türkische Reiter u. dergl. ziemlich roh dargestellt. Häufig finden sich Klingen mit der Bezeichnung FRINGIA, sie gehörten zu den gesuchtesten und wurden in Ungarn mit hohen Preisen bezahlt Diese Klingen sind steirischer Herkunft, die Buchstaben bedeuten: FRIDERICUS (III.) REX (Hungariae) IN GERMANIA IMPERATOR AUGUSTUS. Bei ihrer Beliebtheit wurden sie vielfach gefälscht und absichtlich oder unabsichtlich oft die Buchstaben etwas verändert in FRINA; FRIMIA u. dergl. Auf Klingen der ungarischen Husaren des 18. Jahrhunderts findet sich häufig der deutsche Reichsadler und die Devise Vivat Maria Theresia. Dieselben, gleichfalls steirischer Arbeit, wurden selbst von den Türken geschätzt, aber auch andere Devisen, wie Vivat Franciscus (Rakotzy) oder Vivat Pandur u. dergl. erinnern an ungarische Geschichtsmomente.
Zu den Krummschwertern ist, wie bereits bemerkt, das japa- nische Schwert zu zählen. Man unterscheidet bei selbem den Griff Touka, und die Scheide Saya. (Fig. 318.) An dem scheiben- förmigen Stichblatt befinden sich oft Löcher in welchen das Schwert- messer Ko-dzuka und die Schwertnadel Ko-gai sich befand. Die Klingenmarken sind an der Angel angebracht und erst zu erblicken, wenn man von dem Griffholz die Querstifte entfernt, wonach die Klinge sich leicht herausziehen lässt. Die besten Klingen Masamunes stammen aus dem Jahre 1326.*)
3. Der Degen.
Der Degen, eigentlich nur eine Abart des Schwertes, unter- scheidet sich von diesem bloss durch die schmälere, mehr auf den Stich als auf den Hieb berechnete Klinge. Der Name ist wie bei der Glaive und anderen Waffen eine Übertragung von einer anderen Stichwaffe, die im Verlaufe der Zeit eine geänderte Benennung erhielt. Schon vom 12. Jahrhundert an erscheint in Deutschland der von den Adligen getragene lange Dolch unter der Bezeichnung "degen", wie ja noch heute der Dolch im Französischen dague, im Italienischen und im Spanischen daga benannt wird. Da in keiner Sprache der westlichen Nationen ausser der deutschen für diese Art Waffen, die Spezialform des Stossdegens, fr. estoc, ital. stocco, ausgenommen, eine besondere Bezeichnung existiert und dieselbe allenthalben als Schwert benannt wird, so ist nur anzunehmen, dass die Deutschen, welche
*) Ein ausführliches Werk über alle japanischen Waffen ist Zenkea-Kojitson von Kiku-du Yo-sai aus Kioto. 20 Bände mit Illustrationen.
A. Blanke Waffen. 3. Der Degen.
türkische Reiter u. dergl. ziemlich roh dargestellt. Häufig finden sich Klingen mit der Bezeichnung FRINGIA, sie gehörten zu den gesuchtesten und wurden in Ungarn mit hohen Preisen bezahlt Diese Klingen sind steirischer Herkunft, die Buchstaben bedeuten: FRIDERICUS (III.) REX (Hungariae) IN GERMANIA IMPERATOR AUGUSTUS. Bei ihrer Beliebtheit wurden sie vielfach gefälscht und absichtlich oder unabsichtlich oft die Buchstaben etwas verändert in FRINA; FRIMIA u. dergl. Auf Klingen der ungarischen Husaren des 18. Jahrhunderts findet sich häufig der deutsche Reichsadler und die Devise Vivat Maria Theresia. Dieselben, gleichfalls steirischer Arbeit, wurden selbst von den Türken geschätzt, aber auch andere Devisen, wie Vivat Franciscus (Rakotzy) oder Vivat Pandur u. dergl. erinnern an ungarische Geschichtsmomente.
Zu den Krummschwertern ist, wie bereits bemerkt, das japa- nische Schwert zu zählen. Man unterscheidet bei selbem den Griff Touka, und die Scheide Saya. (Fig. 318.) An dem scheiben- förmigen Stichblatt befinden sich oft Löcher in welchen das Schwert- messer Ko-dzuka und die Schwertnadel Kô-gai sich befand. Die Klingenmarken sind an der Angel angebracht und erst zu erblicken, wenn man von dem Griffholz die Querstifte entfernt, wonach die Klinge sich leicht herausziehen läſst. Die besten Klingen Masamunês stammen aus dem Jahre 1326.*)
3. Der Degen.
Der Degen, eigentlich nur eine Abart des Schwertes, unter- scheidet sich von diesem bloſs durch die schmälere, mehr auf den Stich als auf den Hieb berechnete Klinge. Der Name ist wie bei der Glaive und anderen Waffen eine Übertragung von einer anderen Stichwaffe, die im Verlaufe der Zeit eine geänderte Benennung erhielt. Schon vom 12. Jahrhundert an erscheint in Deutschland der von den Adligen getragene lange Dolch unter der Bezeichnung „dêgen“, wie ja noch heute der Dolch im Französischen dague, im Italienischen und im Spanischen daga benannt wird. Da in keiner Sprache der westlichen Nationen auſser der deutschen für diese Art Waffen, die Spezialform des Stoſsdegens, fr. estoc, ital. stocco, ausgenommen, eine besondere Bezeichnung existiert und dieselbe allenthalben als Schwert benannt wird, so ist nur anzunehmen, daſs die Deutschen, welche
*) Ein ausführliches Werk über alle japanischen Waffen ist Zenkea-Kojitson von Kiku-du Yo-sai aus Kioto. 20 Bände mit Illustrationen.
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A. Blanke Waffen. 3. Der Degen.
türkische Reiter u. dergl. ziemlich roh dargestellt. Häufig finden sich
Klingen mit der Bezeichnung FRINGIA, sie gehörten zu den
gesuchtesten und wurden in Ungarn mit hohen Preisen bezahlt
Diese Klingen sind steirischer Herkunft, die Buchstaben bedeuten:
FRIDERICUS (III.) REX (Hungariae) IN GERMANIA IMPERATOR
AUGUSTUS. Bei ihrer Beliebtheit wurden sie vielfach gefälscht und
absichtlich oder unabsichtlich oft die Buchstaben etwas verändert in
FRINA; FRIMIA u. dergl. Auf Klingen der ungarischen Husaren
des 18. Jahrhunderts findet sich häufig der deutsche Reichsadler und
die Devise Vivat Maria Theresia. Dieselben, gleichfalls steirischer
Arbeit, wurden selbst von den Türken geschätzt, aber auch andere
Devisen, wie Vivat Franciscus (Rakotzy) oder Vivat Pandur u. dergl.
erinnern an ungarische Geschichtsmomente.
Zu den Krummschwertern ist, wie bereits bemerkt, das japa-
nische Schwert zu zählen. Man unterscheidet bei selbem den
Griff Touka, und die Scheide Saya. (Fig. 318.) An dem scheiben-
förmigen Stichblatt befinden sich oft Löcher in welchen das Schwert-
messer Ko-dzuka und die Schwertnadel Kô-gai sich befand. Die
Klingenmarken sind an der Angel angebracht und erst zu erblicken,
wenn man von dem Griffholz die Querstifte entfernt, wonach die
Klinge sich leicht herausziehen läſst. Die besten Klingen Masamunês
stammen aus dem Jahre 1326. *)
3. Der Degen.
Der Degen, eigentlich nur eine Abart des Schwertes, unter-
scheidet sich von diesem bloſs durch die schmälere, mehr auf den
Stich als auf den Hieb berechnete Klinge. Der Name ist wie bei
der Glaive und anderen Waffen eine Übertragung von einer anderen
Stichwaffe, die im Verlaufe der Zeit eine geänderte Benennung erhielt.
Schon vom 12. Jahrhundert an erscheint in Deutschland der von
den Adligen getragene lange Dolch unter der Bezeichnung „dêgen“,
wie ja noch heute der Dolch im Französischen dague, im Italienischen
und im Spanischen daga benannt wird. Da in keiner Sprache der
westlichen Nationen auſser der deutschen für diese Art Waffen, die
Spezialform des Stoſsdegens, fr. estoc, ital. stocco, ausgenommen, eine
besondere Bezeichnung existiert und dieselbe allenthalben als Schwert
benannt wird, so ist nur anzunehmen, daſs die Deutschen, welche
*) Ein ausführliches Werk über alle japanischen Waffen ist Zenkea-Kojitson
von Kiku-du Yo-sai aus Kioto. 20 Bände mit Illustrationen.
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Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890, S. 281. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boeheim_waffenkunde_1890/299>, abgerufen am 21.11.2024.
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