Auch die Verschiedenheit der Theile des Kör- pers macht einen Unterschied: es ist z. B. lockerer an den Augenliedern, und an der Vorhaut, straffer hinter den Ohren u. s. w.
§. 34.
Außer diesem allgemeinen Nutzen, den das Zellgewebe dem Körper gewähret, (§. 29. 30.) ist noch ein anderer Vortheil anzuführen, dieser nämlich, daß die Zellen dieses Gewebes zur Auf- nahme verschiedener Flüßigkeiten bestimmt sind.
Und zwar nehmen sie vorzüglich jenen wäßri- gen Duft auf, wovon fast alle Theile des Körpers befeuchtet und schlüpfrig gemacht werden, und denn dieses Zellgewebe gleichsam wie ein Schwamm ein- saugt. a)
a) Wofern man diese zarten Zwischenräume, die wie ein Schwamm einsaugen, Gefäße nennen will, so bin ich mit Hunter ganz einig. (Medical ob- serv. and inquiries Vol. II. p. 27.) daß dieses Zellgewebe, so wie alle andere Theile des Kör- pers, aus Gefäßen bestehet. In dem Sinne hingegen, als ob dieses ganze Zellgewebe aus lau- ter kleinen zurückführenden Röhrchen bestehe, bin ich ganz anderer Meinung, indem mich meine mi- kroscopischen Versuche, die ich mit der größten Genauigkeit angestellt, und wobey ich mich vor allen optischen Täuschungen auf das sorgfältigste verwahret habe, das Gegentheil belehren.
§. 35.
An einigen andern Stellen des menschlichen Körpers nimmt das Zellgewebe auch andere Flü-
Auch die Verschiedenheit der Theile des Kör- pers macht einen Unterschied: es ist z. B. lockerer an den Augenliedern, und an der Vorhaut, straffer hinter den Ohren u. s. w.
§. 34.
Außer diesem allgemeinen Nutzen, den das Zellgewebe dem Körper gewähret, (§. 29. 30.) ist noch ein anderer Vortheil anzuführen, dieser nämlich, daß die Zellen dieses Gewebes zur Auf- nahme verschiedener Flüßigkeiten bestimmt sind.
Und zwar nehmen sie vorzüglich jenen wäßri- gen Duft auf, wovon fast alle Theile des Körpers befeuchtet und schlüpfrig gemacht werden, und denn dieses Zellgewebe gleichsam wie ein Schwamm ein- saugt. a)
a) Wofern man diese zarten Zwischenräume, die wie ein Schwamm einsaugen, Gefäße nennen will, so bin ich mit Hunter ganz einig. (Medical ob- serv. and inquiries Vol. II. p. 27.) daß dieses Zellgewebe, so wie alle andere Theile des Kör- pers, aus Gefäßen bestehet. In dem Sinne hingegen, als ob dieses ganze Zellgewebe aus lau- ter kleinen zurückführenden Röhrchen bestehe, bin ich ganz anderer Meinung, indem mich meine mi- kroscopischen Versuche, die ich mit der größten Genauigkeit angestellt, und wobey ich mich vor allen optischen Täuschungen auf das sorgfältigste verwahret habe, das Gegentheil belehren.
§. 35.
An einigen andern Stellen des menschlichen Körpers nimmt das Zellgewebe auch andere Flü-
<TEI><textxml:id="blume_hbnatur_000072"><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0039"xml:id="pb021_0001"n="21"/>
Auch die Verschiedenheit der Theile des Kör-<lb/>
pers macht einen Unterschied: es ist z. B. lockerer<lb/>
an den Augenliedern, und an der Vorhaut, straffer<lb/>
hinter den Ohren u. s. w.</p></div><divn="2"><headrendition="#c">§. 34.</head><lb/><p>Außer diesem allgemeinen Nutzen, den das<lb/>
Zellgewebe dem Körper gewähret, (§. 29. 30.)<lb/>
ist noch ein anderer Vortheil anzuführen, dieser<lb/>
nämlich, daß die Zellen dieses Gewebes zur Auf-<lb/>
nahme verschiedener Flüßigkeiten bestimmt sind.</p><p>Und zwar nehmen sie vorzüglich jenen wäßri-<lb/>
gen Duft auf, wovon fast alle Theile des Körpers<lb/>
befeuchtet und schlüpfrig gemacht werden, und denn<lb/>
dieses Zellgewebe gleichsam wie ein Schwamm ein-<lb/>
saugt. <hirendition="#i"><hirendition="#aq">a</hi></hi>)</p><prendition="#indent-2"><hirendition="#i"><hirendition="#aq">a</hi></hi>) Wofern man diese zarten Zwischenräume, die wie<lb/>
ein Schwamm einsaugen, Gefäße nennen will,<lb/>
so bin ich mit Hunter ganz einig. (<hirendition="#aq">Medical ob-<lb/>
serv. and inquiries Vol</hi>. II. <hirendition="#aq">p</hi>. 27.) daß dieses<lb/>
Zellgewebe, so wie alle andere Theile des Kör-<lb/>
pers, aus Gefäßen bestehet. In dem Sinne<lb/>
hingegen, als ob dieses ganze Zellgewebe aus lau-<lb/>
ter kleinen zurückführenden Röhrchen bestehe, bin<lb/>
ich ganz anderer Meinung, indem mich meine mi-<lb/>
kroscopischen Versuche, die ich mit der größten<lb/>
Genauigkeit angestellt, und wobey ich mich vor<lb/>
allen optischen Täuschungen auf das sorgfältigste<lb/>
verwahret habe, das Gegentheil belehren.</p></div><divn="2"><headrendition="#c">§. 35.</head><lb/><p>An einigen andern Stellen des menschlichen<lb/>
Körpers nimmt das Zellgewebe auch andere Flü-<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[21/0039]
Auch die Verschiedenheit der Theile des Kör-
pers macht einen Unterschied: es ist z. B. lockerer
an den Augenliedern, und an der Vorhaut, straffer
hinter den Ohren u. s. w.
§. 34.
Außer diesem allgemeinen Nutzen, den das
Zellgewebe dem Körper gewähret, (§. 29. 30.)
ist noch ein anderer Vortheil anzuführen, dieser
nämlich, daß die Zellen dieses Gewebes zur Auf-
nahme verschiedener Flüßigkeiten bestimmt sind.
Und zwar nehmen sie vorzüglich jenen wäßri-
gen Duft auf, wovon fast alle Theile des Körpers
befeuchtet und schlüpfrig gemacht werden, und denn
dieses Zellgewebe gleichsam wie ein Schwamm ein-
saugt. a)
a) Wofern man diese zarten Zwischenräume, die wie
ein Schwamm einsaugen, Gefäße nennen will,
so bin ich mit Hunter ganz einig. (Medical ob-
serv. and inquiries Vol. II. p. 27.) daß dieses
Zellgewebe, so wie alle andere Theile des Kör-
pers, aus Gefäßen bestehet. In dem Sinne
hingegen, als ob dieses ganze Zellgewebe aus lau-
ter kleinen zurückführenden Röhrchen bestehe, bin
ich ganz anderer Meinung, indem mich meine mi-
kroscopischen Versuche, die ich mit der größten
Genauigkeit angestellt, und wobey ich mich vor
allen optischen Täuschungen auf das sorgfältigste
verwahret habe, das Gegentheil belehren.
§. 35.
An einigen andern Stellen des menschlichen
Körpers nimmt das Zellgewebe auch andere Flü-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Blumenbach, Johann Friedrich: Anfangsgründe der Physiologie. (Übers. Joseph Eyerel). 2. Aufl. Wien, 1795, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_physiologie_1795/39>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.