Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Boeck, Josef Phileas: Marmorirkunst. 2. Aufl. Wien u. a., 1896.

Bild:
<< vorherige Seite

Bogen des Buches zwischen sie bringen kann, die beiden
Decken des Einbandes werden auf den Leisten ausgebreitet.
Einer dritten Leiste bedarf man, um den Rücken zu bedecken,
wenn man ihn nicht maseriren will. Diese Leiste ist 6 Centi-
meter breit, mehr oder weniger nach der Dicke des Buches;
sie ist rund nach der Gestalt des Rückens und ihr oberster
Theil halbmondförmig ausgehöhlt.

Hasenpfoten, deren Haare man am Ende mit einer
Scheere viereckig geschnitten hat.

Im Allgemeinen muß die Decke, ehe man marmorirt,
mit Mehlkleister geleimt sein, noch besser mit sehr durch-
sichtigem Pergamentleim, welchen man überall gleichförmig
aufträgt und trocknen läßt. Für schwer zu marmorirende
Pergamenthäute kann man sich eines Wassers bedienen, in
welchem man gestoßene Galläpfel und Salmiak gekocht hat.
Man trägt überall mit einem Schwamme gleichförmig auf,
läßt trocknen und leimt dann sorgfältig.

Nachahmung von grünem Wetzschiefer.

Man jaspirt in großen Tropfen über die ganze Ober-
fläche des Einbandes schwarze Farbe, welche mit ungefähr
ihrem neunfachen Volumen Wasser verdünnt ist. Wenn man
bemerkt, daß sich die Tropfen vereinigen, spritzt man mit
dem Barte zweier Federn, die man zusammenhält, Potasche-
auflösung in Zwischenräumen von 3 bis 3 1/2 Centimeter
auf den Rücken, ganz nahe an den Rändern desselben,
damit sie über die Decken fließt und sich mit dem Schwarz
vereinigt. Während die Potasche fließt, spritzt man auf
dieselbe Art und nahe an die Potasche von der rothen
Farbe hin; sie fließen zusammen, vereinigen sich an ihren
Rändern und bilden jede eine besondere Ader, welche sich
untereinander verschmelzen. Dies ahmt vollständig die Adern
des Wetzsteines nach. Man läßt die Marmorirung trocknen,
wischt sie sodann mit dem Schwamme leicht ab, läßt aber-
mals trocknen, und reibt sie mit einem Tuche. Bei jeder
Marmorirung muß man das Schwarz zuerst auftropfen,
weil es auf den anderen Farben nicht angenommen würde.


Bogen des Buches zwischen sie bringen kann, die beiden
Decken des Einbandes werden auf den Leisten ausgebreitet.
Einer dritten Leiste bedarf man, um den Ruͤcken zu bedecken,
wenn man ihn nicht maseriren will. Diese Leiste ist 6 Centi-
meter breit, mehr oder weniger nach der Dicke des Buches;
sie ist rund nach der Gestalt des Ruͤckens und ihr oberster
Theil halbmondfoͤrmig ausgehoͤhlt.

Hasenpfoten, deren Haare man am Ende mit einer
Scheere viereckig geschnitten hat.

Im Allgemeinen muß die Decke, ehe man marmorirt,
mit Mehlkleister geleimt sein, noch besser mit sehr durch-
sichtigem Pergamentleim, welchen man uͤberall gleichfoͤrmig
auftraͤgt und trocknen laͤßt. Fuͤr schwer zu marmorirende
Pergamenthaͤute kann man sich eines Wassers bedienen, in
welchem man gestoßene Gallaͤpfel und Salmiak gekocht hat.
Man traͤgt uͤberall mit einem Schwamme gleichfoͤrmig auf,
laͤßt trocknen und leimt dann sorgfaͤltig.

Nachahmung von gruͤnem Wetzschiefer.

Man jaspirt in großen Tropfen uͤber die ganze Ober-
flaͤche des Einbandes schwarze Farbe, welche mit ungefaͤhr
ihrem neunfachen Volumen Wasser verduͤnnt ist. Wenn man
bemerkt, daß sich die Tropfen vereinigen, spritzt man mit
dem Barte zweier Federn, die man zusammenhaͤlt, Potasche-
aufloͤsung in Zwischenraͤumen von 3 bis 3 ½ Centimeter
auf den Ruͤcken, ganz nahe an den Raͤndern desselben,
damit sie uͤber die Decken fließt und sich mit dem Schwarz
vereinigt. Waͤhrend die Potasche fließt, spritzt man auf
dieselbe Art und nahe an die Potasche von der rothen
Farbe hin; sie fließen zusammen, vereinigen sich an ihren
Raͤndern und bilden jede eine besondere Ader, welche sich
untereinander verschmelzen. Dies ahmt vollstaͤndig die Adern
des Wetzsteines nach. Man laͤßt die Marmorirung trocknen,
wischt sie sodann mit dem Schwamme leicht ab, laͤßt aber-
mals trocknen, und reibt sie mit einem Tuche. Bei jeder
Marmorirung muß man das Schwarz zuerst auftropfen,
weil es auf den anderen Farben nicht angenommen wuͤrde.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0106" n="96"/>
Bogen
                             des Buches zwischen sie bringen kann, die beiden<lb/>
Decken des
                             Einbandes werden auf den Leisten ausgebreitet.<lb/>
Einer dritten Leiste
                             bedarf man, um den Ru&#x0364;cken zu bedecken,<lb/>
wenn man ihn nicht
                             maseriren will. Diese Leiste ist 6 Centi-<lb/>
meter breit, mehr oder
                             weniger nach der Dicke des Buches;<lb/>
sie ist rund nach der Gestalt des
                             Ru&#x0364;ckens und ihr oberster<lb/>
Theil halbmondfo&#x0364;rmig
                             ausgeho&#x0364;hlt.</p><lb/>
            <p><hi rendition="#g">Hasenpfoten,</hi> deren Haare man am Ende mit
                             einer<lb/>
Scheere viereckig geschnitten hat.</p><lb/>
            <p>Im Allgemeinen muß die <hi rendition="#g">Decke,</hi> ehe man
                             marmorirt,<lb/>
mit Mehlkleister geleimt sein, noch besser mit sehr
                             durch-<lb/>
sichtigem Pergamentleim, welchen man u&#x0364;berall
                             gleichfo&#x0364;rmig<lb/>
auftra&#x0364;gt und trocknen la&#x0364;ßt.
                             Fu&#x0364;r schwer zu marmorirende<lb/>
Pergamentha&#x0364;ute kann man
                             sich eines Wassers bedienen, in<lb/>
welchem man gestoßene
                             Galla&#x0364;pfel und Salmiak gekocht hat.<lb/>
Man tra&#x0364;gt
                             u&#x0364;berall mit einem Schwamme gleichfo&#x0364;rmig
                             auf,<lb/>
la&#x0364;ßt trocknen und leimt dann sorgfa&#x0364;ltig.</p><lb/>
            <div n="4">
              <head> <hi rendition="#b">Nachahmung von gru&#x0364;nem
                                     Wetzschiefer.</hi> </head><lb/>
              <p>Man jaspirt in großen Tropfen u&#x0364;ber die ganze
                                 Ober-<lb/>
fla&#x0364;che des Einbandes schwarze Farbe, welche mit
                                 ungefa&#x0364;hr<lb/>
ihrem neunfachen Volumen Wasser
                                 verdu&#x0364;nnt ist. Wenn man<lb/>
bemerkt, daß sich die Tropfen
                                 vereinigen, spritzt man mit<lb/>
dem Barte zweier Federn, die man
                                 zusammenha&#x0364;lt, Potasche-<lb/>
auflo&#x0364;sung in
                                 Zwischenra&#x0364;umen von 3 bis 3 ½ Centimeter<lb/>
auf den
                                 Ru&#x0364;cken, ganz nahe an den Ra&#x0364;ndern
                                 desselben,<lb/>
damit sie u&#x0364;ber die Decken fließt und sich mit
                                 dem Schwarz<lb/>
vereinigt. Wa&#x0364;hrend die Potasche fließt,
                                 spritzt man auf<lb/>
dieselbe Art und nahe an die Potasche von der
                                 rothen<lb/>
Farbe hin; sie fließen zusammen, vereinigen sich an
                                 ihren<lb/>
Ra&#x0364;ndern und bilden jede eine besondere Ader,
                                 welche sich<lb/>
untereinander verschmelzen. Dies ahmt
                                 vollsta&#x0364;ndig die Adern<lb/>
des Wetzsteines nach. Man
                                 la&#x0364;ßt die Marmorirung trocknen,<lb/>
wischt sie sodann mit dem
                                 Schwamme leicht ab, la&#x0364;ßt aber-<lb/>
mals trocknen, und reibt
                                 sie mit einem Tuche. Bei jeder<lb/>
Marmorirung muß man das Schwarz
                                 zuerst auftropfen,<lb/>
weil es auf den anderen Farben nicht
                                 angenommen wu&#x0364;rde.</p>
            </div><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[96/0106] Bogen des Buches zwischen sie bringen kann, die beiden Decken des Einbandes werden auf den Leisten ausgebreitet. Einer dritten Leiste bedarf man, um den Ruͤcken zu bedecken, wenn man ihn nicht maseriren will. Diese Leiste ist 6 Centi- meter breit, mehr oder weniger nach der Dicke des Buches; sie ist rund nach der Gestalt des Ruͤckens und ihr oberster Theil halbmondfoͤrmig ausgehoͤhlt. Hasenpfoten, deren Haare man am Ende mit einer Scheere viereckig geschnitten hat. Im Allgemeinen muß die Decke, ehe man marmorirt, mit Mehlkleister geleimt sein, noch besser mit sehr durch- sichtigem Pergamentleim, welchen man uͤberall gleichfoͤrmig auftraͤgt und trocknen laͤßt. Fuͤr schwer zu marmorirende Pergamenthaͤute kann man sich eines Wassers bedienen, in welchem man gestoßene Gallaͤpfel und Salmiak gekocht hat. Man traͤgt uͤberall mit einem Schwamme gleichfoͤrmig auf, laͤßt trocknen und leimt dann sorgfaͤltig. Nachahmung von gruͤnem Wetzschiefer. Man jaspirt in großen Tropfen uͤber die ganze Ober- flaͤche des Einbandes schwarze Farbe, welche mit ungefaͤhr ihrem neunfachen Volumen Wasser verduͤnnt ist. Wenn man bemerkt, daß sich die Tropfen vereinigen, spritzt man mit dem Barte zweier Federn, die man zusammenhaͤlt, Potasche- aufloͤsung in Zwischenraͤumen von 3 bis 3 ½ Centimeter auf den Ruͤcken, ganz nahe an den Raͤndern desselben, damit sie uͤber die Decken fließt und sich mit dem Schwarz vereinigt. Waͤhrend die Potasche fließt, spritzt man auf dieselbe Art und nahe an die Potasche von der rothen Farbe hin; sie fließen zusammen, vereinigen sich an ihren Raͤndern und bilden jede eine besondere Ader, welche sich untereinander verschmelzen. Dies ahmt vollstaͤndig die Adern des Wetzsteines nach. Man laͤßt die Marmorirung trocknen, wischt sie sodann mit dem Schwamme leicht ab, laͤßt aber- mals trocknen, und reibt sie mit einem Tuche. Bei jeder Marmorirung muß man das Schwarz zuerst auftropfen, weil es auf den anderen Farben nicht angenommen wuͤrde.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Gloning: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-07-22T15:09:30Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Marc Kuse: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-07-22T15:09:30Z)
Thomas Gloning: Bereitstellung der Bilddigitalisate. (2013-07-22T15:09:30Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • langes s (ſ): als s transkribiert



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/boeck_marmorirkunst_1896
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/boeck_marmorirkunst_1896/106
Zitationshilfe: Boeck, Josef Phileas: Marmorirkunst. 2. Aufl. Wien u. a., 1896, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boeck_marmorirkunst_1896/106>, abgerufen am 21.11.2024.