Abhandlung von der Schreibart in Miltons verlohrnen Paradiese.
JCh habe die Begierde noch nicht verloh- ren, meinen Landesleuten das Vortreff- lichschöne und Angenehme in Miltons Paradiese zu ihrem Gebrauche zu entdecken und mitzutheilen. Die neue Uebersetzung und vor- nehmlich die Erklärungen von des Poeten Erfin- dungen, Vorstellungen, und der Ausbildung der- selben, sind Zeugen davon.(*) Jch habe mich in derselben beflissen die Tüchtigkeit der Kunst- mittel vor Augen zu legen, welche der Poet ge- braucht hat, eine gewisse Würckung seiner eige- nen Absicht gemäß in dem Gemüthe hervorzubrin- gen; ich habe gezeiget, daß selbige in der Natur des menschlichen Gemüthes und dessen Verhältniß mit den Sachen gegründet sind; daher die Wür- kungen derselben natürlicher Weise und ohne Zwang folgen müssen. Jch habe viele besondere Nach- richten und Anmerckungen einfliessen lassen, wel- che dienen, die Fähigkeit des Lesers zu erweitern, ihn in die Gedancken, und Vorstellungen des Poeten einzuführen, und die Vorurtheile, wel- che desfalls im Lichte stehen, wegzuräumen. Der ausserordentliche Jnhalt mußte nothwendig in ei- nem gemeinen und am Jrdischen klebenden Verstande, der weder genugsam angebauet, noch
(*) Diese neue Uebersetzung kan auf künftige Oster- messe aus der Presse kommen.
Abhandlung von der Schreibart in Miltons verlohrnen Paradieſe.
JCh habe die Begierde noch nicht verloh- ren, meinen Landesleuten das Vortreff- lichſchoͤne und Angenehme in Miltons Paradieſe zu ihrem Gebrauche zu entdecken und mitzutheilen. Die neue Ueberſetzung und vor- nehmlich die Erklaͤrungen von des Poeten Erfin- dungen, Vorſtellungen, und der Ausbildung der- ſelben, ſind Zeugen davon.(*) Jch habe mich in derſelben befliſſen die Tuͤchtigkeit der Kunſt- mittel vor Augen zu legen, welche der Poet ge- braucht hat, eine gewiſſe Wuͤrckung ſeiner eige- nen Abſicht gemaͤß in dem Gemuͤthe hervorzubrin- gen; ich habe gezeiget, daß ſelbige in der Natur des menſchlichen Gemuͤthes und deſſen Verhaͤltniß mit den Sachen gegruͤndet ſind; daher die Wuͤr- kungen derſelben natuͤrlicher Weiſe und ohne Zwang folgen muͤſſen. Jch habe viele beſondere Nach- richten und Anmerckungen einflieſſen laſſen, wel- che dienen, die Faͤhigkeit des Leſers zu erweitern, ihn in die Gedancken, und Vorſtellungen des Poeten einzufuͤhren, und die Vorurtheile, wel- che desfalls im Lichte ſtehen, wegzuraͤumen. Der auſſerordentliche Jnhalt mußte nothwendig in ei- nem gemeinen und am Jrdiſchen klebenden Verſtande, der weder genugſam angebauet, noch
(*) Dieſe neue Ueberſetzung kan auf kuͤnftige Oſter- meſſe aus der Preſſe kommen.
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Abhandlung
von der Schreibart in Miltons
verlohrnen Paradieſe.
JCh habe die Begierde noch nicht verloh-
ren, meinen Landesleuten das Vortreff-
lichſchoͤne und Angenehme in Miltons
Paradieſe zu ihrem Gebrauche zu entdecken und
mitzutheilen. Die neue Ueberſetzung und vor-
nehmlich die Erklaͤrungen von des Poeten Erfin-
dungen, Vorſtellungen, und der Ausbildung der-
ſelben, ſind Zeugen davon. (*) Jch habe
mich in derſelben befliſſen die Tuͤchtigkeit der Kunſt-
mittel vor Augen zu legen, welche der Poet ge-
braucht hat, eine gewiſſe Wuͤrckung ſeiner eige-
nen Abſicht gemaͤß in dem Gemuͤthe hervorzubrin-
gen; ich habe gezeiget, daß ſelbige in der Natur
des menſchlichen Gemuͤthes und deſſen Verhaͤltniß
mit den Sachen gegruͤndet ſind; daher die Wuͤr-
kungen derſelben natuͤrlicher Weiſe und ohne Zwang
folgen muͤſſen. Jch habe viele beſondere Nach-
richten und Anmerckungen einflieſſen laſſen, wel-
che dienen, die Faͤhigkeit des Leſers zu erweitern,
ihn in die Gedancken, und Vorſtellungen des
Poeten einzufuͤhren, und die Vorurtheile, wel-
che desfalls im Lichte ſtehen, wegzuraͤumen. Der
auſſerordentliche Jnhalt mußte nothwendig in ei-
nem gemeinen und am Jrdiſchen klebenden
Verſtande, der weder genugſam angebauet, noch
(*) Dieſe neue Ueberſetzung kan auf kuͤnftige Oſter-
meſſe aus der Preſſe kommen.
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[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 3. Zürich, 1742, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bodmer_sammlung03_1742/77>, abgerufen am 16.07.2024.
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