lb/> gen? Das ſind ja ſeine treuen Tyroler, die <hi rendition="#g">wie<lb/> Hunde geheult an Oeſterreichs Grabe</hi>! ...</p><lb/> <p>— — Daß Sie die Briefe eines Verſtorbenen<lb/> ſo unaufhörlich gegen mich in Schutz nehmen! Ich<lb/> habe dem Manne nicht im geringſten Unrecht gethan,<lb/> und habe ganz nach Gewiſſen geurtheilt. Was am<lb/> Buche zu loben iſt, habe ich gelobt; was am Ver¬<lb/> faſſer zu tadeln, getadelt. Sein Ariſtokratiſcher<lb/> Hochmuth war Ihnen entgangen, mir nicht, und jetzt<lb/> iſt die Zeit heiß, man muß ſie ſchmieden ehe ſie wie¬<lb/> der kalt wird. — Man ſagt: Don Miguel ſei ver¬<lb/> jagt, Donna Maria in Liſſabon als Königin aus¬<lb/> gerufen. Es iſt ein Herbſt der Tyrannei und die<lb/> dürren Blätter fallen — Ueber die Salons habe ich<lb/> Ihnen meine Meinung ſchon geſagt. Ich habe mehr<lb/> Neigung für Maſſen, für das öffentliche Leben. Ich<lb/> liebe die Kerzen nicht. Vergnügen fand ich nicht<lb/> viel in den Salons, in welchen ich noch war. Bleibt<lb/> das Belehrende. Aber jedes Wort, das in den Sa¬<lb/> lons geſprochen wird, beſonders über Politik, kommt<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [89/0103]
Dienſtag, den 22. Februar.
— Die italieniſche Revolution greift um ſich
wie ein Fettfleck und nicht mit der ganzen Erdkugel
wird Oeſterreich das reinigen können. Savoyen, Ty¬
roler rühren ſich. Was wird Immermann dazu ſa¬
gen? Das ſind ja ſeine treuen Tyroler, die wie
Hunde geheult an Oeſterreichs Grabe! ...
— — Daß Sie die Briefe eines Verſtorbenen
ſo unaufhörlich gegen mich in Schutz nehmen! Ich
habe dem Manne nicht im geringſten Unrecht gethan,
und habe ganz nach Gewiſſen geurtheilt. Was am
Buche zu loben iſt, habe ich gelobt; was am Ver¬
faſſer zu tadeln, getadelt. Sein Ariſtokratiſcher
Hochmuth war Ihnen entgangen, mir nicht, und jetzt
iſt die Zeit heiß, man muß ſie ſchmieden ehe ſie wie¬
der kalt wird. — Man ſagt: Don Miguel ſei ver¬
jagt, Donna Maria in Liſſabon als Königin aus¬
gerufen. Es iſt ein Herbſt der Tyrannei und die
dürren Blätter fallen — Ueber die Salons habe ich
Ihnen meine Meinung ſchon geſagt. Ich habe mehr
Neigung für Maſſen, für das öffentliche Leben. Ich
liebe die Kerzen nicht. Vergnügen fand ich nicht
viel in den Salons, in welchen ich noch war. Bleibt
das Belehrende. Aber jedes Wort, das in den Sa¬
lons geſprochen wird, beſonders über Politik, kommt
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