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Blumenbach, Johann Friedrich: Anfangsgründe der Physiologie. (Übers. Joseph Eyerel). 2. Aufl. Wien, 1795.

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schaftlich, obgleich in einer ungleich größern Voll-
kommenheit; denn keine Gattung der Thiere hat
ein so viel befassendes, dauerhaftes Gedächtniß,
eine solche Lebhaftigkeit der Einbildungskraft, und
so einherstürmende Leidenschaften.

§. 288.

Allein das größte und einzige Vorrecht der
Menschenseele besteht in dem Gebrauche des Ver-
standes, der nicht nur die Quelle unserer Beurthei-
lungskraft und unserer abgezogenen Begriffe ist,
sondern auch über alle andere Geistesfähigkeiten
seine Herrschaft verbreitet; da hingegen die Thiere,
damit die Verrichtungen den Absichten der Natur
entsprechen, in Ermanglung des Verstandes mit
blinden und unwillkührlichen Trieben (instinctus)
ausgerüstet sind, die dem Menschen, den Geschlechts-
trieb ausgenommen, versagt sind.

§. 289.

Der Unterschied aber, welcher zwischen dem
Instinkt der Thiere, und zwischen dem menschlichen
Verstande Statt findet, fällt deutlich in die Augen.

Der Instinkt ist eine angebohrne Fähigkeit,
der Verstand hingegen ein Resultat der Kultur,
und der Erziehung.

Die Instinkte bleiben immer dieselben, sind
keiner Erweiterung fähig, u. s. w. Die Erweite-
rung des Verstandes hat keine bestimmten Grenzen.

Der Instinkt entspricht genau der Lebenswei-
se, dem Klima u. s. w. einer jeglichen Thiergat-
tung, und paßt also schon aus diesem Grunde
nicht auf dem Menschen, der an kein Klima, an

schaftlich, obgleich in einer ungleich größern Voll-
kommenheit; denn keine Gattung der Thiere hat
ein so viel befassendes, dauerhaftes Gedächtniß,
eine solche Lebhaftigkeit der Einbildungskraft, und
so einherstürmende Leidenschaften.

§. 288.

Allein das größte und einzige Vorrecht der
Menschenseele besteht in dem Gebrauche des Ver-
standes, der nicht nur die Quelle unserer Beurthei-
lungskraft und unserer abgezogenen Begriffe ist,
sondern auch über alle andere Geistesfähigkeiten
seine Herrschaft verbreitet; da hingegen die Thiere,
damit die Verrichtungen den Absichten der Natur
entsprechen, in Ermanglung des Verstandes mit
blinden und unwillkührlichen Trieben (instinctus)
ausgerüstet sind, die dem Menschen, den Geschlechts-
trieb ausgenommen, versagt sind.

§. 289.

Der Unterschied aber, welcher zwischen dem
Instinkt der Thiere, und zwischen dem menschlichen
Verstande Statt findet, fällt deutlich in die Augen.

Der Instinkt ist eine angebohrne Fähigkeit,
der Verstand hingegen ein Resultat der Kultur,
und der Erziehung.

Die Instinkte bleiben immer dieselben, sind
keiner Erweiterung fähig, u. s. w. Die Erweite-
rung des Verstandes hat keine bestimmten Grenzen.

Der Instinkt entspricht genau der Lebenswei-
se, dem Klima u. s. w. einer jeglichen Thiergat-
tung, und paßt also schon aus diesem Grunde
nicht auf dem Menschen, der an kein Klima, an

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[182/0198] schaftlich, obgleich in einer ungleich größern Voll- kommenheit; denn keine Gattung der Thiere hat ein so viel befassendes, dauerhaftes Gedächtniß, eine solche Lebhaftigkeit der Einbildungskraft, und so einherstürmende Leidenschaften. §. 288. Allein das größte und einzige Vorrecht der Menschenseele besteht in dem Gebrauche des Ver- standes, der nicht nur die Quelle unserer Beurthei- lungskraft und unserer abgezogenen Begriffe ist, sondern auch über alle andere Geistesfähigkeiten seine Herrschaft verbreitet; da hingegen die Thiere, damit die Verrichtungen den Absichten der Natur entsprechen, in Ermanglung des Verstandes mit blinden und unwillkührlichen Trieben (instinctus) ausgerüstet sind, die dem Menschen, den Geschlechts- trieb ausgenommen, versagt sind. §. 289. Der Unterschied aber, welcher zwischen dem Instinkt der Thiere, und zwischen dem menschlichen Verstande Statt findet, fällt deutlich in die Augen. Der Instinkt ist eine angebohrne Fähigkeit, der Verstand hingegen ein Resultat der Kultur, und der Erziehung. Die Instinkte bleiben immer dieselben, sind keiner Erweiterung fähig, u. s. w. Die Erweite- rung des Verstandes hat keine bestimmten Grenzen. Der Instinkt entspricht genau der Lebenswei- se, dem Klima u. s. w. einer jeglichen Thiergat- tung, und paßt also schon aus diesem Grunde nicht auf dem Menschen, der an kein Klima, an

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Anfangsgründe der Physiologie. (Übers. Joseph Eyerel). 2. Aufl. Wien, 1795, S. 182. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_physiologie_1795/198>, abgerufen am 21.11.2024.