Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Blumenbach, Johann Friedrich: Anfangsgründe der Physiologie. (Übers. Joseph Eyerel). 2. Aufl. Wien, 1795.

Bild:
<< vorherige Seite

Der vorzüglichste Bestandtheil der Galle ist
das Brennbare a), das in dem aus der Pfort-
ader zurückfließenden Blute in großer Menge sich
befindet.

a) Moore de bile. Edinb. 1780. p. 21.

§. 390.

Von diesem entzündlichen Bestandtheil, den
man am leichtesten an der ausgetrockneten Galle,
noch auffallender aber an den Gallensteinen a) wahr-
nimmt, indem dieser eingedickte Saft Flammen
fängt, rührt die auszeichnende Farbe, der Geruch
u. s. w. der Galle her; und von eben diesem Be-
standtheil sind auch die Wirkungen der Galle auf
das Verdauungsgeschäft vorzüglich herzuleiten.

a) Obgleich die Gallensteine an Gestalt, Krystalli-
sation u. s. w. sehr verschieben sind, so kamen alle
Gallensteine, die ich untersuchte (wozu man in
Göttingen öfters Gelegenheit hat), darinn überein,
daß sie sich leicht entzündeten, und aus einem dem
Wallrath ähnlichen Gewebe bestanden.

§. 391.

Der Nutzen der Galle besteht nicht darinn,
daß sie als ein seifenhaftes Gemische die wässe-
rigten und öligten Theile mit einander verbindet;
(ein Irrthum des Boerhaavens, der sowohl
durch Schröders a) als durch anderer Physiolo-
gen b) angestellte und wiederholte Versuche voll-
kommen widerlegt ist.) Die Galle dient vielmehr
dazu, die schon vereinigten Bestandtheile zu zer-

Der vorzüglichste Bestandtheil der Galle ist
das Brennbare a), das in dem aus der Pfort-
ader zurückfließenden Blute in großer Menge sich
befindet.

a) Moore de bile. Edinb. 1780. p. 21.

§. 390.

Von diesem entzündlichen Bestandtheil, den
man am leichtesten an der ausgetrockneten Galle,
noch auffallender aber an den Gallensteinen a) wahr-
nimmt, indem dieser eingedickte Saft Flammen
fängt, rührt die auszeichnende Farbe, der Geruch
u. s. w. der Galle her; und von eben diesem Be-
standtheil sind auch die Wirkungen der Galle auf
das Verdauungsgeschäft vorzüglich herzuleiten.

a) Obgleich die Gallensteine an Gestalt, Krystalli-
sation u. s. w. sehr verschieben sind, so kamen alle
Gallensteine, die ich untersuchte (wozu man in
Göttingen öfters Gelegenheit hat), darinn überein,
daß sie sich leicht entzündeten, und aus einem dem
Wallrath ähnlichen Gewebe bestanden.

§. 391.

Der Nutzen der Galle besteht nicht darinn,
daß sie als ein seifenhaftes Gemische die wässe-
rigten und öligten Theile mit einander verbindet;
(ein Irrthum des Boerhaavens, der sowohl
durch Schröders a) als durch anderer Physiolo-
gen b) angestellte und wiederholte Versuche voll-
kommen widerlegt ist.) Die Galle dient vielmehr
dazu, die schon vereinigten Bestandtheile zu zer-

<TEI>
  <text xml:id="blume_hbnatur_000072">
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0253" xml:id="pb237_0001" n="237"/>
Der vorzüglichste Bestandtheil der Galle ist<lb/>
das Brennbare <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">a</hi></hi>), das in dem aus der Pfort-<lb/>
ader zurückfließenden Blute in großer Menge sich<lb/>
befindet.</p>
          <p rendition="#indent-2"><hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">a) Moore</hi></hi><hi rendition="#aq">de bile. Edinb</hi>. 1780. <hi rendition="#aq">p</hi>. 21.</p>
        </div>
        <div n="2">
          <head rendition="#c">§. 390.</head><lb/>
          <p>Von diesem entzündlichen Bestandtheil, den<lb/>
man am leichtesten an der ausgetrockneten Galle,<lb/>
noch auffallender aber an den Gallensteinen <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">a</hi></hi>) wahr-<lb/>
nimmt, indem dieser eingedickte Saft Flammen<lb/>
fängt, rührt die auszeichnende Farbe, der Geruch<lb/>
u. s. w. der Galle her; und von eben diesem Be-<lb/>
standtheil sind auch die Wirkungen der Galle auf<lb/>
das Verdauungsgeschäft vorzüglich herzuleiten.</p>
          <p rendition="#indent-2"><hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">a</hi></hi>) Obgleich die Gallensteine an Gestalt, Krystalli-<lb/>
sation u. s. w. sehr verschieben sind, so kamen alle<lb/>
Gallensteine, die ich untersuchte (wozu man in<lb/>
Göttingen öfters Gelegenheit hat), darinn überein,<lb/>
daß sie sich leicht entzündeten, und aus einem dem<lb/>
Wallrath ähnlichen Gewebe bestanden.</p>
        </div>
        <div n="2">
          <head rendition="#c">§. 391.</head><lb/>
          <p>Der Nutzen der Galle besteht nicht darinn,<lb/>
daß sie als ein seifenhaftes Gemische die wässe-<lb/>
rigten und öligten Theile mit einander verbindet;<lb/>
(ein Irrthum des Boerhaavens, der sowohl<lb/>
durch Schröders <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">a</hi></hi>) als durch anderer Physiolo-<lb/>
gen <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">b</hi></hi>) angestellte und wiederholte Versuche voll-<lb/>
kommen widerlegt ist.) Die Galle dient vielmehr<lb/>
dazu, die schon vereinigten Bestandtheile zu zer-<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[237/0253] Der vorzüglichste Bestandtheil der Galle ist das Brennbare a), das in dem aus der Pfort- ader zurückfließenden Blute in großer Menge sich befindet. a) Moore de bile. Edinb. 1780. p. 21. §. 390. Von diesem entzündlichen Bestandtheil, den man am leichtesten an der ausgetrockneten Galle, noch auffallender aber an den Gallensteinen a) wahr- nimmt, indem dieser eingedickte Saft Flammen fängt, rührt die auszeichnende Farbe, der Geruch u. s. w. der Galle her; und von eben diesem Be- standtheil sind auch die Wirkungen der Galle auf das Verdauungsgeschäft vorzüglich herzuleiten. a) Obgleich die Gallensteine an Gestalt, Krystalli- sation u. s. w. sehr verschieben sind, so kamen alle Gallensteine, die ich untersuchte (wozu man in Göttingen öfters Gelegenheit hat), darinn überein, daß sie sich leicht entzündeten, und aus einem dem Wallrath ähnlichen Gewebe bestanden. §. 391. Der Nutzen der Galle besteht nicht darinn, daß sie als ein seifenhaftes Gemische die wässe- rigten und öligten Theile mit einander verbindet; (ein Irrthum des Boerhaavens, der sowohl durch Schröders a) als durch anderer Physiolo- gen b) angestellte und wiederholte Versuche voll- kommen widerlegt ist.) Die Galle dient vielmehr dazu, die schon vereinigten Bestandtheile zu zer-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Editura GmbH & Co.KG, Berlin: Volltexterstellung und Basis-TEI-Auszeichung
Johann Friedrich Blumenbach – online: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-08-26T09:00:15Z)
Frank Wiegand: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2013-08-26T09:00:15Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Nicht erfasst: Bogensignaturen und Kustoden, Kolumnentitel.
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterschiede zugunsten der Identifizierung von <titlePart>s verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.
  • Langes ſ: als s transkribiert.
  • Hochgestellte e über Vokalen: in moderner Schreibweise erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_physiologie_1795
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_physiologie_1795/253
Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Anfangsgründe der Physiologie. (Übers. Joseph Eyerel). 2. Aufl. Wien, 1795, S. 237. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_physiologie_1795/253>, abgerufen am 21.12.2024.