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[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und andrer geistvollen Schriften. Bd. 1. Zürich, 1741.

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Widerlegung der Relig. Essent.
II.

Hr. Breitinger sezet seiner Schrift eine Vor-
rede für, die zur Einleitung dienet; ihr Jnn-
halt ist dieser: Das einfältige und natürliche
Wesen des christlichen Glaubens ist bald nach
der Apostel Lebzeiten durch vielerley abgeschmak-
te K[ü]nste und unerlaubte Absichten, welche an-
gedeutet werden, gänzlich verstellt, und so ver-
derbt worden, daß es kein Wunder ist, wann
dieser heilige Glauben darüber in Verachtung
gekommen, wenn demselben Sachen beygemessen
worden, woran diese elende Künstler alleine
schuld waren, wenn man endlich von der Ge-
wißheit und Wichtigkeit desselben eben nicht viel
gehalten hat, weil über denselben so viele un-
gleiche Meinungen und Streite entstanden, man
auch daneben an den Bekennern solcher Glau-
benssäze so wenig Friedfertigkeit, Ehrlichkeit,
etc. etc. wahrnehmen können. Fromme und ge-
lehrte Männer konten darum seit der sel. Re-
formation ihren Fleiß nicht besser anwenden, als
diese Schandfleken von der christlichen Religion
abzuwischen, sie in ihrer ersten Einfältigkeit vor
Augen zu legen, das Gewisse und Wichtige von

dem
tigem Werke einen Platz einzuräumen, weil der tiefsin-
nigste Verstand darinnen von dem gesundesten Wize in
dem Vortrage und der Ausführung erhöhet wird, und
sie also mit denen lebhaften Künsten, um die wir uns in
dieser Sammlung eigentlich bekümmern, durch ein merck-
liches Band zusammenhängt. Dazu kömmt noch, daß
der Leser, dem Hr. Breitinger schon aus seinen critisch-
poetischen Werken bekannt worden ist, hier mit Vergnü-
gen antreffen wird, was ihm die Fähigkeit desselben auch
in dieser ernstlichen Wissenschaft zu erkennen geben kan.
Widerlegung der Relig. Eſſent.
II.

Hr. Breitinger ſezet ſeiner Schrift eine Vor-
rede fuͤr, die zur Einleitung dienet; ihr Jnn-
halt iſt dieſer: Das einfaͤltige und natuͤrliche
Weſen des chriſtlichen Glaubens iſt bald nach
der Apoſtel Lebzeiten durch vielerley abgeſchmak-
te K[uͤ]nſte und unerlaubte Abſichten, welche an-
gedeutet werden, gaͤnzlich verſtellt, und ſo ver-
derbt worden, daß es kein Wunder iſt, wann
dieſer heilige Glauben daruͤber in Verachtung
gekommen, wenn demſelben Sachen beygemeſſen
worden, woran dieſe elende Kuͤnſtler alleine
ſchuld waren, wenn man endlich von der Ge-
wißheit und Wichtigkeit deſſelben eben nicht viel
gehalten hat, weil uͤber denſelben ſo viele un-
gleiche Meinungen und Streite entſtanden, man
auch daneben an den Bekennern ſolcher Glau-
bensſaͤze ſo wenig Friedfertigkeit, Ehrlichkeit,
ꝛc. ꝛc. wahrnehmen koͤnnen. Fromme und ge-
lehrte Maͤnner konten darum ſeit der ſel. Re-
formation ihren Fleiß nicht beſſer anwenden, als
dieſe Schandfleken von der chriſtlichen Religion
abzuwiſchen, ſie in ihrer erſten Einfaͤltigkeit vor
Augen zu legen, das Gewiſſe und Wichtige von

dem
tigem Werke einen Platz einzuraͤumen, weil der tiefſin-
nigſte Verſtand darinnen von dem geſundeſten Wize in
dem Vortrage und der Ausfuͤhrung erhoͤhet wird, und
ſie alſo mit denen lebhaften Kuͤnſten, um die wir uns in
dieſer Sammlung eigentlich bekuͤmmern, durch ein merck-
liches Band zuſammenhaͤngt. Dazu koͤmmt noch, daß
der Leſer, dem Hr. Breitinger ſchon aus ſeinen critiſch-
poetiſchen Werken bekannt worden iſt, hier mit Vergnuͤ-
gen antreffen wird, was ihm die Faͤhigkeit deſſelben auch
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[139/0155] Widerlegung der Relig. Eſſent. II. Hr. Breitinger ſezet ſeiner Schrift eine Vor- rede fuͤr, die zur Einleitung dienet; ihr Jnn- halt iſt dieſer: Das einfaͤltige und natuͤrliche Weſen des chriſtlichen Glaubens iſt bald nach der Apoſtel Lebzeiten durch vielerley abgeſchmak- te Kuͤnſte und unerlaubte Abſichten, welche an- gedeutet werden, gaͤnzlich verſtellt, und ſo ver- derbt worden, daß es kein Wunder iſt, wann dieſer heilige Glauben daruͤber in Verachtung gekommen, wenn demſelben Sachen beygemeſſen worden, woran dieſe elende Kuͤnſtler alleine ſchuld waren, wenn man endlich von der Ge- wißheit und Wichtigkeit deſſelben eben nicht viel gehalten hat, weil uͤber denſelben ſo viele un- gleiche Meinungen und Streite entſtanden, man auch daneben an den Bekennern ſolcher Glau- bensſaͤze ſo wenig Friedfertigkeit, Ehrlichkeit, ꝛc. ꝛc. wahrnehmen koͤnnen. Fromme und ge- lehrte Maͤnner konten darum ſeit der ſel. Re- formation ihren Fleiß nicht beſſer anwenden, als dieſe Schandfleken von der chriſtlichen Religion abzuwiſchen, ſie in ihrer erſten Einfaͤltigkeit vor Augen zu legen, das Gewiſſe und Wichtige von dem (*) (*) tigem Werke einen Platz einzuraͤumen, weil der tiefſin- nigſte Verſtand darinnen von dem geſundeſten Wize in dem Vortrage und der Ausfuͤhrung erhoͤhet wird, und ſie alſo mit denen lebhaften Kuͤnſten, um die wir uns in dieſer Sammlung eigentlich bekuͤmmern, durch ein merck- liches Band zuſammenhaͤngt. Dazu koͤmmt noch, daß der Leſer, dem Hr. Breitinger ſchon aus ſeinen critiſch- poetiſchen Werken bekannt worden iſt, hier mit Vergnuͤ- gen antreffen wird, was ihm die Faͤhigkeit deſſelben auch in dieſer ernſtlichen Wiſſenſchaft zu erkennen geben kan.

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Zitationshilfe: [Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und andrer geistvollen Schriften. Bd. 1. Zürich, 1741, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bodmer_sammlung01_1741/155>, abgerufen am 21.11.2024.