Ablehnung des Verdachts, daß die Schweitzerische Nation sich habe überreden lassen, an Miltons Verl. Par. einen Geschmack zu finden.
DEr Hr. G-ttsch-d, der gröste iztlebende Kunstrichter u. Poet Deutschlandes nach Hrn. Tr-ll r, hat im 4ten Art. des 24sten St. sei- ner Crit. Beyt. den Abschlag der D. an Mil- tons Verl. Par. eine Lust zu finden, so bündig gerechtfertiget, daß ihm alle diejenigen Beyfall gegeben haben, die bey ihm in die Schule ge- gangen sind. Er gründet sich auf die unstreitige Freyheit dieser Nation, welche ihren Character, ihre Erziehung, ihre Lustbarkeiten, für sich selber hat, u. nicht gezwungen werden kan, solche mit andern zu vertauschen; am allerwenigsten ihren Geschmack zu ändern, nach dem sie sich dabey je- derzeit wohl befunden, u. bey allen an dern Völ- kern in Ruhm u. Ansehn gebracht hat. Es ist ei- ne Lust zu sehen, wie dapfer er den eigenmächti- gen Zürchischen Kunstrichter zurückeweiset, der die Deuts. zwingen will, ein ausländisches Buch zu bewundern; welche doch den Opitz selbst nicht anderst als freywillig hochgeschätzet haben, bis ein besonderes Schicksal ihn durch seine Gewalt verdrungen. Ein Deutscher kan nicht anders, als eine hohe Meinung von seiner Nation u. sich selbst empfangen, wenn er siehet, wie B-dm-r mit Addison u. der gantzen Engl.
Na-
E 5
Ablehnung des Verdachts, daß die Schweitzeriſche Nation ſich habe uͤberreden laſſen, an Miltons Verl. Par. einen Geſchmack zu finden.
DEr Hr. G-ttſch-d, der groͤſte iztlebende Kunſtrichter u. Poet Deutſchlandes nach Hrn. Tr-ll r, hat im 4ten Art. des 24ſten St. ſei- ner Crit. Beyt. den Abſchlag der D. an Mil- tons Verl. Par. eine Luſt zu finden, ſo buͤndig gerechtfertiget, daß ihm alle diejenigen Beyfall gegeben haben, die bey ihm in die Schule ge- gangen ſind. Er gruͤndet ſich auf die unſtreitige Freyheit dieſer Nation, welche ihren Character, ihre Erziehung, ihre Luſtbarkeiten, fuͤr ſich ſelber hat, u. nicht gezwungen werden kan, ſolche mit andern zu vertauſchen; am allerwenigſten ihren Geſchmack zu aͤndern, nach dem ſie ſich dabey je- derzeit wohl befunden, u. bey allen an dern Voͤl- kern in Ruhm u. Anſehn gebracht hat. Es iſt ei- ne Luſt zu ſehen, wie dapfer er den eigenmaͤchti- gen Zuͤrchiſchen Kunſtrichter zuruͤckeweiſet, der die Deutſ. zwingen will, ein auslaͤndiſches Buch zu bewundern; welche doch den Opitz ſelbſt nicht anderſt als freywillig hochgeſchaͤtzet haben, bis ein beſonderes Schickſal ihn durch ſeine Gewalt verdrungen. Ein Deutſcher kan nicht anders, als eine hohe Meinung von ſeiner Nation u. ſich ſelbſt empfangen, wenn er ſiehet, wie B-dm-r mit Addiſon u. der gantzen Engl.
Na-
E 5
<TEI><text><body><pbfacs="#f0075"n="73"/><divn="1"><head><hirendition="#b">Ablehnung des Verdachts,<lb/>
daß die Schweitzeriſche Nation ſich habe<lb/>
uͤberreden laſſen, an Miltons Verl. Par.<lb/>
einen Geſchmack zu finden.</hi></head><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><p><hirendition="#in">D</hi>Er Hr. G-ttſch-d, der groͤſte iztlebende<lb/>
Kunſtrichter u. Poet Deutſchlandes nach<lb/>
Hrn. Tr-ll r, hat im 4ten Art. des 24ſten St. ſei-<lb/>
ner Crit. Beyt. den Abſchlag der D. an Mil-<lb/>
tons Verl. Par. eine Luſt zu finden, ſo buͤndig<lb/>
gerechtfertiget, daß ihm alle diejenigen Beyfall<lb/>
gegeben haben, die bey ihm in die Schule ge-<lb/>
gangen ſind. Er gruͤndet ſich auf die unſtreitige<lb/>
Freyheit dieſer Nation, welche ihren Character,<lb/>
ihre Erziehung, ihre Luſtbarkeiten, fuͤr ſich ſelber<lb/>
hat, u. nicht gezwungen werden kan, ſolche mit<lb/>
andern zu vertauſchen; am allerwenigſten ihren<lb/>
Geſchmack zu aͤndern, nach dem ſie ſich dabey je-<lb/>
derzeit wohl befunden, u. bey allen an dern Voͤl-<lb/>
kern in Ruhm u. Anſehn gebracht hat. Es iſt ei-<lb/>
ne Luſt zu ſehen, wie dapfer er <hirendition="#fr">den eigenmaͤchti-<lb/>
gen Zuͤrchiſchen Kunſtrichter zuruͤckeweiſet,<lb/>
der die Deutſ. zwingen will, ein auslaͤndiſches<lb/>
Buch zu bewundern;</hi> welche doch den Opitz<lb/>ſelbſt nicht anderſt als <hirendition="#fr">freywillig</hi> hochgeſchaͤtzet<lb/>
haben, bis <hirendition="#fr">ein beſonderes Schickſal ihn</hi> durch<lb/>ſeine Gewalt verdrungen. Ein Deutſcher kan<lb/>
nicht anders, als eine hohe Meinung von ſeiner<lb/>
Nation u. ſich ſelbſt empfangen, wenn er ſiehet,<lb/>
wie B-dm-r mit Addiſon u. der gantzen Engl.<lb/><fwplace="bottom"type="sig">E 5</fw><fwplace="bottom"type="catch">Na-</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[73/0075]
Ablehnung des Verdachts,
daß die Schweitzeriſche Nation ſich habe
uͤberreden laſſen, an Miltons Verl. Par.
einen Geſchmack zu finden.
DEr Hr. G-ttſch-d, der groͤſte iztlebende
Kunſtrichter u. Poet Deutſchlandes nach
Hrn. Tr-ll r, hat im 4ten Art. des 24ſten St. ſei-
ner Crit. Beyt. den Abſchlag der D. an Mil-
tons Verl. Par. eine Luſt zu finden, ſo buͤndig
gerechtfertiget, daß ihm alle diejenigen Beyfall
gegeben haben, die bey ihm in die Schule ge-
gangen ſind. Er gruͤndet ſich auf die unſtreitige
Freyheit dieſer Nation, welche ihren Character,
ihre Erziehung, ihre Luſtbarkeiten, fuͤr ſich ſelber
hat, u. nicht gezwungen werden kan, ſolche mit
andern zu vertauſchen; am allerwenigſten ihren
Geſchmack zu aͤndern, nach dem ſie ſich dabey je-
derzeit wohl befunden, u. bey allen an dern Voͤl-
kern in Ruhm u. Anſehn gebracht hat. Es iſt ei-
ne Luſt zu ſehen, wie dapfer er den eigenmaͤchti-
gen Zuͤrchiſchen Kunſtrichter zuruͤckeweiſet,
der die Deutſ. zwingen will, ein auslaͤndiſches
Buch zu bewundern; welche doch den Opitz
ſelbſt nicht anderſt als freywillig hochgeſchaͤtzet
haben, bis ein beſonderes Schickſal ihn durch
ſeine Gewalt verdrungen. Ein Deutſcher kan
nicht anders, als eine hohe Meinung von ſeiner
Nation u. ſich ſelbſt empfangen, wenn er ſiehet,
wie B-dm-r mit Addiſon u. der gantzen Engl.
Na-
E 5
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und andrer geistvollen Schriften. Bd. 2. Zürich, 1741, S. 73. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bodmer_sammlung02_1741/75>, abgerufen am 23.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.