Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 1. Hamburg, 1832.Sechster Brief Paris, den 18. September.-- Ich komme aus dem Lesekabinett. Aber 3*
Sechster Brief Paris, den 18. September.— Ich komme aus dem Leſekabinett. Aber 3*
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Sechster Brief
Paris, den 18. September.
— Ich komme aus dem Leſekabinett. Aber
nein, nein, der Kopf iſt mir ganz verwirrt von allen
den Sachen, die ich aus Deutſchland geleſen! Un¬
ruhen in Hamburg; in Braunſchweig das Schloß
angezündet und den Fürſten verjagt; Empörung in
Dresden! Seien Sie barmherzig, berichten Sie mir
Alles auf das genaueſte. Und wenn Sie nichts
Beſonderes erfahren, ſchreiben Sie mir wenigſtens
die deutſchen Zeitungen ab, die ich hier noch nicht
habe auffinden können. Den franzöſiſchen Blättern
kann ich in ſolchen Dingen nicht trauen; nicht der
zehnte Theil von dem, was ſie erzählen, mag wahr
ſeyn. Was aber deutſche Blätter über innere An¬
gelegenheiten mittheilen dürfen, das iſt immer nur
der zehnte Theil der Wahrheit. Hätte ich mich alſo
doch geirrt, wie mir ſchon manche vorgeworfen?
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Zitationshilfe: | Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 1. Hamburg, 1832, S. [35]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris01_1832/49>, abgerufen am 21.02.2025. |