NJemahls hat ein so treffliches Fragmen- tum von einem noch neuen Buche ein seltsameres Schicksal erlitten, als das gegenwärtige Stücke der Vorrede zu den Fabeln Hrn. D. Tr-ll-rs, welches ich das Glück habe zum Ruhme dieses vornehmen Dichters an das Licht zu stellen, und damit ein Werck zu ergäntzen, welchem die grösten Kenner mit ungedultiger Hoffnung schon ent- gegengesehen hatten, da es noch in dem frucht- baren Gehirne seines Verfassers als in seiner Gebährmutter verschlossen gelegen war; ein Werck, das minder aus einem natürlichen Triebe geflossen, als durch so viele liebreiche Erinnerungen und mächtige Befehle grosser Gönner und Freunde dem Verfasser gleich- sam durch einen Nothzwang abgedrungen worden, und welches ohne den glücklichsten Zufall und meine besondere Neigung der ge- lehrten deutschen Welt zu dienen, auf immer unvollkommen geblieben wäre. Jch versehe mich, daß ich meinen Lesern, bevorab denen, die sich um Hrn. D. Tr-ll-rs Ruhm und Schriften eben so sehr bekümmern, als ich, einen Gefallen erweisen werde, wenn ich ih-
nen
Stuͤcke der Schutzvorrede
Hiſtoriſche Nachricht.
NJemahls hat ein ſo treffliches Fragmen- tum von einem noch neuen Buche ein ſeltſameres Schickſal erlitten, als das gegenwaͤrtige Stuͤcke der Vorrede zu den Fabeln Hrn. D. Tr-ll-rs, welches ich das Gluͤck habe zum Ruhme dieſes vornehmen Dichters an das Licht zu ſtellen, und damit ein Werck zu ergaͤntzen, welchem die groͤſten Kenner mit ungedultiger Hoffnung ſchon ent- gegengeſehen hatten, da es noch in dem frucht- baren Gehirne ſeines Verfaſſers als in ſeiner Gebaͤhrmutter verſchloſſen gelegen war; ein Werck, das minder aus einem natuͤrlichen Triebe gefloſſen, als durch ſo viele liebreiche Erinnerungen und maͤchtige Befehle groſſer Goͤnner und Freunde dem Verfaſſer gleich- ſam durch einen Nothzwang abgedrungen worden, und welches ohne den gluͤcklichſten Zufall und meine beſondere Neigung der ge- lehrten deutſchen Welt zu dienen, auf immer unvollkommen geblieben waͤre. Jch verſehe mich, daß ich meinen Leſern, bevorab denen, die ſich um Hrn. D. Tr-ll-rs Ruhm und Schriften eben ſo ſehr bekuͤmmern, als ich, einen Gefallen erweiſen werde, wenn ich ih-
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Stuͤcke der Schutzvorrede
Hiſtoriſche Nachricht.
NJemahls hat ein ſo treffliches Fragmen-
tum von einem noch neuen Buche ein
ſeltſameres Schickſal erlitten, als
das gegenwaͤrtige Stuͤcke der Vorrede zu den
Fabeln Hrn. D. Tr-ll-rs, welches ich das
Gluͤck habe zum Ruhme dieſes vornehmen
Dichters an das Licht zu ſtellen, und damit
ein Werck zu ergaͤntzen, welchem die groͤſten
Kenner mit ungedultiger Hoffnung ſchon ent-
gegengeſehen hatten, da es noch in dem frucht-
baren Gehirne ſeines Verfaſſers als in ſeiner
Gebaͤhrmutter verſchloſſen gelegen war; ein
Werck, das minder aus einem natuͤrlichen
Triebe gefloſſen, als durch ſo viele liebreiche
Erinnerungen und maͤchtige Befehle groſſer
Goͤnner und Freunde dem Verfaſſer gleich-
ſam durch einen Nothzwang abgedrungen
worden, und welches ohne den gluͤcklichſten
Zufall und meine beſondere Neigung der ge-
lehrten deutſchen Welt zu dienen, auf immer
unvollkommen geblieben waͤre. Jch verſehe
mich, daß ich meinen Leſern, bevorab denen,
die ſich um Hrn. D. Tr-ll-rs Ruhm und
Schriften eben ſo ſehr bekuͤmmern, als ich,
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[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und andrer geistvollen Schriften. Bd. 2. Zürich, 1741, S. 2. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bodmer_sammlung02_1741/4>, abgerufen am 23.02.2025.
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