[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 8. Zürich, 1743.Uebersetzung aus einer Handschr. XI. Der Frosch ein Marcktschreyer. ES kam ein Frosch auf eine Wiesen, Da war manch wohlgemachtes Thier, Von Ansehn, herrlich und gepriesen; Die redt er an, und sagte: Glaubt ihr mir, So muß ich euch Artzneyen geben; Dadurch verlängert ihr das Leben. Durch meine grosse Wissenschaft Geb ich den Krancken neue Kraft; Mir mag in allen Königreichen Kein andrer Frosch an Weisheit gleichen, Und selbst der Mensch hat nicht so hohe Kunst. Des hab ich aller Leute Gunst. Ein Fuchs erwiedert drauf: Herr Frosch[, ]ey kan das seyn, Daß sie Artzneyen können geben? Dem widerspricht der grünen Farbe Schein. Verstehn sie diese Kunst, so heilen sie ihr Leben, Und ihre Kranckheit erst; sie machen sich gesund, Hernachmals mich; so wird uns kund, Daß sie ein grosser Doctor sind. Thun sie das nicht, so sind sie blind. XII. Der
Ueberſetzung aus einer Handſchr. XI. Der Froſch ein Marcktſchreyer. ES kam ein Froſch auf eine Wieſen, Da war manch wohlgemachtes Thier, Von Anſehn, herrlich und geprieſen; Die redt er an, und ſagte: Glaubt ihr mir, So muß ich euch Artzneyen geben; Dadurch verlaͤngert ihr das Leben. Durch meine groſſe Wiſſenſchaft Geb ich den Krancken neue Kraft; Mir mag in allen Koͤnigreichen Kein andrer Froſch an Weisheit gleichen, Und ſelbſt der Menſch hat nicht ſo hohe Kunſt. Des hab ich aller Leute Gunſt. Ein Fuchs erwiedert drauf: Herr Froſch[, ]ey kan das ſeyn, Daß ſie Artzneyen koͤnnen geben? Dem widerſpricht der gruͤnen Farbe Schein. Verſtehn ſie dieſe Kunſt, ſo heilen ſie ihr Leben, Und ihre Kranckheit erſt; ſie machen ſich geſund, Hernachmals mich; ſo wird uns kund, Daß ſie ein groſſer Doctor ſind. Thun ſie das nicht, ſo ſind ſie blind. XII. Der
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Ueberſetzung aus einer Handſchr.
XI.
Der Froſch ein Marcktſchreyer.
ES kam ein Froſch auf eine Wieſen,
Da war manch wohlgemachtes Thier,
Von Anſehn, herrlich und geprieſen;
Die redt er an, und ſagte: Glaubt ihr mir,
So muß ich euch Artzneyen geben;
Dadurch verlaͤngert ihr das Leben.
Durch meine groſſe Wiſſenſchaft
Geb ich den Krancken neue Kraft;
Mir mag in allen Koͤnigreichen
Kein andrer Froſch an Weisheit gleichen,
Und ſelbſt der Menſch hat nicht ſo hohe Kunſt.
Des hab ich aller Leute Gunſt.
Ein Fuchs erwiedert drauf: Herr Froſch, ey kan das ſeyn,
Daß ſie Artzneyen koͤnnen geben?
Dem widerſpricht der gruͤnen Farbe Schein.
Verſtehn ſie dieſe Kunſt, ſo heilen ſie ihr Leben,
Und ihre Kranckheit erſt; ſie machen ſich geſund,
Hernachmals mich; ſo wird uns kund,
Daß ſie ein groſſer Doctor ſind.
Thun ſie das nicht, ſo ſind ſie blind.
XII. Der
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