Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 1. Hamburg, 1832.

Bild:
<< vorherige Seite
Erster Brief.

Ich fange an den guten Reisegeist zu spüren, und
einige von der Legion Teufel, die ich im Leibe habe,
sind schon ausgezogen.

Aber je näher ich der französischen Grenze
komme, je toller werde ich. Weiß ich doch jetzt
schon, was ich thun werde auf der Kehler Brücke,
sobald ich der letzten badischen Schildwache den
Rücken zukehre. Doch darf ich das keinem Frauen¬
zimmer verrathen.

Gestern Abend war ich bei S. Die hatten
einmal eine Freude mich zu sehen! Sie wußten gar
nicht, was sie mir alles Liebes erzeugen sollten, sie
hätten mir gern die ganze Universität gebraten vor¬
gesetzt. Mir Aermsten mit meinem romantischen
Magen! Nicht der Vogel Rock verdaute das. Die
W. hat einen prächtigen Jungen. Ich sah eine

I. 1
Erſter Brief.

Ich fange an den guten Reiſegeiſt zu ſpüren, und
einige von der Legion Teufel, die ich im Leibe habe,
ſind ſchon ausgezogen.

Aber je näher ich der franzöſiſchen Grenze
komme, je toller werde ich. Weiß ich doch jetzt
ſchon, was ich thun werde auf der Kehler Brücke,
ſobald ich der letzten badiſchen Schildwache den
Rücken zukehre. Doch darf ich das keinem Frauen¬
zimmer verrathen.

Geſtern Abend war ich bei S. Die hatten
einmal eine Freude mich zu ſehen! Sie wußten gar
nicht, was ſie mir alles Liebes erzeugen ſollten, ſie
hätten mir gern die ganze Univerſität gebraten vor¬
geſetzt. Mir Aermſten mit meinem romantiſchen
Magen! Nicht der Vogel Rock verdaute das. Die
W. hat einen prächtigen Jungen. Ich ſah eine

I. 1
<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0015" n="[1]"/>
      <div n="1">
        <div n="1"/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b #g">Er&#x017F;ter Brief.</hi><lb/>
          </head>
          <dateline> <hi rendition="#right">Karlsruhe, Sonntag den 5. September 1830.</hi> </dateline><lb/>
          <p><hi rendition="#in">I</hi>ch fange an den guten Rei&#x017F;egei&#x017F;t zu &#x017F;püren, und<lb/>
einige von der Legion Teufel, die ich im Leibe habe,<lb/>
&#x017F;ind &#x017F;chon ausgezogen.</p><lb/>
          <p>Aber je näher ich der franzö&#x017F;i&#x017F;chen Grenze<lb/>
komme, je toller werde ich. Weiß ich doch jetzt<lb/>
&#x017F;chon, was ich thun werde auf der Kehler Brücke,<lb/>
&#x017F;obald ich der letzten badi&#x017F;chen Schildwache den<lb/>
Rücken zukehre. Doch darf ich das keinem Frauen¬<lb/>
zimmer verrathen.</p><lb/>
          <p>Ge&#x017F;tern Abend war ich bei S. Die hatten<lb/>
einmal eine Freude mich zu &#x017F;ehen! Sie wußten gar<lb/>
nicht, was &#x017F;ie mir alles Liebes erzeugen &#x017F;ollten, &#x017F;ie<lb/>
hätten mir gern die ganze Univer&#x017F;ität gebraten vor¬<lb/>
ge&#x017F;etzt. Mir Aerm&#x017F;ten mit meinem romanti&#x017F;chen<lb/>
Magen! Nicht der Vogel Rock verdaute das. Die<lb/>
W. hat einen prächtigen Jungen. Ich &#x017F;ah eine<lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#aq">I.</hi> 1<lb/></fw>
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[1]/0015] Erſter Brief. Karlsruhe, Sonntag den 5. September 1830. Ich fange an den guten Reiſegeiſt zu ſpüren, und einige von der Legion Teufel, die ich im Leibe habe, ſind ſchon ausgezogen. Aber je näher ich der franzöſiſchen Grenze komme, je toller werde ich. Weiß ich doch jetzt ſchon, was ich thun werde auf der Kehler Brücke, ſobald ich der letzten badiſchen Schildwache den Rücken zukehre. Doch darf ich das keinem Frauen¬ zimmer verrathen. Geſtern Abend war ich bei S. Die hatten einmal eine Freude mich zu ſehen! Sie wußten gar nicht, was ſie mir alles Liebes erzeugen ſollten, ſie hätten mir gern die ganze Univerſität gebraten vor¬ geſetzt. Mir Aermſten mit meinem romantiſchen Magen! Nicht der Vogel Rock verdaute das. Die W. hat einen prächtigen Jungen. Ich ſah eine I. 1

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris01_1832
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris01_1832/15
Zitationshilfe: Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 1. Hamburg, 1832, S. [1]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris01_1832/15>, abgerufen am 22.12.2024.