Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 1. Hamburg, 1832.Samstag den 25. Dezember. Als ich gestern über die Rue de la paix Samſtag den 25. Dezember. Als ich geſtern über die Rue de la paix <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0165" n="151"/> <div n="2"> <dateline> <hi rendition="#right">Samſtag den 25. Dezember.</hi> </dateline><lb/> <p>Als ich geſtern über die <hi rendition="#aq">Rue de la paix</hi><lb/> ging, begegnete ich einem Trupp National-Garden,<lb/> Trommel voraus, die auf einer Bahre die Lorbeer¬<lb/> bekränzte Büſte des Königs trugen, ich weiß nicht<lb/> wohin, wahrſcheinlich in eine Wachtſtube. Luſtig<lb/> Volk die Franzoſen; den ganzen Tag Komödie. —<lb/> Jetzt macht die Schuljugend der Regierung wieder<lb/> viel zu ſchaffen, und ich habe meine herzliche Schaden¬<lb/> freude daran. Die Schulen haben in dem Aufſtande<lb/> dieſer Tage zur Herſtellung der Ruhe ſehr viel bei¬<lb/> getragen. Nun hat vorgeſtern die Kammer den<lb/> Schulen feierlichſten Dank votirt. Dieſe aber haben<lb/> geſtern Abend in einer Zeitung Proclamationen<lb/> drucken laſſen, worin ſie höniſch der Kammer ſagen:<lb/> Euren Dank begehren wir nicht, gebt uns die Frei¬<lb/> heit, die ihr uns verſprochen, <hi rendition="#aq">„la liberté qu'on<lb/> nous marchande maintenant et que nous avons<lb/> payé comptant au mois de Juillet.“</hi> O wie<lb/> Recht haben ſie! Ihr in Deutſchland braucht gar<lb/> nicht ſo ſtolz zu ſeyn, wir haben hier ſo dumme<lb/> Leute als dort auch. Hier ſagen ſie auch, die<lb/> Franzoſen ſind noch nicht reif zu mehr Freiheit als<lb/> ſie jetzt beſitzen, das müſſe der Zukunft überlaſſen<lb/> bleiben. Und ſo bleiben ſie nun ſtehen; bis die<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [151/0165]
Samſtag den 25. Dezember.
Als ich geſtern über die Rue de la paix
ging, begegnete ich einem Trupp National-Garden,
Trommel voraus, die auf einer Bahre die Lorbeer¬
bekränzte Büſte des Königs trugen, ich weiß nicht
wohin, wahrſcheinlich in eine Wachtſtube. Luſtig
Volk die Franzoſen; den ganzen Tag Komödie. —
Jetzt macht die Schuljugend der Regierung wieder
viel zu ſchaffen, und ich habe meine herzliche Schaden¬
freude daran. Die Schulen haben in dem Aufſtande
dieſer Tage zur Herſtellung der Ruhe ſehr viel bei¬
getragen. Nun hat vorgeſtern die Kammer den
Schulen feierlichſten Dank votirt. Dieſe aber haben
geſtern Abend in einer Zeitung Proclamationen
drucken laſſen, worin ſie höniſch der Kammer ſagen:
Euren Dank begehren wir nicht, gebt uns die Frei¬
heit, die ihr uns verſprochen, „la liberté qu'on
nous marchande maintenant et que nous avons
payé comptant au mois de Juillet.“ O wie
Recht haben ſie! Ihr in Deutſchland braucht gar
nicht ſo ſtolz zu ſeyn, wir haben hier ſo dumme
Leute als dort auch. Hier ſagen ſie auch, die
Franzoſen ſind noch nicht reif zu mehr Freiheit als
ſie jetzt beſitzen, das müſſe der Zukunft überlaſſen
bleiben. Und ſo bleiben ſie nun ſtehen; bis die
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