re, das nur 5 Quentchen Gehirn besitzt, doch ei- ne vorzüglichere Fähigkeit durchs Gesicht erhalte- ne Empfindungen und Eindrücke aufzubewahren, folglich in der That ein größers Gehirn zuschrei- ben können. Denn rechne ich auf jedes Hundert von Nervenfasern ein Quentchen Gehirn, so bleiben dem absolut kleinern Gehirn dennoch zwey Quent- chen übrig, wenn das größte nur ein Quentchen behält.
Zum 207. §.
Scarpa (anatom. annotat. L. 1. de ner- vorum gangliis) theilt die Nervenknoten in ein- fache (gangIia simplicia, oder spinalia) und in zusammengesetzte (composita, oder non spinalia) ein. Die ersten sind an den Wurzeln der Rück- gradnerven längst des ganzen Rückgrads befindlich, und es bestehen solche blos aus einem einzigen Nerven. Die zusammengesetzten Nervenknoten hingegen sind in den übrigen Theilen des Körpers zerstreut, und werden aus vielen und verschiede- nen sich mit einander verbindenden Nervenfäden gebildet. - Unter den allgemeinen Bedeckungen dieser Nervenknoten findet sich eine weiche, safti- ge, gelblichte Substanz, welche von den Physio- logen sonst mit der Gehirnsubstanz verglichen wur- de, die aber nach des Scarpa Untersuchungen ein wahres, zwischen den Nervenfäden gelegenes Zell- gewebe ist, welches in fetten Körpern einen di- cken öligten Saft, in magern aber eine dünne graue Substanz enthält; bey wassersüchtigen Kör- pern war dieses Zellgewebe der Nervenknoten mit eben der serösen Feuchtigkeit erfüllt, welche sich
re, das nur 5 Quentchen Gehirn besitzt, doch ei- ne vorzüglichere Fähigkeit durchs Gesicht erhalte- ne Empfindungen und Eindrücke aufzubewahren, folglich in der That ein größers Gehirn zuschrei- ben können. Denn rechne ich auf jedes Hundert von Nervenfasern ein Quentchen Gehirn, so bleiben dem absolut kleinern Gehirn dennoch zwey Quent- chen übrig, wenn das größte nur ein Quentchen behält.
Zum 207. §.
Scarpa (anatom. annotat. L. 1. de ner- vorum gangliis) theilt die Nervenknoten in ein- fache (gangIia simplicia, oder spinalia) und in zusammengesetzte (composita, oder non spinalia) ein. Die ersten sind an den Wurzeln der Rück- gradnerven längst des ganzen Rückgrads befindlich, und es bestehen solche blos aus einem einzigen Nerven. Die zusammengesetzten Nervenknoten hingegen sind in den übrigen Theilen des Körpers zerstreut, und werden aus vielen und verschiede- nen sich mit einander verbindenden Nervenfäden gebildet. – Unter den allgemeinen Bedeckungen dieser Nervenknoten findet sich eine weiche, safti- ge, gelblichte Substanz, welche von den Physio- logen sonst mit der Gehirnsubstanz verglichen wur- de, die aber nach des Scarpa Untersuchungen ein wahres, zwischen den Nervenfäden gelegenes Zell- gewebe ist, welches in fetten Körpern einen di- cken öligten Saft, in magern aber eine dünne graue Substanz enthält; bey wassersüchtigen Kör- pern war dieses Zellgewebe der Nervenknoten mit eben der serösen Feuchtigkeit erfüllt, welche sich
<TEI><textxml:id="blume_hbnatur_000071"><back><divtype="addenda"n="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0413"xml:id="pb395_0001"n="395"/>
re, das nur 5 Quentchen Gehirn besitzt, doch ei-<lb/>
ne vorzüglichere Fähigkeit durchs Gesicht erhalte-<lb/>
ne Empfindungen und Eindrücke aufzubewahren,<lb/>
folglich in der That ein größers Gehirn zuschrei-<lb/>
ben können. Denn rechne ich auf jedes Hundert<lb/>
von Nervenfasern ein Quentchen Gehirn, so bleiben<lb/>
dem absolut kleinern Gehirn dennoch zwey Quent-<lb/>
chen übrig, wenn das größte nur ein Quentchen<lb/>
behält.</p></div><divn="2"><headrendition="#c">Zum 207. §.</head><lb/><p>Scarpa (<hirendition="#aq">anatom. annotat. L</hi>. 1. <hirendition="#aq">de ner-<lb/>
vorum gangliis</hi>) theilt die Nervenknoten in ein-<lb/>
fache (<hirendition="#aq">gangIia simplicia</hi>, oder <hirendition="#aq">spinalia</hi>) und in<lb/>
zusammengesetzte (<hirendition="#aq">composita</hi>, oder <hirendition="#aq">non spinalia</hi>)<lb/>
ein. Die ersten sind an den Wurzeln der Rück-<lb/>
gradnerven längst des ganzen Rückgrads befindlich,<lb/>
und es bestehen solche blos aus einem einzigen<lb/>
Nerven. Die zusammengesetzten Nervenknoten<lb/>
hingegen sind in den übrigen Theilen des Körpers<lb/>
zerstreut, und werden aus vielen und verschiede-<lb/>
nen sich mit einander verbindenden Nervenfäden<lb/>
gebildet. – Unter den allgemeinen Bedeckungen<lb/>
dieser Nervenknoten findet sich eine weiche, safti-<lb/>
ge, gelblichte Substanz, welche von den Physio-<lb/>
logen sonst mit der Gehirnsubstanz verglichen wur-<lb/>
de, die aber nach des Scarpa Untersuchungen ein<lb/>
wahres, zwischen den Nervenfäden gelegenes Zell-<lb/>
gewebe ist, welches in fetten Körpern einen di-<lb/>
cken öligten Saft, in magern aber eine dünne<lb/>
graue Substanz enthält; bey wassersüchtigen Kör-<lb/>
pern war dieses Zellgewebe der Nervenknoten mit<lb/>
eben der serösen Feuchtigkeit erfüllt, welche sich<lb/></p></div></div></back></text></TEI>
[395/0413]
re, das nur 5 Quentchen Gehirn besitzt, doch ei-
ne vorzüglichere Fähigkeit durchs Gesicht erhalte-
ne Empfindungen und Eindrücke aufzubewahren,
folglich in der That ein größers Gehirn zuschrei-
ben können. Denn rechne ich auf jedes Hundert
von Nervenfasern ein Quentchen Gehirn, so bleiben
dem absolut kleinern Gehirn dennoch zwey Quent-
chen übrig, wenn das größte nur ein Quentchen
behält.
Zum 207. §.
Scarpa (anatom. annotat. L. 1. de ner-
vorum gangliis) theilt die Nervenknoten in ein-
fache (gangIia simplicia, oder spinalia) und in
zusammengesetzte (composita, oder non spinalia)
ein. Die ersten sind an den Wurzeln der Rück-
gradnerven längst des ganzen Rückgrads befindlich,
und es bestehen solche blos aus einem einzigen
Nerven. Die zusammengesetzten Nervenknoten
hingegen sind in den übrigen Theilen des Körpers
zerstreut, und werden aus vielen und verschiede-
nen sich mit einander verbindenden Nervenfäden
gebildet. – Unter den allgemeinen Bedeckungen
dieser Nervenknoten findet sich eine weiche, safti-
ge, gelblichte Substanz, welche von den Physio-
logen sonst mit der Gehirnsubstanz verglichen wur-
de, die aber nach des Scarpa Untersuchungen ein
wahres, zwischen den Nervenfäden gelegenes Zell-
gewebe ist, welches in fetten Körpern einen di-
cken öligten Saft, in magern aber eine dünne
graue Substanz enthält; bey wassersüchtigen Kör-
pern war dieses Zellgewebe der Nervenknoten mit
eben der serösen Feuchtigkeit erfüllt, welche sich
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Blumenbach, Johann Friedrich: Anfangsgründe der Physiologie. (Übers. Joseph Eyerel). Wien, 1789, S. 395. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_physiologie_1789/413>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.